20.05.2011:

Aussiedlerkulturtage Freitag

„Aussiedlerintegration eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte“
Nürnberger Aussiedlerkulturtage 2011

„Die Geschichte der Integration von Aussiedlern und Spätaussiedlern ist eine ausgesprochene Erfolgsgeschichte in diesem Land. Viele, um nicht zu sagen, die meisten haben hier Anschluss gefunden …“ sagte Prof. Dr. Klaus Bade, einer der renommiertesten deutschen Migrations- und Integrationsforscher in einem Interview am 20. Mai für die Teilnehmer an den 25. Nürnberger Aussiedlerkulturtagen. Diese Erfolgsgeschichte äußert sich auch in ihren öffentlichen Auftritten, die insbesondere den Bereich Kultur betreffen.
Am ersten Tag, am Freitagabend, erlebte die Ausstellung unserer oberschlesischen Freunde (namentlich Joachim Czernek) unter dem Titel „90 Jahre Volksabstimmung in Ober-schlesien“ großen Zuspruch. Anschließend standen nach der Begrüßung der Ehrengäste im Seminarraum des Hauses der Heimat durch die Geschäftsleiterin Doris Hutter ein Gedenkthema und besondere Musik im Vordergrund. In Vertretung des Schirmherrn, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, lobten Stadträtin Jutta Bär (CSU) ebenso wie Stadträtin Christine Limbach (SPD) die Ernsthaftigkeit des breitangelegten Einsatzes des Hauses der Heimat in der alltäglichen Integrationsarbeit sowie das hohe Niveau auch der einzelnen Feste, wie diesmal wieder die Aussiedlerkulturtage. Dabei gingen beide auf das von Horst Göbbel in seinen einleitenden Worten zum großen Thema erhobenen Gedenken an die Not und Pein von hunderttausenden Familien der Deutschen aus Russland vor 70 Jahren ein. Am 28. August 1941 erfolgte als Reaktion auf den verbrecherischen Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion vom 21. Juni 1941 ein für alle Deutschen aus Russland vernichtender Erlass des Obersten Sowjets der UdSSR zur „Umsiedlung“, lies Verschleppung, Deportation der Deutschen jenseits des Urals in die Weiten Sibiriens oder der zentralasiatischen Sowjetrepubliken. Die Liquidierung der Wolgarepublik als Beginn einer harten Leidensgeschichte mit Schutzhaft, Zwangsarbeit, Rechtlosigkeit und gesellschaftlicher Ausgrenzung haben diese Deutschen schwer gezeichnet jedoch ihre deutsche Identität nicht gebrochen. „2,5 Millionen Russlanddeutsche wurden in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund ihres historischen und kulturellen Bekenntnisses zum deutschen Kulturkreis und ihres deshalb erlittenen Schicksals als (Spät-)Aussiedler in Deutschland aufgenommen. Sie sind für Deutschland ein großer Gewinn. Ihre Geschichte ist auch Teil unserer Geschichte.“ Ebenso erinnerte Horst Göbbel auch an den positiven Start des neuen Nürnberger Kulturbeirates zugewanderter Deutscher mit seinen drei markanten Kulturprojekten: „Altwiener Musik“ im Hirsvogelsaal des Tucher-Schlosses, die Ausstellung „Kunst ohne Grenzen“ im Rathaus und das Konzert des siebenbürgischen Ensembles „Flauto Dolce mit Erich Türk“ in St. Martha.

Der absolute Höhepunkt des Abends wurde der etwa einstündige Liedervortrag von Horst Samson „Schlag zu, mein Herz – Von Liebe, Lust und Leidenschaft.“ Wie vom Dichter, Sänger, Liedermacher und Gitarristen Horst Samson angekündigt, wurde der Herzschlag vernehmbar, wurden Emotionen wach. Er berührte und verführte mit seiner das menschliche Sein und dessen Träume, dessen Wünsche, sein Suchen, sein Finden, seine existenziellen Fragen – Freiheit, Krieg, Schmerz, Dunkelheit, Endlichkeit, Alleinsein, Tod, Liebesleid und Liebesglück, … – ansprechenden Lieder. Wolf-Dieter Batz hat absolut Recht, wenn er behauptet: „Horst Samsons Lieder handeln von der Sucht nach Leben und der Sehnsucht nach Liebe.“ Aussagekräftig und wortmächtig kam er daher und zog uns in seinen Bann. Einen besseren Einstieg in die Aussiedlerkulturtage kann man sich gar nicht wünschen. Die lockeren Gespräche bei Sekt und Orangensaft mit feinem banatschwäbischem und oberschlesischem Gebäck im Beisein des Künstlers waren ein weiterer Genuss. Durch das Programm führte anmutig Sandra Hirsch.

Horst Göbbel