Aussiedlerkulturtage 2003 „Aussiedlerkultur ist Teil unseres städtischen Kulturlebens und damit unverzichtbar.“ Mit dieser Aussage in seinem Grußwort hat der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly bei den diesjährigen Aussiedlerkulturtagen sehr treffend zusammengefasst, worum es hier geht: Wir, die Aussiedler – in Nürnberg ca. 70.000 Aussiedler und deren Nachkommen -, sind Teil dieser Gesellschaft, sind integrationswillig und integrationsfähig, haben eine deutliche Portion deutscher Kultur in unserem Aussiedlergepäck mitgebracht und wollen uns damit hier sichtbar einbringen.
Zahlreiche Aussiedler und deren Freunde waren am Wochenende 23./24. Mai 2003 bereit, die kulturelle Vielfalt der heurigen Aussiedlerkulturtage zu genießen – zum 18. Mal in ununterbrochener Reihenfolge. Das Organisationsteam – sicher geleitet von Doris Hutter, Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat – hat sehr erfolgreich Musik, Tanz, bildende Kunst und gemütliches Zusammensein in Szene gesetzt. Um auch diesmal ein deutliches Zeichen für die Bedeutung des Hauses der Heimat als Begegnungs- und Kulturzentrum der Aussiedler zu setzen, wurden auch die diesjährigen Veranstaltungen am Freitag hier eröffnet.
Besonders schwungvoll und beeindruckend stimmte die Gäste die 14jährige Katharina Ziegler, vielseitig an Musik und Volkstanz interessierte Schülerin am Gymnasium Herzogenaurach, deren Eltern aus Siebenbürgen bzw. dem Banat stammen, das gespannte Publikum mit dem Mephistowalzer Nr. 1 von Franz Liszt am Klavier ein. Mit dem Hinweis, dass tagein tagaus beherzte Menschen in Nürnberg Integration – und damit friedliches Miteinander – vorantreiben, hieß Horst Göbbel, Vorsitzender des Vereins Haus der Heimat, zur Eröffnung beim musikalisch-literarischen Abend im Haus der Heimat die Anwesenden – darunter Regierungsvizepräsident von Mittelfranken Heinz Grünwald, AltOB OStD a.D. Dr. Peter Schönlein, Gabriela Heinrich (SPD), Helmine Buchsbaum und Prof. Dr. Hartmut Beck (beide CSU) aus dem Stadtrat, Klaus-Dieter Kohler von der Landesaufnahmestelle für Aussiedler sowie Wolfgang Lang, Aussiedlerbeauftragter der Stadt Nürnberg – herzlich willkommen. Der Abend wurde durch die qualitativ hoch einzuschätzenden Darbietungen zu einem besonderen Erlebnis: Monika Maier (sie führte auch anmutig durch den Abend), begleitet von Thomas Peuschel, Agnes Buliga-Contras begleitet von Renate Jung-Bilk, die „Nürnberger Barockbläser“ ließen durch ihre musikalischen Beiträge die Herzen höher schlagen, Anton Bosch vom Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland, präsentierte in besonderer Manier Franz X. Zottmann, ein mittelfränkischer Intelektueller und Kirchenmann von besonderem Format, der im Russland des 19. Jh. besonders erfolgreich wirkte. Den Abend beschloss Horst Göbbel mit einer kurzweiligen Einführung in die im Haus der Heimat erstmals zu sehende Ausstellung der Künstler des Internationalen Kunstsymposiums der Gruppe d.fleiss & east-west artists, die im April d. J. am gleichen Ort vortreffliche Kunstwerke zum Thema „Flucht und Vertreibung“ geschaffen haben. Der anschließende gemütliche Austausch in blendender Atmosphäre tat den Anwesenden sichtlich gut.
Der nächste Tag begann mit dem traditionellen Trachtenumzug vom Haus der Heimat zur Paul-Gerhard-Kirche, wo Pfr. Büttner einen sehr ansprechenden Gottesdienst leitete. Anschließend begrüßte Lucian Mot, derzeitiger Vorsitzender des Aussiedlerbeirats, im Großen Saal des Gemeinschaftshauses Langwasser beim Volkstumsnachmittag eine stattliche Anzahl von Ehrengästen – neben dem Oberbürgermeister Dr. Maly den Bundestagsabgeordneten Horst Schmidtbauer (SPD), die Landtagsabgeordneten Karl Freller (Staatssekretär im Kultusministerium), Dr. Markus Söder (CSU) und Helga Schmitt-Bussinger (SPD), aus dem Nürnberger Stadtrat Dr. Clemens Gsell (Fraktionsvorsitzender) Helmine Buchsbaum, Altoberbürgermeister Ludwig Scholz und Prof. Dr. Hartmut Beck von der CSU, den Aussiedlerbeauftragten der Stadt Npürnberg Wolfgang Lang, sowie zahlreiche Vorsitzende und Kulturreferenten der im Haus der Heimat aktiven Landsmannschaften und Kulturvereine. Dr. Maly fand in seinem Grußwort die internationale Öffnung des Hauses der Heimat, seine Brückenbauerfunktion und die als wichtige Stütze im Integrationsprozess bemerkenswert. Karl Freller betonte, dass Nürnberg eine attraktive faszinierende Stadt auch durch seine Vertriebenen und Aussiedler, sein Haus der Heimat ein Erfolgshaus sei. Horst Schmidtbauer hob den bundespolitischen Aspekt hervor und wies auf die soliden Beziehungen zum Aussiedlerbeauftragten der Bundesregierung Jochen Welt hin. Markus Söder machte klar, dass Aussiedler und Einheimische gemeinsamen deutsche kulturelle Wurzeln haben und freute sich über den markanten Zusammenhalt der großen Aussiedlerfamilie. Helga Schmidt-Bussinger würdigte besonders die vielseitigen kulturellen Beiträge der Aussiedlergruppen, während Dr. Klemens Gsell neben den Grüßen aus der CSU-Stadtratsfraktion auch Offenheit für deren Belange und Wünsche zum Ausdruck brachte.
Den musikalischen Einstieg besorgte traditionell schwungvoll die Siebenbürger Blaskapelle unter der Leitung von Hans Welther. Es folgte eine von Alice Olaru moderierte bunte Palette musikalischer und Tänzerischer Beiträge, wobei Kinder und Jugendliche auf der Bühne dominierten. Es erfreuten die Anwesenden und wurden mit viel Beifall belohnt: die Große Garde der Noris Banatoris (Leitung: Connie Bauer) mit „Streifzug durch die Epochen der Musik“, der Singkreis der Siebenbürger Sachsen (Leitung: Margarete Schuster) mit „Siebenbürgen, Land der Ahnen“ (Satz von Karl W. Fisi) und „Sehnsucht“ von Katharina Thut, die Kindergruppe der Deutschen. aus Russland im HdH „Musikspatzen“ (Leitung: Olga Philipp) mit einem Sologesang (Anna Malygina „Tanz-Polka“) und dem Volkstanz „Ich war als Baby schön“, die Gesanggruppe der Deutschen aus Russland „Volksquelle“ (Leitung: Olga Philipp HdH) mit „Rufe mich“, von Rosa Pflug und „Echo der Liebe“, die Tanzgruppe der LM der Deutschen. aus Russland „HipHop“ (Leitung: Olga Okulow) mit „Get your freak on“ von Missy Eliot und dem „Puppentanz“ von Nelly Bong, der Chor der LM der Deutschen aus Russland „Heimatklänge“ (Leitung: Charlotte Kirchmeier, Akkordeon: Andreas Wagner) mit dem georgischen Volkslied „Sulikó“ und mit dem Volkslied „Im schönsten Wiesengrunde“, das Duett der LM der Deutschen. aus Russland Angelika Laumann und Laura Egorow mit „Mein Liebchen“ von Alexander Gurilev und „Unter dem goldenen Mond“ von Isaak Dunajevski, die Kindertrachtengruppe der Banater Schwaben (Leitung: Elke Anselm und Herta Funar) mit „Alewanda“ und „Das Mühlrad“, die Siebenbürgisch-Sächsische Kindertanzgruppe Nürnberg (Leitung: Anette Folkendt) mit dem „Neppendorfer“, die Singgruppe der Banater Schwaben „Sunnereen“ (Leitung: Hildegard Barbara Müller) mit „´s Gretche will zum Tanz“ und „Hoppsa Schwabenliesel“, die Trachtengruppe der Banater Schwaben Leitung: (Ewald Schuster) mit „Blaue Augen“, die „Siebenbürgische Volkstanzgruppe Herzogenaurach“ (Leitung: Brigitte Krempels und Gerhard Berner, Akkordeon: Christian Fuss) mit „Tänzekranz“. Zum Abschluss gab es den gemeinsamen Tanz „Sternpolka“ unter der Leitung von Brigitte Krempels und Ewald Schuster, wobei auch unsere Ehrengäste schwungvoll die Bühne „bevölkerten“. Die traditionelle Tanzunterhaltung mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. (Leitung Hans Welther)
Auch dieses große Fest der Aussiedler bot mit seinem breiten Spektrum an Musik und Tanz, mit seinem adäquaten Vortrag und der qualitätsvollen Ausstellung, mit dem aufmerksamen Zuhören und Zusehen viel Ausgelassenheit und Freude, lockere Geselligkeit. Heimatbekenntnis und praktizierten Gemeinsinn. Das 1986 Begonnene hat sich bestens bewährt.
Horst Göbbel
Juni 2003