13.07.2004:

Besuch der Youngstown Saxon Blaskapelle aus Ohio

Im Haus der Heimat Nürnberg wurde am 13. Juli mit sichtlicher Freude deutsche Musik gespielt und englisch gesprochen. Als mir beim krampfhaften Versuch, das Wort „Kilometer“ zu übersetzen, nur der Begriff „miles“ einfiel, merkte ich wie viele andere anwesende Sachsen auch, dass unser Schul-Englisch aus Siebenbürgen recht bescheiden, aber nicht verloren ist. Immer mehr konnten wir mit den Amerikanern kommunizieren, die von der Trachtentanzgruppe Nadesch e.V. nach Nürnberg eingeladen und im HdH empfangen und großzügig bewirtet worden sind. Werner Henning war Motor und Organisator dieses Aufenthalts in Nürnberg, dem 1999 ein Besuch der Tanzgruppe Nadesch in Ohio vorangegangen war.

Die „Youngstown Saxon Blaskapelle“ aus Ohio, die nach ihrer Rundreise durch Österreich und Deutschland mit einem Ständchen von der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Leitung: Richard Taub, Dirigent: Hans Welther) im HdH empfangen worden war, ließ es sich nicht nehmen, selbst ein deutsches Lied nach dem anderen zu spielen, worauf die Gastgeber breitwillig tanzten, schunkelten oder mitsangen. Vom Ausflug nach Rothenburg ob der Tauber am folgenden Tag waren die Gäste ebenso sehr begeistert. Werner Henning zeigte ihnen allerdings auch Dinkelsbühl und erzählte vom Heimattag, was bei einigen Gästen den sehnlichen Wunsch entstehen ließ, am Heimattag einmal dabei zu sein. Der Großteil der Gäste aus Ohio sind nämlich Nachkommen ausgewanderter Siebenbürger Sachsen, was auch auf dem Videofilm nach dem Abendessen im Haus der Heimat auffiel: in Youngstown gibt es nämlich den „Saxon Club“ unserer Landsleute mit einem Vereinsheim, in dem Trachten und viele Gegenstände aus der Urheimat Siebenbürgen ausgestellt sind. Die Nadescher Nürnberger waren 1999 entsprechend herzlich in Youngstown aufgenommen worden und zusammen mit der damals noch bestehenden Trachtentanzgruppe (nordsiebenbürgische Trachten) auf dem Oktoberfest in Cleveland aufmarschiert und aufgetreten.
Der Höhepunkt in Nürnberg war für alle Teilnehmer dann doch am 14. Juli das den Gästen gewidmete Blasmusikkonzert im Genossenschaftssaalbau. Nach zweisprachiger Begrüßung und Grußworten von Werner Henning, Inge Alzner und Horst Göbbel (alle drei im Vorstand der Landsmannschaft, Kreisgruppe Nürnberg) waren herzlich dankende Worte vom stellv. Leiter des „Saxon Club“, Michael Bachinger sowie von der Seele und Leiterin der Gruppe, Erna Weber zu hören. Erna ist in Amerika geboren und stolz auf ihre siebenbürgisch-sächsische Herkunft. Als sie in die Schule kam, konnte sie nur Sächsisch und Deutsch sprechen. Ihre Eltern haben anhand ihrer Hausaufgaben von ihr die amerikanische Sprache gelernt. In ihrem Grußwort hieß es auf Deutsch: „Wir möchten mit unserer Musik die Verbundenheit zur sächsischen Blasmusik bekunden und die Sitten und Bräuche unserer Vorfahren aufrechterhalten. Wir kommen aus Youngstown Ohio, wo wir schon als Kinder diese Lieder von unseren Eltern gelernt haben…“ Die gleichen Lieder, die wir als Minderheit in Rumänien so gerne gesungen haben, rissen die Gäste von den Stühlen! „Die meisten von uns sind in enger Verbundenheit mit der sächsischen Tradition aufgewachsen und der „Saxon Club“ war und ist unser Treffpunkt und Zusammenhalt“, sagte Erna Weber. Man spürte, dass sie dieses Treffen genoss. Den Organisatoren um Werner und Christine Henning, Gastgebern und Helfern aus der Nadescher Tanzgruppe sprach sie einen herzlichen Dank aus: „Hier in Nürnberg ist es super!“

Doris Hutter