10.04.2005:

Siebenbürgisch-sächsisches Mundartautorentreffen

Neun der auch Sächsisch schreibenden Siebenbürger Sachsen trafen sich auf Einladung von Doris Hutter am 10. April im Haus der Heimat zu einem Seminar unter der Leitung von Hanni und Michael Markel zum Thema „Praktische Rechtschreibung des Dialekts“. Die Referenten zogen es diesmal vor, zum Einstieg einen speziell konstruierten Text in die jeweils eigene Mundart übertragen zu lassen. Dessen schrittweise Besprechung bot Gelegenheit, Wortwahl, Ausspracheregeln, Dehnung und Kürzung, Zweifelsfälle der Schreibung durchzugehen und immer wieder auf die Ausrichtung an den Regeln des Hochdeutschen hinzuweisen.

Günther Schuster, der als Redakteur eines Heimatblattes den Versuch wagt, ab und zu ein sächsisches Beiblatt herauszugeben, wohnte dem Seminar interessiert bei. Er ist ein Beweis dafür, dass auch in den Reihen der mittleren Generation über den Gebrauch unserer Mundart nachgedacht und deren Einsatz zu bestimmten Anliegen befürwortet wird.

Nach dem Mittagessen erfuhren die Mundartautoren von Vertretern des „Pegnesischen Blumenordens e.V.“ anhand eines kurzen Vortrags, dass es einen Verein mit Sitz in Nürnberg gibt, der sich seit 1644 zum Ziel gesetzt hat, „die deutsche Sprache auf der Grundlage ihres überkommenen Wesens in ihrer Eigenart und ihrer Vielfalt zu erhalten und weiterzuentwickeln“ sowie „den Reichtum der Dichtung in seinem unverzichtbaren Wert für die Kultur bewusst zu machen“ (siehe auch www.blumenorden.de). Der Vorsitzende Dr. Werner Kügel, Herr Rabe und Anke Geiger zeigten Interesse an der Mundart der Siebenbürger Sachsen und besuchten nach gemeinsamem Kaffeetrinken mit den Autoren und Referenten auch die öffentliche Lesung, bei der sie angeblich recht viel verstanden.

Moderiert von Doris Hutter, führten die ersten Texte in die alte Heimat Siebenbürgen: ganz natürlich eng verbunden mit dem Dialekt. Die schreckliche Zeit der Deportation wurde, 60 Jahre danach, oft aufgegriffen und macht alle, die Zeitzeugen wie auch die folgenden Generationen, betroffen. So wie in der schweren Zeit der Gesang den Gepeinigten ein wenig Trost gab, so führte auch diesmal ein Lied auf bewegende Weise in die schwere Zeit der Deportation ein. Johanna Leonhardt drückte, früh nach Deutschland ausgesiedelt, in einem Gebet ihre große Sehnsucht nach Siebenbürgen aus. Fremd zu sein, hat eben viele Gesichter und birgt unterschiedliche Probleme. Die gute alte Zeit! Wie gerne hören auch die Jugendlichen Anekdoten aus Siebenbürgen. Recht unkompliziert und originell ist es da oft zugegangen. Jugendliche der Theatergruppe „JuThe“ (Ltg. Doris Hutter) spielten Sketsche in Mundart. Martin Hedrich hat als Rentner in Würzburg das Internet lieben gelernt und beteiligt sich rege an Diskussionsforen- auch in Mundart.

So erlebten die Gäste des Hauses der Heimat Leid und Freud, Ernstes und Humor aus Siebenbürgen und aus dem Umfeld der in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen. Ein Treffen in einem Haus gefüllt mit soviel Heimat gibt Kraft für weitere Mundarttexte.