Begegnung mit Standfestigkeit im Glauben:
Die Friedenskirchen in Schlesien
Der Vorsitzende des Vereins Haus der Heimat, Horst Göbbel eröffnete den Jahresempfang mit den Worten eines der bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart, Hans Werner Henze, Jahrgang 1926, der in einem Interview zum Jahreswechsel sagte: „Jeder Mensch verdient Hochachtung, Sympathie und Aufmerksamkeit. Der Mensch ist ein Wunderwerk und muss als solches respektiert, unterstützt und gefördert werden.” Das sei auch das Credo des Hauses der Heimat, unterstrich Göbbel: Respekt. Unterstützung. Förderung. Später schlug er den Bogen zur Jubiläumsschrift „Ein Stück Heimat…“, die zehn Jahre Haus der Heimat dokumentiert, mit den Worten: „Wir hier im Haus der Heimat setzen auf Begegnung. Eine siebenbürgische Malerin, Renate Mildner-Müller, sagte vor Jahren hier in diesem Raum, wo sie ausgestellt hatte, treffend Martin Buber zitierend: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“.
Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, dankte für die Arbeit des Hauses der Heimat Nürnberg und seiner ehrenamtlichen Mitarbeiter und schnitt ein aktuelles Problem an: „Wir stehen vor wichtigen Weichenstellungen, die Europawahl am 7. Juni und die Bundestagswahl am 27. September…Ja, wir stehen zu dieser Demokratie, denn viele von Ihnen haben schon andere Staatsformen erlebt. Wir müssen den Zuwanderern erklären, wie Demokratie läuft. Demokratie bekommt man nicht automatisch mit der Muttermilch, sie muss gelernt werden…Nur wenn wir mitmachen, können wir unser Gemeinwohl weiter entwickeln.“
Großen Applaus gab es für die Bemerkung „2008 hat das Haus der Heimat seine Fördermittel gut genutzt, für 2009 hat der Bezirkstag eine Erhöhung beschlossen.“ Er schenkte abschließend dem HdH für seine Bibliothek das neue Taschenbuch „Die Geschichte Frankens“. Bürgermeister Horst Förther überbrachte auch die Grüße des OB Dr. Ulrich Maly und lobte die aufgewarteten schlesischen Spezialitäten. Er sprach die Berliner Studie zum Bildungs- und Integrationsstand an: „Integration gelingt nicht so gut, wie wir gedacht haben…Bei den Aussiedlern klappt die Integration schon sehr gut. Bei Ihnen ist etwas noch wichtiger: Sie schauen nach den Wurzeln Ihrer Kultur und das ist auch wichtig! Sie thematisieren das so gut in einem Dreiklang: kulinarisch, musikalisch und mit einem Vortrag im HdH, diesen Dreiklang bitte ich, beizubehalten.“ Zum Schluss würdigte er die vielen ehrenamtlichen Helfer und bat bezüglich der Integrationsbestrebungen: „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten!“ Michael Frieser, CSU-Fraktionsvorsitzender, begann mit einem Danke für ehrenamtliches Engagement. „Für mich hat der Titel der Festschrift Ein Stück Heimat… eine besondere Pluralität: das Gebäude Haus der Heimat und die Rückbeziehung“. Ein Haus, das mit Leben gefüllt werden müsse: „Durch das gute Programm, das Sie bieten, wird das Haus der Heimat über Unterricht und Weiterbildung hinaus so attraktiv, dass man gerne hergeht. Man muss gerne hier leben und sich gerne erinnern!“ Gabriele Penzkofer-Röhrl, Stellv. SPD-Fraktionsvorsitzende
wünschte allen für 2009 Glück, Gesundheit und Zuversicht. Sie sprach die schwierigen Haushaltsberatungen der Stadt Nürnberg an und betonte: „Wir müssen nach vorne sehen. Es wird mehr Ganztagsschulen geben, der Ausbau der Kindertagesstätten geht voran…Das sind nur einige Beispiele. Ideen für weitere Investitionen sind vorhanden, sie können nur mangels Geld nicht umgesetzt werden.“ Abschließend: „Eine neue Form eines Integrationsrates wird uns beschäftigen. Aber das Haus der Heimat wird auf jeden Fall seitens der Stadt unterstützt, um seine sehr wichtige Arbeit fortsetzen zu können. Ganz besonders danke ich für die Jugendförderung. Die Berliner Studie zeigt, dass Aussiedler im Integrationsprozess die Nase vorn haben. Ich denke, Sie sind auf dem richtigen Weg!“ Thomas Schrollinger, ÖDP-Stadtrat, kam früher als Vertreter der katholischen Kirche ins Haus der Heimat und hat dieses schätzen gelernt, „weil Sie den Mitgliedern unserer Kirchengemeinde Heimat bieten können.“ Er freue sich, Glückwünsche darbringen zu können und schloss mit den Worten: „Frieden ist nicht selbstverständlich. Begegnung ist wichtig und dafür sind Menschen verantwortlich. Für das neue Jahr wünsche ich, dass es gelingt, dass viele Menschen, die zu Ihnen kommen, hier Heimat finden können.“ Weitere Ehrengäste hatten dem Haus der Heimat die Ehre gegeben: Dr. Sieghard Rost, MdL a.D., Achim Mletzko, Stadtrat des Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Stefan Schweiger, FDP, Stadträte, Vertreter von Wohlfahrtsverbänden und städtischen Institutionen AWO, Caritas, Gemeinschaftshaus Langwasser, Jugendamt, Polizei, Kirchen, befreundeten Vereinen wie z.B. Bürgerverein Langwasser oder Romanima e.V. sowie Vorsitzende mehrerer Mitgliedsvereine. Sie und ehrenamtliche Mitarbeiter, die in den Arbeitskreisen des HdH tätig sind, wurden von Horst Göbbel mit herzlichen Worten begrüßt.
Musikalisch wurde der Abend von Christine Kulisch begleitet. Sie wurde in Oberschlesien geboren, ist Klavierlehrerin in Erlangen und erfreute die Gäste am Klavier mit Stücken von Carl Maria von Weber sowie Claude Debussy.
Der Jahresempfang des Jahres 2009 war Schlesien gewidmet. Dipl. Ing. Joachim Lukas, Vorsitzender der LM Schlesien Mittelfranken sowie von Uttenreuth und stellvertretender Vorsitzender des HdH stellte in einem Kurzreferat mit Lichtbildern die Friedenskirchen seiner Heimat vor. Er schilderte, wie sich fast ganz Schlesien im 16. Jahrhundert zur Reformation bekannte. Nachdem dieses Land 1526 zum Haus Habsburg kam, versuchte der Kaiser immer wieder, die Bevölkerung einschließlich des Adels, zum katholischen Glauben zurückzuführen. Dagegen wehrte man sich und konnte schließlich, zumindest in Teilen, die Reformation bis zum Ende des dreißigjährigen Krieges beibehalten. Auf Druck der Schweden musste der Kaiser im Frieden von Osnabrück dem evangelischen Adel und seiner Bevölkerung erhebliche Zugeständnisse machen, die unter anderem vorsahen, dass in den Erbfürstentümern Glogau, Jauer und Schweidnitz je eine evangelische Kirche außerhalb der Stadtmauern gebaut werden durfte. Anschließend schränkte der Habsburger jedoch ein, dass diese Kirchen lediglich aus Holz und Lehm bestehen durften und innerhalb eines Jahres fertig zu stellen seien.
Reich beschriftete Bilder der Kirchen hingen noch einige Wochen als Ausstellung im Raum und können bei Bedarf beim Referenten für eigene Ausstellungen ausgeliehen werden.
Zu dem eingangs von Bürgermeister Horst Förther erwähnten geschätzten Dreiklang gehörten diesmal schlesische Spezialitäten: „Häckerle“, zubereitet von einigen Frauen des Schlesierbunds Nürnberg e.V. unter der Leitung von Edeltraud Piosecny, sowie schlesische Mohn- und Streuselkuchen, gebacken von Frau Broda, einer mit einem Schlesier verheirateten Fränkin vom Ortsverband Herzogenaurach.
Die Geschäftsleiterin Doris Hutter würdigte zum Schluss des offiziellen Teils die wertvolle und unerlässliche Arbeit der Ehrenamtlichen im Haus der Heimat und lobte ganz besonders die gute und enge Zusammenarbeit der Geschäftsleitung mit dem Vorsitzenden Horst Göbbel und mit dessen Stellvertreter Joachim Lukas. Freudig sehe sie den nächsten zehn Jahren des Hauses der Heimat Nürnberg entgegen, gerne wolle sie mit ihren Mitarbeitern die vielfältigen Begegnungen im und mit dem Haus noch weiter ausbauen.
Doris Hutter/Horst Göbbel/Joachim Lukas
Friedenskirchen in Schlesien >>>