Haus der Heimat „wertvoller Anker für die Stadtgesellschaft“
Einweihung des erweiterten Hauses beim Fest unter der Eiche
Der diesjährige Schirmherr des Festes unter der Eiche am 23. Juli ist seit vielen Jahren regelmäßig gerngesehener Gast im Haus der Heimat (HdH) Nürnberg. Diesmal kam Marcus König als Oberbürgermeister von Nürnberg und betonte, dass es in dieser schwierigen Zeit umso wichtiger sei, einen Ort zu haben, wo man sich treffen und austauschen könne.
In seiner Festrede griff Marcus König die Kultur der Deutschen, die vertrieben worden sind, als „ein Teil von uns“ auf und nahm die Eiche als Symbol: “Sie hat Wurzeln und ist fest im Boden verankert. Der Stamm ist hier in Nürnberg. Natürlich kommen neue Äste und Blätter hinzu! Die Erweiterung des HdH ist ein Symbol dafür, dass wir dies HdH weiterentwickeln müssen. Der Anker hier ist so wertvoll für die Stadtgesellschaft! Auch gerade jetzt in Kriegszeiten: Das HdH hat sofort Geflüchteten aus der Ukraine geholfen.“ Und abschließend: „Das Substrat unserer Gesellschaft ist unsere Kultur, unsere Tradition, unser Brauchtum. Das müssen wir auch in die Zukunft führen. Es zeigt sich hier im HdH: Hier feiern Generationen, hier tanzen Generationen, hier kommen alle zusammen. Ich sage ganz klar: Wir brauchen Tradition, wir brauchen Brauchtum, das hält unsere Gesellschaft sehr zusammen!“
Das Miteinander im HdH erreicht seinen jährlichen Höhepunkt beim Fest unter der Eiche. Den vielen Ehrenamtlichen, die selbstgebackene Kuchen gespendet haben, den treuen verlässlichen Helfern im Einsatz beim Getränkeausschank, bei der Kinder-Kreativ-Ecke, beim Auf- und Abbau der Zelte, an der Kasse, im Küchendienst, bei der Bedienung, beim gemeinsamen Volksliedersingen sei wieder herzlich gedankt! Stellvertretend für sie alle wurden der Sprecher des organisierenden Arbeitskreises Johann Schuster und seitens der HdH-Angestellten Annette Folkendt und Hausmeister Eugen Vetter dankend erwähnt. Das Wetter und viele Gäste bescherten dem HdH, einen wettermäßig optimalen, fröhlichen Festtag.
Natürlich kamen auch SprachschülerInnen aus der Ukraine, die sich u.a. auch beim Küchendienst in die Reihen der HelferInnen einreihten. Kinder und Jugendliche traten in Tanzgruppen auf und erlebten dadurch unbeschwerte Augenblicke. Aber nicht alle Geflüchteten kamen: Vielen ist nicht zum Feiern zumute. So lud Doris Hutter, die Geschäftsleiterin, nach der Begrüßung der Ehrengäste aus Politik, befreundeten Institutionen und Mitgliedsvereinen, die Anwesenden zu einer Schweigeminute ein: „Für alle, die im Krieg gefallen sind oder zu leiden haben. Mögen die Kriege dieser Welt bald enden, damit alle Menschen fröhlich und gemeinsam feiern können!“
Umrahmt von den geschätzten Klängen der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Ltg. Michael Bieltz) und moderiert von Julia Steba mit russlanddeutschen Wurzeln, Beraterin im HdH für Geflüchtete aus der Ukraine, bot das Fest nicht nur Leckerbissen der Metzgerei Mooser und köstliche Langosch von Tünde Thiess, sondern auch vielseitige künstlerische Darbietungen. Es gab Applaus für die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg (Ltg. Annekatrin Streifert/Rosi Bartel), die Juniorengarde der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris (Ltg. Jessica Schiesser) mit Tanzmariechen Yvonne Bleiziffer, die Siebenbürgisch-Sächsische Volkstanzgruppe Herzogenaurach (Ltg. Renate Kellner/Gerhard Berner), die Kinder- und die Jugendtanzgruppe des HdH (Ltg. Franz Hof) und die Theatergruppe der Sprachschüler (Ltg. Nadja Kindsvater), die ein Stück zum Thema Umweltverschmutzung aufführte. Dank und Applaus bekamen auch der Gemischte Chor des HdH (Ltg. Angelika Meltzer), bestehend aus dem Siebenbürgischen Liederkranz Nürnberg (Ltg. A. Meltzer), dem Chor der HdH-Sprachschüler (Ltg. Tatjana Gettich) und dem Fürther Chor (Ltg. Rosel Potoradi) sowie einigen singfreudigen Oberschlesierinnen.
Das Fest wurde auch durch die Ausstellung „Deutsche aus Russland. Geschichte und Gegenwart“ von der LM der Deutschen aus Russland und einem Quiz zu den Russlanddeutschen mit Verlosung von Waldemar Eisenbraun seitens des Bayerischen Kulturzentrums der Deutschen aus Russland bereichert. Ebenso schmückten Zaun-Bilder der Malkursschüler v. Irina Trautwein das HdH-Gelände und beachtenswerte Kleinkunststände von Vladimir Karius, Viktoria Nöller und HdH-Malkurs „Colorit“ (Ltg. T. Schneider) waren zu bewundern.
Stadträtin Andrea Friedel vom Bündnis 90/Die Grünen zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt im HdH und freut sich auf weitere Feste. Michael Frieser, MdB, CSU findet es „schön, ein Haus zu haben, in dem man seine Wurzeln, seine Bestimmung und seine Tradition leben kann!“ SPD-Stadtrat Fabian Meissner sagte in seinem Grußwort, er habe mit seinen Kollegen den Begriff „Heimat“ diskutiert und festgestellt, „dass es dafür Menschen braucht, die ihre eigene Tradition, ihre Geschichte haben, aber auch Räume wie das HdH.“
Horst Göbbel, der Vorsitzende des Vereins HdH, sagte eingangs: „Wir im Haus der Heimat fühlen uns unserer Verfassungskultur ebenso verpflichtet, wie unseren aus unseren Heimatgebieten mitgebrachten Traditionen. Dazu gehört Tanzen und Singen genauso, wie eine klare Haltung zu unserem Vaterland Deutschland und – hier in Nürnberg – zu unserer fränkischen Heimat. Wir betreuen derzeit hier ukrainische Flüchtlinge, wir fördern hier Integration als Gestaltung von Vielfalt.“ Sein Stellvertreter im HdH, Karl Freller, MdL, CSU, Landtagsvizepräsident, dankte in seinem Grußwort allen Engagierten im HdH. Für ihn ist ein Traum in Erfüllung gegangen: „Ich war schon bei der Gründung des Vereins HdH dabei und sehe mit Freude, wie dieser an Zuwachs und Erfahrung gewachsen ist.“ Als vor vier Jahren der Landtag in wichtige und sinnvolle Projekte investieren wollte, nahm er die Raumnot im HdH zum Anlass und brachte den Antrag für die Erweiterung auf den Weg, der dann eine Mehrheit im Landtag bekam. „Ich sehe alle Landsmannschaften aus verschiedenen Herkunftsländern kommend hier gemeinsam feiern. Wäre die Welt doch so wie es im Haus der Heimat ist: dass man friedlich miteinander sitzt, zusammen Kaffee trinkt und feiert!“
Doris Hutter