Im Haus der Heimat Nürnberg wurde der Tag der offenen Tür am 22. Juli wie überall in der Region zum Tag der offenen Sauna. Die am Morgen von einigen Ehrenamtlichen aufgestellten Zelte boten zwar Schatten, doch hätten sich zahlreiche Gäste über eine Dusche mit dem Gartenschlauch aufrichtig gefreut. Die fleißigen Helfer versuchten diesen Wunsch elegant durch das Bereitstellen von Unmengen an Wasserflaschen auszugleichen. Auch das kälteste Bier verschaffte nur kurzfristig Abkühlung.
Und doch kamen Vereinsmitglieder, zahlreiche Gäste aus der Politik, aus verschiedenen Institutionen (z.B. Allgem. Sozialdienst, AWO, Polizei, Jugend- und Kulturamt der Stadt, Kirchen) und dem Bürgerverein Langwasser, Neugierige und langjährige treue Teilnehmer an den Veranstaltungen des Hauses, sowie mehrere Vorsitzende der Mitgliedsvereine des HdH. Einige, wie z.B. der Bezirksrat Andreas Kriegelstein (in Vertr. von Bezirkstagspräsident Richard Bartsch), Stadtrat Jürgen Wolff , Bündnis 90/ Die Grünen oder Dr. Knapp, Kreisvorsitzender der FDP sprachen herzliche und anerkennende Grußworte und zollten dem HdH und dessen vielen Ehrenamtlichen auch für die Arbeit während des Jahres großen Respekt. Bürgermeister Horst Förther (auch in Vertretung des OB Dr. Ulrich Maly) stellte u. a. fest, dass die Förderung der Stadt Nürnberg im HdH sehr gut angelegt sei. Er hob vor allem die Arbeit für und mit der jungen Generation hervor. Er zeigte sich sehr beeindruckt vom Sommerfest der Siebenbürger Sachsen, das er am Kuhweiher erlebt und genossen habe. Der Bürgermeister und Stadtrechtsdirektor Dr. Hartmut Frommer saßen aus gegebenem Anlass am Tisch mit ganz besonderen Ehrengästen, nämlich mit Seiner Eminenz Metropolit Dr. Serafim Joantà, mit dem Regierungspräsidenten des Kreises Kronstadt in Siebenbürgen, Aurelian Danu, sowie dem stellv. Bürgermeister von Kronstadt, Hr. Andronache und weiteren Mitgliedern einer Delegation aus Kronstadt, die am Vortag mit dem Oberbürgermeister Nürnbergs einen Freundschaftsvertrag zwischen den Metropolregionen Nürnberg und Kronstadt abgeschlossen hatten. Als Dolmetscher für die Delegation fungierte Albrecht Klein vom Demokratischen Forum der Deutschen, Kronstadt. Bürgermeister Dr. Klemens Gsell fand es großartig, dass trotz vieler konkurrierender hochkarätiger Veranstaltungen in Nürnberg so viele Gäste anwesend waren. Dabei war gerade der Schirmherr Dr. Günther Beckstein verhindert gewesen. Seitens der CSU vertrat Christa Matschl den Landtag und Renate Blank den Bundestag. Frau Blank war es auch, die in Vertretung des Innenministers herzlich grüßte und die wertvolle Arbeit, die von vielen Ehrenamtlichen im Haus der Heimat, aber auch in den einzelnen Vereinen der Vertriebenen und Aussiedler geleistet wird, würdigte. Von der Kultur- über die Integrationsarbeit bis zum Kuchenbacken spannte sie den Bogen und lobte zum wiederholten Male ganz besonders die Frauen, die maßgeblich zum Gelingen von Festen beitragen. Unter den zahlreichen Stadträten befand sich traditionsgemäß Helmine Buchsbaum, Vorsitzende der LM der Banater Schwaben Nürnberg, die durch das kulturelle Programm führte. Man erfreute sich an den Gesangsgruppen des HdH „Kinderchor“ und „remix“ (Ltg. Olga Philipp), der Banater Kindertrachtengruppe (Ltg. Elke Anselm) und „White Shadows“, der neuen Tanzgruppe der LM der Dt. a. Russland (Ltg. Alexander Voss und Katharina Jonas) und sang gemeinsam zwei Volkslieder. Zwischendurch erklangen die vertrauten Klänge der Blasmusik, auf die trotz Hitze flott getanzt wurde, diesmal geboten von einigen Bläsern der „Donaufranken“ (Ltg. Hans Eichinger). Der HdH- Bücherflohmarkt der Bibliothekarin Josefine Engel auf dem Rasen mit dem Buchprojekt „Knochenmarkspende“ am Büchertisch (Ltg. Klaus Kutscha, Oberschlesien), die LM- übergreifende Ausstellung im Seminarraum „Jugend malt“ (Ltg. Irina Trautwein, LM Dt. a. Russland), der offene Malunterricht von Irina Trautwein, die „Kreativecke“ für Kinder (vorbereitet von Annette Folkendt, Mitarbeiterin HdH), die Spezialitäten vom Grill und gespendeten Kuchen rundeten das Bild eines vom Arbeitskreis Kultur (Sprecher Werner Henning) vielseitig organisierten Festes ab. Dazu gab es Ehrungen der Mitglieder des Vereins „Haus der Heimat“ mit 10-jähriger Mitgliedschaft. Einer der Jubilare, der seine Urkunde allerdings nicht entgegen nehmen konnte, weil er infolge von Bandscheibenoperationen leider im Krankenhaus lag, ist der Vorsitzende des Hauses der Heimat, Horst Göbbel. Aus dem Krankenhaus schickte er jedoch ein Grußwort, in dem er sich auf die „grundsätzlich ausgelassene Party-Laune bei unseren Festen unter der Eiche“ berief und dankbar ansprach, was an dem sonnigen Tag noch oft gesagt und gedacht wurde:„ Ohne das breite Engagement unserer dauerhaften Ehrenamtlichen und unserer wenigen Angestellten gäbe es unser HdH so erfolgreich nicht und auch dieses Fest unter der Eiche nicht.“
Joachim Lukas, Vorsitzender der LM Schlesien, Mittelfranken, Horst Göbbels Stellvertreter, spannte in seiner Rede den Bogen der guten Stimmung im Haus der Heimat zur Hochstimmung während der friedlichen Fußball- WM, wobei „unsere Landsleute, ihre Liebe zu Deutschland wieder entdeckt zu haben scheinen.“ Und doch gebe es auf dieser Welt wieder Krieg, Hass und Gewalt. „Junge Menschen, Soldaten und viele Menschen aus der Zivilbevölkerung sterben im Nahen Osten einen sinnlosen Tod. Andere versuchen verzweifelt als Flüchtlinge diesem Inferno zu entkommen. Dabei werden für einige, vor allem Älteren von uns, Erinnerungen wach, wie es uns, die wir aus Pommern, Ost- und Westpreußen, Schlesien und dem Sudentenland oder aus Siebenbürgen, dem Banat oder Sathmarer Land usw. stammen, vor ca. 60 Jahren ergangen ist. Von der Roten Armee gejagt oder von deren Verbündeten vertrieben kamen wir damals in ein vom Krieg ebenfalls zerstörtes Land, dessen Bewohner selbst kaum genug zum Leben hatten. Dabei sollen auch unsere Landsleute, die in Russland lebten, nicht vergessen sein. Sie litten unsäglich unter Stalins Gewaltherrschaft. Doch hier in der Bundesrepublik arrangierte man sich und hatte gelernt. Schon 1951 schworen ehemalige Bewohner der damaligen deutschen Ostgebiete der Rache und Vergeltung ab. Mit Sicherheit war diese Erklärung zum einen eine gewisse Grundlage für die erfolgreiche und friedliche Integration der Heimatvertrieben, wie wir sie erleben durften, und zum anderen war sie wahrscheinlich auch ein kleines Mosaiksteinchen, zur Sicherung von Frieden und Freiheit in Deutschland bis zum heutigen Tag. Die Liebe und die Erinnerung zur alten Heimat aber blieben. Und so pflegten die einzelnen Landsmannschaften ihre Kultur und trugen sie weiter. Durch ehrenamtliches Engagement konnten finanzielle Unterstützungen von Kommunen, Bezirk, Land und Bund um ein Vielfaches vermehrt und diese Arbeit bis auf den heutigen Tag erfolgreich gestaltet werden. Als der Freistaat Bayern uns hier in Nürnberg das Haus der Heimat zu Verfügung stellte, war dies ein Geschenk, das wir zum einen dankbar annahmen, zum anderen aber auch als Ansporn und Verpflichtung ansahen, unsere Arbeit zu bündeln und zu intensivieren, zumal neue Aufgaben mit der Ankunft unserer Landsleute aus Russland auf uns zukamen. Als man vorgestern beim Abschlussfest der Sprachkurse das Engagement und die Freude der Sprachschüler sah, konnte einem das Herz übergehen. So hat sich das Haus der Heimat in der Zwischenzeit einen hervorragenden Ruf erarbeitet, der auch den einen oder anderen Franken oder auch fränkischen Verein bewog und noch bewegt, sich der Arbeit des Hauses der Heimat anzuschließen. Heimat gab und gibt es nicht nur im Osten Europas, nein auch die Franken sollen, ja müssen stolz sein auf ihre Heimat und ihre reiche Kultur.
So lassen Sie uns das Fest unter der Eiche alle miteinander trotz aller Wirrnisse in der Weltpolitik froh, aber auch dankbar begehen, dankbar, dass wir dies alles hier in Frieden und Freiheit erleben dürfen.“
Doris Hutter