Landsmannschaftlich übergreifendes Jugendprojekt 2009 im Haus der Heimat Nürnberg
Nachdem sich die fünf beteiligten Landsmannschaften (Banater und Sathmarer Schwaben, Deutsche aus Russland Nürnberg und Fürth sowie die Siebenbürger Sachsen) darauf geeinigt hatten, dass einige ihrer Jugendlichen einen kurzen Film drehen sollten, wurde am 11. Juli 2009 erst ein Tagesseminar im Haus der Heimat organisiert, bei dem 12 Jugendliche von den Fachleuten Sascha Prinz und Tobias Milde Grundlagen der Filmgestaltung anhand praktischer Übungen und theoretischer Beispiele als Handwerkszeug geboten bekamen. Dabei lernten sie sich untereinander kennen sowie auch Techniken wie Kameraführung, Interview, Bildsprache, Magazinbeitrag und Treatment.
Bis zum Herbst wurden die Filme vorbereitet und gedreht. Der Film der sathmarschwäbischen Jugendlichen aus Nürnberg entstand z.B. während des viertägigen Aufenthalts der Jugendtanzgruppe Nürnberg in Schandern, einem Dorf in Sathmar/Rumänien, aus dem ihre Vorfahren einst nach Deutschland auswanderten, sowie in der Stadt Sathmar, wo die Tanzgruppe am Erntedankfest teilnahm. Auf der Reise wurden die Jugendlichen von ihren Eltern und Großeltern begleitet. Gemeinsam wurden die teils noch stehenden Elternhäuser und bekannten Orte im Heimatdorf aufgesucht, die Eltern und Großeltern erzählten den Jugendlichen über ihre Erinnerungen aus der Heimat. Der Film bekam den Titel „Tanzgruppe der Sathmarer Schwaben auf Wurzelsuche“.
Die Jugendtanzgruppe der Siebenbürger Sachsen wählte als Thema das Erlernen eines Volkstanzes und filmte sowohl das Tanzseminar als auch einen Auftritt im Gesellschaftshaus Gartenstadt anlässlich eines gut besuchten Balls der Siebenbürger Sachsen.
Die Russlanddeutschen aus Nürnberg filmten Ausschnitte aus dem Abschlusskonzert der Tanzshowgruppe „White Shadows“ und der Tanzschule „Franz Hof“ am 7.11.2009 im Gemeinschaftshaus Langwasser, für das auch elegante Tanzkleidung angeschafft wurde.
Die Russlanddeutschen aus Fürth wählten ein ganz anderes Thema aus. Die Aktion „Wenn ich Bürgermeister wäre…“, verarbeitet Interviews quer durch die Jugendszene in Fürth zu einem kurzweiligen Dokumentarfilm.
Themenfindung, Herangehensweise und Probleme in der Praxis beschreibt die Banater Schwäbin Sandra Hirsch (17), die an der Herstellung des Films „Schwabenblut – Über die Gegenwart in die Zukunft in den Schuhen der Vergangenheit“ beteiligt war:
„Tja, wie kamen wir zu diesem Thema? Nun, mal ehrlich! Uns fiel kein besseres, mit dem alle einverstanden gewesen wären, ein. Und dann, als wir uns, leider viel zu spät, an dieses Thema herangewagt hatten, entpuppte es sich als voll interessant, mannigfaltig und mit einem ungeheueren Potential an Material…Am schwierigsten war, dass wir ganz schnell unter enormen Zeitdruck gerieten; leider selbstverschuldet, weil wir mit den Aufnahmen viel zu spät begonnen haben. Aus diesem Grunde konnten wir vieles nicht mehr so wie ursprünglich geplant, filmen. Doch wo ein Wille, da ein Weg, deshalb haben wir uns nicht unterkriegen lassen und aus den noch bestehenden Möglichkeiten einfach das Beste gemacht.
Beim Filmen selber, waren die Tanzschritte und Figuren am schwersten zu filmen. Vieles ist uns auch nicht so gelungen wie wir es uns vorgestellt hatten.
Beim Schneiden mussten wir so manches, was uns zuerst besonders wichtig schien, einfach in den Mülleimer werfen; einmal um das Niveau zu halten und zweitens um den Kampf gegen die Sekunden zu gewinnen.
Spaß hatten wir immer! Denn es gab immer einen Grund zum Lachen, auch dann, wenn alle Zeichen auf Ärger standen. Doch im Team zu arbeiten erfordert in erster Reihe Kompromissbereitschaft! Das hatten wir schnell herausgefunden!
Ob wir zufrieden sind mit dem Ergebnis? Aber sicher doch! Auch wenn es kritische Stimmen geben wird, auch wenn Fehler sichtbar werden sollten… wir haben unser Bestes gegeben! Und weil wir das mit reinstem Gewissen sagen können, dürfen wir auch zufrieden sein.“
Für die Präsentation der Filme hatte Bernhard Adam ein Kino in Fürth vermittelt. Am 29.11.2009 musste die Präsentation der Filme im Kino Babylon leider wegen technischer Probleme verschoben werden. Es waren dafür rund 100 Jugendliche und viele Eltern angereist.
Am 10.01.2010 fand endlich die Prämiere der fünf Filme statt. Sie wurden von Jugendlichen kurz vorgestellt und danach gemeinsam angesehen. Die Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat, Doris Hutter, die das Projekt koordinierend begleitet hatte, dankte den anwesenden Vorsitzenden der Landsmannschaften und Gruppenleitern, die die Jugendlichen begleitet und beraten hatten, lobte das kreative Umgehen der jungen Regisseure mit der gestellten Aufgabe, stellte eine gute Stimmung unter den anwesenden Jugendlichen fest und ermutigte die jungen Leute, weiterhin kulturell aktiv und in Verbindung zu bleiben. Sandra Hirsch schloss ihre Präsentation mit folgenden Worten ab:
„Zum Schluss, noch ein Dankeschön an die Initiatoren und Träger dieses Projekts, zum einen für die Einladung und zum anderen für die gebotenen Chance, einmal im Leben etwas zu machen, das komplett aus dem Alltag und aus dem Rahmen fällt: seinen eigenen Film. Danke schön.“
Diesen Dank geben wir auch im Namen des Hauses der Heimat Nürnberg an den Bezirk Mittelfranken für die Förderung dieses Projektes weiter.
Doris Hutter