„Fest unter der Eiche“ im Haus der Heimat
„Es gehört zu meinem festen sommerlichen Repertoire, am Sommerfest des Hauses der Heimat teilzunehmen“, sagte der bayerische Innenminister Dr. Günther Beckstein, traditionell Schirmherr dieser zentralen Veranstaltung des Hauses der Heimat, am 23. Juli, einem wunderbaren Sommertag in Nürnberg-Langwasser. Vom Arbeitskreis Kultur (Ltg. Werner Henning organisiert, bot die Unternehmung vielerlei.
Die einführenden Worte sprach der HdH-Vorsitzende Horst Göbbel. Vertrauen, das Stichwort des Sommers, das seit der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai die politische Diskussion in unserem Lande beherrschte, stand bei ihm im Mittelpunkt. Er schloss mit den Worten: „Wir brauchen wieder Mut, um das, was wir nach wie vor können – nämlich fleißig und kreativ sein – wieder in die Tat umzusetzen. Wie vor 60 Jahren!“ Dazu gehöre die Bereitschaft, neben dem Privaten auch das Öffentliche, die Gemeinschaft im Blickfeld zu haben, oder – wie Albert Einstein 1949 treffend formulierte – „Der Mensch kann in seinem kurzen und gefahrenreichen Leben einen Sinn nur finden, wenn er sich dem Dienst an der Gesellschaft widmet.“ Dies geschehe in Vereinen und Heimatortsgemeinschaften, auch im Haus der Heimat, ein Haus der Begegnung, der Beratung, der Bildung und Geselligkeit, ein Haus mit Perspektiven – auch in diesen schwierigen Zeiten.
Viele ehrenamtliche Helfer hatten schon am Vormittag die vier Zelte auf dem Gelände des HdH aufgebaut und gegen Mittag trafen rund 30 gespendete Kuchen ein, die von Annemarie Wagner und ihren Helferinnen an die zahlreichen Gäste verkauft wurden. In der Küche gab es stündlich einen Wechsel von Helfern aus zehn Vereinen, so dass die Gemeinschaftsarbeit für das Fest nicht einseitig belastete. Es gab Spezialitäten aus Rumänien, wie z.B. „mici“. Der Getränkeausschank wurde wieder von der LM der Banater Schwaben betreut. Im Haus gab es eine ganz besondere Ausstellung, nämlich landsmannschaftlich übergreifend, mit Namen „Jugend malt“ (Ltg. Klaus Kutscha, LM der Oberschlesier), in der viele kleine Kunstwerke ausgestellt und nachher die Künstler mit ganz besonderen Urkunden bedacht wurden. Sehr engagiert war dabei Familie Schakel, wo Vater, Sohn und Tochter in der Heimatstube der Oberschlesier ausstellten und auch die Urkunden schrieben. Den Bücherflohmarkt betreute die HdH- Bibliothekarin Josefine Engel und für Instrumentalmusik sorgte die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. (Ltg. Michael Bielz und Richard Taub). Unter der Eiche tummelte sich die Jugend: Unter fachlicher Anleitung gab es eine „Kreativecke“ für Kinder und Jugendliche, organisiert von Ingrid und Andrea Mecker, LM der Sathmarer Schwaben. Geschäftig wurde stundenlang mit Gips, Farbe und Begeisterung gearbeitet.
Durch das Programm führte Helmine Buchsbaum, Stadträtin und Vorsitzende der LM der Banater Schwaben in Nürnberg.
In seinem viel beachteten Grußwort, in dem er die Existenz und die vielfältigen Aktivitäten des Hauses der Heimat lobend hervorhob, bezeichnete Staatsminister Dr. Günther Beckstein „diese großartige Pflege der deutschen Kultur, der alten Trachten und Tänze als eine der großen Herausforderungen der deutschen Innenpolitik“ und forderte, sie solle in ganz Europa vorangebracht werden. Der Staatssekretär im Kultusministerium Karl Freller (CSU) erinnerte daran, dass dieses Fest unter der Eiche „bescheiden begann. Und daraus ist ein richtig großes Fest geworden, das zum Festkalender der Stadt Nürnberg gehört.“ Er zitierte auch Karl Jaspers mit seiner Aussage: „Heimat ist da, wo ich verstehe und verstanden werde.“ Das Haus der Heimat sei ein solcher Ort, in dem Kinder und Jugendliche unsere Hoffnungsträger seien. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Günter Gloser wehrte sich gegen den Vergleich 1945 und 2005, gab zu, dass „wir Deutsche in die Depression verliebt seien“, betonte aber auch, dass „wir in Deutschland viel erreicht haben, die Integration ist gelungen“ und durch die Erweiterung der Europäischen Union Aussiedler als Kulturpfleger und loyale Bürger prädestiniert seien für ihre natürliche „Brückenfunktion zum Osten Europas“. Besonders aufmerksam registrierte er auch den Beitrag der Frauen und meinte damit nicht nur die wohlschmeckenden Kuchen. Seine CSU-Kollegin aus dem Bundestag Renate Blank, die diese Brückenfunktion der Aussiedler mit betonte, lobte die ehrenamtliche Arbeit und freute sich ganz besonders über die Darbietungen der Kinder: „Die große Kinderzahl der Aussiedler, Ihre Kultur hat uns bereichert“ war ihr Fazit. Bürgermeister Horst Förther (SPD) sprach auch von seiner Freude über die anwesende Jugend („Kinder als Kulturvermittler“), über die gut integrierten Aussiedler mit ihren besonderen Stärken und über die nach Osten erweiterte Europäische Union. „Hier im Haus der Heimat sind Bürger für Bürger tätig, hier in Nürnberg, das näher ins Zentrum Europas rückt.“ CSU-Generalsekretär Dr. Markus Söder betonte, dass Vertrauen wahrscheinlich das schwierigste und zugleich das wichtigste Gut einer lebendigen Demokratie sei. Ohne Vertrauen in die Zukunft hätten die Vertriebenen und Aussiedler, als sie nach Deutschland kamen, nie und nimmer die große Aufbauleistung geschafft. „Deswegen bin ich so ein großer Fan, ein Bewunderer und Freund der Vertriebenen und Aussiedler, weil dieses Vertrauen, das sie in sich hatten, das sie unserem Land gegeben haben, das dazu geführt hat, dass sie und dieses Land eine Zukunft haben, dieses Vertrauen, das brauchen wir auch jetzt für die Zukunft. Ich jedenfalls“, rief er den Anwesenden zu, „hab´ großes Vertrauen in die Kraft Deutschlands!“
Ganz besonders erfreulich waren zwischen den Grußworten die Beiträge der Kinder und Jugendlichen: Die Kindertrachtengruppe der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen Nürnberg-Fürth-Erlangen (Ltg. Annette Folkendt) tanzte u. a. den Bändertanz. Ebenso erfreuten mit ihren flotten Tänzen die Kindertanzgruppe „Tintenklecks & Tausendfüßler“ (Leitung Nadja Gubar) und die Jugendtanzgruppe (Ltg. Franz Hof) sowie der Kinderchor (Ltg. Dorothea Walter) der LM der Deutschen aus Russland Nürnberg. Nach den Grußworten sang die Chorgemeinschaft Bürgerverein Langwasser (Ltg. Hannspeter Beßler), die Mitglied im HdH ist, vier gesellige Lieder, darunter sehr passend auch „Ach du klarblauer Himmel“. Beim gemütlichen Teil des Festes wurde zu den Klängen der fleißigen Bläser natürlich wieder getanzt.
Doris Hutter/Horst Göbbel