Die Landsmannschaft (LM) der Deutschen aus Russland der Ortsgruppen Nürnberg und Fürth sowie der Historische Forschungsverein der Deutschen aus Russland (HFDR) organisierten in Zusammenarbeit mit der SinN-Stiftung, der Evang.-Luth. Nikodemuskirche und dem Haus der Heimat (HdH) Nürnberg zum Gedenken an die Opfer des stalinistischen Regimes in der Sowjetunion am 28. August einen Gottesdienst in der Nikodemuskirche Nürnberg/Röthenbach und am Nachmittag die Kranzniederlegung am Zentralen Denkmal „Flucht und Vertreibung“ auf dem Hallplatz in Nürnberg.
Im Anschluss an den Gottesdienst mit Prädikantin Eva-Maria Pietzcker saßen viele Gottesdienstbesucher bei einem kleinen Imbiss im Gemeindehaus der Kirche, wo im Rahmen von Gesprächen und Erinnerungen u.a. Dr. Sabine Arnold, Leiterin des Projekts „Heimat für Russland-Deutsche“ der SinN-Stiftung des Evang.-Luth. Dekanats in Nürnberg, und Lydia Pastarnak, Sprachlehrerin im Haus der Heimat Nürnberg, kurze Ansprachen hielten.
Die feierliche Kranzniederlegung auf dem Hallplatz mit musikalischer Umrahmung von Walter Schatschneider auf der Trompete wurde von Dorothea und Rudi Walter (Vorsitzender der LM Nürnberg), Michael Wanner (Vorsitzender des HFDR) und Horst Göbbel (Vorsitzender des HdH) durch Ansprachen begleitet. Prominentester Ehrengast war Dr. Markus Söder, MdL, Staatsminister für Umwelt und Gesundheit, der auch ein Grußwort sprach. Weitere anwesende Ehrengäste waren Bezirksrat Peter Daniel Forster sowie Vertreter der Landsmannschaften der Ost- und Westpreußen, Siebenbürger Sachsen und Sudetendeutschen.
Mit beiden Veranstaltungen wurde all jener Menschen gedacht, die aufgrund des Krieges zwischen zwei totalitären Regimes und ihrer menschenverachtenden Politik vollkommen schuldlos verfolgt, verschleppt und ermordet wurden. Am 28. August 2011 jährte sich zum 70. Mal der folgenschwere Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen”, der über die gesamte Volksgruppe eine Tragödie mit weitgehenden Folgen heraufbeschworen hatte.
Dieser Jahrestag des Erlasses über die Deportation ist ein Tag, an dem sich die Russlanddeutschen an das schwere Schicksal und das unendliche Leid erinnern, das ihrer Volksgruppe unter der stalinistischen Willkürherrschaft während des deutsch-sowjetischen Krieges 1941-1945 und den späteren Jahrzehnten angetan wurde. In den Siedlungsgebieten der Russlanddeutschen auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR sowie auch in Deutschland finden an diesem Tag traditionsgemäß Gedenkveranstaltungen statt. Der 28. August 1941 mit allen verheerenden Folgen für die Zukunft der Volksgruppe markiert den größten Einschnitt in der fast 250-jährigen Geschichte der Russlanddeutschen. 70 Jahre danach wirken diese Folgen durch Sprach- und Identitätsverlust in der zweiten und dritten Generation immer noch nach. Das Gedenken an die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion nach Sibirien und Mittelasien ist ein Symbol für den langen Leidensweg der deutschen Minderheit in der ehemaligen Sowjetunion, aber auch eine Aufforderung an alle, egal ob in den Herkunftsgebieten oder in Deutschland, die Zukunft aktiv gemeinsam zu gestalten.
Doris Hutter