Urzeln mit viel Herz
in Nürnberg und Weisendorf
Einmalig waren am 18. Februar in Nürnberg das sonnig-trockene Wetter und „so viele Zus-chauer wie nie“ beim Fastnachtszug, nämlich rund 175.000 (NN, 19.02.07) ausgelassene Fast-nachts-Fans, die die Straßen säumten. Rund 50 Urzeln, die ab 13 Uhr besonders diszipliniert die Zuschauer von den Peitschenknallern und die Reifenschwinger vor dem Publikum schützten, „knallharte“ Urzeln und begeisterter Nachwuchs pflegten darüber hinaus ein besonders herzli-ches Urzeltreiben: Furcht erregend knallten zwar traditionsgemäß vorne weg einige Urzeln, um das heidnische Element des Böse-Geister-Vertreibens zu zeigen, jedoch versuchten die restlichen Urzeln, die Zuschauer in ein fröhlich ausgelassenes Spiel mit einzubinden, indem sie laut lärmend und zugleich freundlich Krapfen spendend, erschreckend und doch liebevoll zugleich, närrisch aber mit Herz auf die Zuschauer zugingen. Und es kam an. Auch bei vielen oft verängstigten Kleinen. Man fand sich gegenseitig toll.
Bewundert wurden auch heuer die Reifenschwinger. Zu den Akkordeonklängen des Franken Reinhold Burkart und des Siebenbürger Sachsen Christian Fuss, schwangen Gitte Henning, 21 aus Uehlfeld und erstmals in Nürnberg Sabine Herberth, 16 aus Raindorf souverän während des Umzugs 1 oder 3 und am Nachmittag Gitte sogar 6 volle Weingläser in ihren Reifen.
Das Singen in der U-Bahn, wo Mitreisende einstimmten, und Knallen im U-Bahnschacht waren ebenfalls außergewöhnliche Erlebnisse. Im Haus der Heimat wurden für die Helfer noch einmal Leckerbissen der Knall- und Reifenschwingerkunst geboten, danach das Urzelkraut genossen und alle noch nicht getauften Urzeln zünftig getauft.
Zu den Krapfen der Bäckerei „Ludwig“, die im Umzug verteilt worden waren, gesellten sich weitere Backwaren und helfende Hände von Angehörigen der beteiligten Urzelfamilien. Wäh-rend die Urzeln abends noch tanzten, kegelten die Urzelchen oder sie übten im Hof das Knallen. Dank aller wurde der vom HdH und der LM der Siebenbürger Sachsen geförderte Urzeltag im Haus der Heimat wieder zu gelebtem Brauchtum und erlebter Gemeinschaft.
Dasselbe fühlte man am Faschingsdienstag in Weisendorf auch: 40 Gäste durften das Urzelkraut im Hause von Brigitte und Gerhard Berner genießen. Es waren 27 Urzeln und deren (Groß)Eltern. 14 Uhr ging der von den Urzeln angeführte Umzug los. Reifenschwingerin Sabine Herberth bekam einen neuen Akkordeonspieler, Steffen Schulze, gebürtiger Magdeburger, der vom Brauch so begeistert ist, dass er in Zukunft wieder dabei sein möchte.
Nach dem Umzug waren alle Teilnehmer in die Mehrzweckhalle geladen worden. Die Urzeln boten auch dort ein kleines Programm. Landrat Eberhard Irlinger, der die Urzeln im Umzug zum 1. Mal erlebt hatte und erst nachher erfuhr, wer sie sind, sagte anerkennend: „Ich hätte es mir denken müssen, dass es die Siebenbürger Sachsen sind!“ In diesem Sinne: Dank an alle Brauchtumspfleger!
Doris Hutter