Die Fahrt nach Speyer mit 29 Jugendlichen und 5 Betreuern, organisiert und betreut von Annette Folkendt, begann am 3. September 2020 mit dem Besuch des Technik-Museums in Speyer, das 1990 als Erweiterungsmöglichkeit des Auto &Technik Museum Sinsheim gegründet wurde. Die Schüler wurden in 5 kleine Gruppen eingeteilt, die je eine erwachsene Betreuerin hatten, um die notwendigen Corona-Schutz-Maßnahmen einzuhalten.
Peter (16) und Jurji (15) berichten: „Die Besichtigung des Technik–Museums war nicht nur aufschlussreich, sondern auch sehr beeindruckend mit all den Fahrzeugen und Maschinen. Die ausgestellten Autos/ Fahrzeuge haben gut den damaligen Geschmack der Gesellschaft wiedergegeben, der sogar uns Kindern der Neuzeit gefällt, auch wenn die Sicherheitsvorkehrungen von früher nicht die besten waren. Auch die Weltall-Ausstellung hat uns sehr interessiert, wobei ich mich gewundert habe, wie man schon zur solcher Zeit und mit solchen einfachen Geräten das All und den Mond trotzdem betreten konnte.“ Die Gruppen konnten anhand von einem Fragebogen für ein Quiz viele Besonderheiten sowie wichtige Leistungsmerkmale der Exponate herausfinden. Julia (15): „Wir waren im Technischen Museum und es hat mir persönlich sehr gut gefallen. Wir alle konnten dort was lernen über Flugzeuge, das All, Autos, Züge, Motorräder und Busse. Am besten hat mir aber das große Flugzeug (Lufthansa) gefallen, dass wir trotz Corona betreten durften. Außerdem gab es einen Außenbereich mit vielen Attraktionen die wir ausprobieren durften. Am Ende waren wir dann noch im Kino IMAX, wo wir einen Film über ein Korallenriff im Südpazifik angeschaut haben. Der Ausflug hat mir ganz gut gefallen“.
Im Gebäude „Museum Wilhelmsbau“, das die größte Sammlung selbstspielender Musikinstrumente beherbergt, waren alle auch von den Raritätenexponaten begeistert. Die Ausstellung historischer Moden, die von der Gründerzeit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis zu den 1950-er Jahren zusammengetragen wurden, begeisterten Emily (14), Xenia (14) und Alexandra(14): „Im Wilhelmsbau gab es besondere Puppen. Die Kleidung war außergewöhnlich und sah aus wie im Mittelalter. Die Inneneinrichtung sah altertümlich aus. Es gab auch ausgestopfte Tiere und Jagdgewehre (es war alles gesichert). Einen Musiksaal gab es auch, mit Soundeffekten“.
Die Übernachtung fand in der Kurpfalz-Jugendherberge Speyer statt. Leonie (14) und Fiona (14) berichten folgendes darüber: „Als wir vom Technischen Museum kamen, fuhren wir weiter zu unserer Jugendherberge. Wir bezogen erst mal die Betten. Um 18:00 Uhr gab es ein leckeres Abendessen. Danach gingen wir auf einen Spaziergang am Rhein entlang. Man stellte uns nachher einen großen Raum zur Verfügung und einige von uns spielten dort ein paar Gemeinschaftsspiele, während die anderen draußen saßen oder in ihren Zimmern waren. Um 22:00 Uhr gingen wir nach einem ereignisvollen Tag schlafen. Das Frühstück gab es am nächsten Tag um 8:00 Uhr, bevor wir uns fertig machten um aus der Jugendherberge auszuchecken.“ Auch Julia (10) und Karolin (12) berichten über den gemütlichen Abend am Rhein: „Gestern Abend spazierten wir am Rhein entlang. Wir hatten noch ein Kunstwerk betrachtet, dass eine Welle darstellen sollte. Aber man könnte sich dabei auch andere Sachen denken. Danach gingen wir zu einer Uferstelle wo eine Sandbar war. Wir tranken alkoholfreie Getränke und hörten Musik. Auf Liegestühlen hatten wir es uns gemütlich gemacht. Karolin hatte Geburtstag. Weil wir ja am Abend kamen, waren die Lichterketten an. Maximilian ist von einer Hängematte gefallen. Er hatte sie aus Versehen kaputt gemacht. Aber wir haben sie dann wieder repariert. Karolin fand ihren Geburtstag mega schön. Julia fand es auch schön. Danke für den tollen lustigen und verrückten Geburtstag!“
Die Besichtigung des Domes zu Speyer war das nächste Programmziel. Diana (16) und Veronika(15), Mitglieder des Malkurses im HdH, berichten: „ Am Vormittag des 4. September besuchten wir den Speyerer Dom. Dieses Gebäude ist die größte romanische Kathedrale der Welt und ist ein Weltkulturerbe der UNESCO. Dort besuchten wir die Grabstätten von Kaisern und Königen des Mittelalters. Im neu eröffneten Kaisersaal durften wir Fresken des Malers Johann Baptist Schraudolph sehen. Nachdem wir 304 Stufen gestiegen sind, erreichten wir eine kleine Aussichtsplattform mit atemberaubendem Ausblick auf Speyer. Besonders schön war, dass wir Audio-Gides zur Verfügung gestellt bekommen haben, durch die wir zusätzlich Informationen bekommen haben.“ Vio (14): „ Mir persönlich hat der Kaisersaal und der Turm gefallen. Am meisten haben mir der wunderbare Ausblick und die Atmosphäre im Kaisersaal gefallen. Der Dom ist wunderschön und riesig. In der Krypta waren die Kaisergräber, es war dunkel und ein komisches Gefühl war da, wenn man weiß, dass dort echte Menschen liegen. Jathusa (16): „Mir persönlich hat der Dom und der Turm voll gefallen. ( …) der Dom ist echt bunt und das gefällt mir.“
Nächster Besichtigungspunkt der Kulturreise war Schloss Horneck in Gundelsheim, Sitz der wichtigsten Kultureinrichtungen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Frau Martina Handel, Mitarbeiterin in der Verwaltung, führte in zwei Gruppen durch das Schloss und durch renovierte Räume, indem sie kurz auf unterschiedliche Nutzungen des Schlosses einging, das ca. 1254 als Burg dem Deutschen Orden gestiftet worden war. Seit 2015 ist es das „Kulturzentrum Schloss Horneck“ und beherbergt u.a. das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv sowie das Siebenbürgische Museum. Die russlanddeutschen Jugendlichen erlebten zum ersten Mal Exponate aus Siebenbürgen und zeigten sich interessiert besonders an den ausgestellten Bildern. Begleitet von der Kunstlehrerin Irina Trautwein wurde eine kurze Malunterrichtsstunde in der Sonderausstellung „Siebenbürgische Künstlerinnen und Künstler in Europa“ abgehalten. Die verschiedenen Techniken der Bilder sowie die Kompositionen und Themen wurden erörtert. Das Gemälde von Friedrich Miess „Italienische Landschaft“ wurde detailliert analysiert. Am schönsten fanden sie dabei den Lichteinfang. Fabian (14), Daniel (12), Maximilian (14), Mark (14) und Julia (10) aus der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Herzogenaurach berichten: „Heute besuchten wir das Schloss Horneck, das renoviert wurde und früher unter anderem ein Altenheim und ein Lazarett war nach dem 2 Weltkrieg. Die Zimmer sind echt schön renoviert worden und die Übernachtungszimmer sehr neumodisch. Außerdem ist im Schloss das Siebenbürgische Museum, wo es viele Antiquitäten zu sehen gab. Wir fanden das Museum interessant, wie die damaligen Menschen gelebt haben und welch besondere Kleider und Trachten sie getragen haben. Da konnten wir viel Wissenswertes bestaunen und mitnehmen.“ Diese Jugendlichen, die selber beim Volkstanzen in der Festtracht auftreten, waren von den Alltagstrachten sehr beeindruckt. Die Trachten der Schülervereinigungen waren ihnen auch neu und sie staunten bei den Erzählungen über die ehemalige Schülerselbstverwaltung in den Gymnasien und der Handelsschule in Siebenbürgen.
Mit vielen neuen Eindrücken kehrten die Teilnehmer der Studienfahrt nach Franken zurück. Der Vorstand des Hauses der Heimat ist dankbar für die Förderung dieses Jugendprojektes durch den Bezirk Mittelfranken und freut sich über die positive Resonanz der teilnehmenden Jugendlichen, die sich durch diese Erfahrungen ihre neue Heimat ein Stück weiter erschlossen und durch den Besuch in Gundelsheim auch ein Stück Aussiedlergeschichte erlebt haben.
Doris Hutter