29.10.2010:

HerbstKonzert 2010

Musikalische Begegnungen
Herbstkonzert 2010 des Hauses der Heimat Nürnberg

Schon bei der Begrüßung kündigte Dagmar Hutter, die Moderatorin des Abends, an, dass neben berühmten und bekannten Melodien auch die Möglichkeit geboten werde, sich in Musik einzuhören, die manchem bisher fremd war, und stellte den Abend unter das Motto „Begegnungen“.
Der Schirmherr Joachim Herrmann, Bayerischer Staatsminister des Inneren, vertreten durch
Helmine Buchsbaum, Nürnberger Stadträtin und Vorsitzende der LM der Banater Schwaben Nürnberg, hatte ein Grußwort geschickt, aus dem zitiert wurde: „Diese gelungene Auswahl junger ambitionierter Künstler einerseits und seit langem bekannter Namen andererseits bereichert unser Nürnberger Musikangebot aufs Angenehmste. Das zeigt: Das Haus der Heimat Nürnberg wird seinem Auftrag als Forum des kulturellen Austausches und der Begegnung vorbildlich gerecht. Hier werden Brücken zwischen Jung und Alt, zwischen Vergangenheit und Zukunft und zwischen alter und neuer Heimat gebaut.“

Gekonnt fanden am 29. Oktober im Aufseßsaal des Germanischen Nationalmuseums die Brüder Thomas (21)und Markus (19) Schleicher aus Schwarzenbruck, deren Wurzeln im Sudetenland liegen, als Trompetenden-Duo mit klassischen Werken von Georg Philipp Tele-mann und Giovacchino Bimboni den Einstieg in ein breit gefächertes musikalisches Programm.

Der Beitrag der in Bremen lebenden und in Kronstadt geborenen Siebenbürger Sächsin, Sopranistin Johanna Boehme und der Banater Schwäbin Renate Jung-Bilk am Klavier – sie präsentierten drei Lieder aus dem Zyklus „Dahinter wird Stille“ und fünf aus der Reihe „Acht Zigeunerlieder aus der Tatra“ vom siebenbürgischen Komponisten Rudolf Wagner-Régeny (1903-1969) – war eine im Endeffekt wohltuende Zumutung für das überraschte Publikum. Die schwere, sehr beeindruckende musikalische Kost – sowohl der meisterliche Gesang als auch die punktgenaue Klavierbegleitung – ließ das zerrissene, das zerklüftete, voller vielfältiger harter Brüche bestehende zwanzigste Jahrhundert mit seinem unermesslichen Leid, mit seinen politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen schmerzhaft aufleuchten.

Für den Rest dieses Abends wandten sich die Künstler nur noch einer Epoche zu, dafür aber umso intensiver: der Romantik. Diese hat aber in jedem Fall sehr verschiede Strömungen und Charaktere gekannt, ihre einzelnen Vertreter könnten unterschiedlicher nicht sein. Während z.B. Felix Mendelssohn Bartholdy eher noch als romantischer Klassizist angesehen werden kann, galt Franz Liszt als sehr fortschrittlich, als Mitbegründer der Neudeutschen Schule und als großer Verfechter der Programmmusik. Pianist Thomas Kühn (17) aus Würzburg, mit Wurzeln im Schwäbischen Banat, begeisterte das Publikum durch sein virtuoses Klavierspiel und erhielt lang anhaltenden Applaus.

Ebenfalls beeindruckt zeigte sich das zahlreiche Publikum vom 21-jährigen Pianisten Jakob Georg Ruderer, der, in München geboren, seine Wurzeln im Egerland hat und souverän Waldszenen von Robert Schumann vortrug.

Operetten sprechen von Problemen und Abgründen der menschlichen Existenz. Sie entwerfen neben ihren Späßen und Possen auch ein Gegenbild zum geregelten täglichen Leben der Menschen. Eine gute Operette greift die erstarrten, festgefahrenen Lebenshaltungen an. Die Chorgemeinschaft des Bürgervereins Nürnberg-Langwasser unter der Leitung von Hanspeter Beßler, begleitet am Klavier von Herwig Puttner, präsentierte leidenschaftlich und einfühlsam Ausschnitte u. a. aus den Operetten „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller, „Die Fledermaus“ von Johann Strauss und aus „Ein Abend bei Paul Lincke“ von Paul Lincke und bewog das Publikum sogar zu einer Zugabe.

Dagmar Hutter, 25-jährige Studentin moderierte das Konzert mit viel Dynamik. Ihre klare inhaltsvolle Linie und verschmitzten Aussagen wirkten anregend an diesem Abend mit deut-licher musikalischer Vielfalt.

Doris Hutter und Horst Göbbel