27.01.2005:

Haus der Heimat im Dialog mit Lehrern

In Langwasser ist Vernetzung von Institutionen Alltag geworden, was man an vielen Sitzungen und gemeinsamen Veranstaltungen erkennen kann. Das Haus der Heimat ist natürlich mit dabei und vertritt vor allem die Deutschen, die ihre Heimat verloren haben. Seine Mitarbeiter erleben mit Freude eine zunehmende Gesprächsbereitschaft der Bürger in Langwasser und darüber hinaus auch wachsende Neugier, wer wie und was diese oft fremd anmutenden Menschen sind. Kennen lernen ist der erste Schritt, zusammen arbeiten die Krönung!

In diesem Sinne gab es im Haus der Heimat schon im letzten Jahr sehr interessante Gespräche, z.B. beim Besuch einiger Lehrer der Adalbert-Stifter-Schule in der Julius-Leber-Str., wobei Lydia Pastarnak zur Einführung Einiges aus der Geschichte der Russlanddeutschen darbot, wonach sich das Gespräch um aktuelle Probleme drehte. Als besonders wichtig wurde empfohlen, alle Möglichkeiten zu nutzen, möglichst schnell deutsch zu lernen (z.B. Deutsch auch in der Pause sprechen), andererseits die Heimatsprache nicht zu vergessen, also bewusst zweisprachig zu leben, weil jede Sprache, die man beherrscht, ein wertvoller Schatz ist. Von den einheimischen Mitbürgern wird gerne gesehen, wenn man auch bei schwachen Sprachkenntnissen in der Öffentlichkeit versucht, Deutsch zu sprechen. Es konnte schon beim ersten Gespräch darüber hinaus viel geklärt und neu bewertet werden. Diese Erfahrung bescherte dem Haus der Heimat nach kurzer Zeit einen ganz tollen Besuch junger Leute: Lehrerin Scheuplein verlegte eine Geschichtsstunde der 9. Klasse ins HdH, wo die Schüler u. a. Wissenswertes zum Thema Flucht und Vertreibung erfuhren. Es ist sicher auch Frau Scheupleins Verdienst, dass bei den anwesenden 9-Klässlern Interesse, Offenheit und Disziplin vorherrschten. Beeindruckt von der netten Begegnung, ist das Haus der Heimat gerne bereit, weitere Schulklassen zu betreuen.

Aus der Hauptschule am Neptunweg besuchten uns Schulleiter Berger mit einigen Kollegen, mit denen u. a. auch die Unterschiede zur Schule in Russland beleuchtet wurden. Die Lehrer zeigten sich interessiert an einer Unterstützung in der Arbeit mit den Eltern, die aus verschiedenen, auch sprachlichen Gründen den Gang zum Lehrer/ zur Schule scheuen und dadurch wertvolle Informationen verpassen.

Besonders aufschlussreich für beide Seiten war der Besuch von mehr als 30 Lehrern von Übergangs- und Sprachlernklassen aus dem Großraum Nürnberg im Januar dieses Jahres. Erich Hübel, Fachbetreuer in der Hauptschule Altenfurt, verlegte nach einem Gespräch am Rande des Runden Tisches „Gemeinsam für Aussiedler“ mit der Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat, Doris Hutter kurzerhand die nächste von ihm geleitete Dienstbesprechung nach Langwasser ins Haus der Heimat. Nach einer kurzen Präsentation des Hauses in der Imbuschstraße mit seinen vielfältigen Angeboten und Veranstaltungen, konnten ganz aktuelle Probleme aus dem Schul- und Familienleben von Schülern aus Russland diskutiert und beleuchtet werden, da zwei der Lehrer (Einheimische) unmittelbar davor einige Jahre in Russland, bzw. der Ukraine unterrichtet hatten. Man merkte sofort, dass die geladenen Lehrer viele Probleme der Schüler kannten und dadurch leichter Verständnis aufbringen. Eine Zusammenarbeit mit dem Haus der Heimat soll in einer nächsten Zusammenkunft konkretisiert werden. Viel versprechend war die aufmerksame und freundliche Diskussion. Es wurden schon vor Ort Kontaktadressen und Terminvorschläge ausgetauscht.

So kam es zu einer Einladung der Sprachlehrerinnen des Hauses der Heimat zu einem Unterrichtsbesuch in eine Sprachlern- bzw. Übergangsklasse der Adalbert-Stifter-Schule, was sich als sehr aufschlussreich entpuppte und die Sprachlehrerin Olga Vetter auf neue Ideen brachte. Am 10. Juni saßen dann die Konrektoren Lehrer- Schilbach und Weidner sowie die Lehrerinnen Bär, Leppert und Schwinger mit Olga Vetter und Doris Hutter am runden Tisch der Schule, um konkrete Schritte der Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen. Die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland soll mit eingebunden werden, wenn Schüler das Haus der Heimat und die Vereinsarbeit kennen lernen. Die Sprachlehrerinnen werden helfen, den Kontakt zu Russisch sprechenden Eltern zu verbessern, indem sie manchmal übersetzen, für Elternabende zur Verfügung stehen und den Schülern zusätzliche Hilfe im Sprachunterricht anbieten Man versucht darüber hinaus in Absprache mit Lehrern mangelnde Erkundungsbereitschaft in Sachen Berufsberatung anhand von geselligen Begegnungen zu korrigieren, Mut zu machen und Impulse für motiviertes Lernen zu geben, sportlich miteinander ins Gespräch zu kommen und vor allem zu zeigen, dass es viele Wege gibt, in Langwasser richtig heimisch, also auch glücklich zu werden.

Wen wundert es da noch, wenn man sich im Haus der Heimat über viele unterschiedliche Besuche freut: Frauenkreis Pfarrei Maximilian Kolbe, Integrationskurs von der Noris Arbeit oder Arbeitskreis Vernetzung der Kindergärtnerinnen in Langwasser. Man stellt immer wieder fest, wie gut es vielen Menschen tut, einen kleinen Einblick in die Arbeit und die Seele des Nachbarn tun zu können. Man kommt sich plötzlich gar nicht mehr so fremd vor. Und schon gar nicht mehr allein.