23.06.2007:

Mundartlesungen im HdH

„Wie uns der Schnabel gewachsen ist…“

Die im Irrhain an der Naturbühne geplanten Mundartlesungen zum Abschluss des Projektes des Pegnesischen Blumenordens (www.blumenorden.de) im und mit dem Haus der Heimat Nürnberg, bei dem Mundarten verschiedener Landschaften der Vertriebenen und Aussiedler aufgenommen und dem Institut für Germanistik zur weiteren wissenschaftlichen Verarbeitung übergeben wurden, fanden wetterbedingt am 23. Juni im Haus der Heimat statt.

Groß war die Freude, als die Uttenreuther „Pummer“ mit dem schlesischen Sommersinglied Summer, Summer, Summer! Ich bin a kleener Pummer die Veranstaltung eröffneten! 7 Enkelkinder des stellvertretenden Vorsitzenden des Hauses der Heimat, Joachim Lukas im Alter von 4 – 13 Jahren sangen schlesische Mundartlieder, obwohl ihr Schnabel in Franken gewachsen ist. Dazu fiel der Moderatorin Doris Hutter ein Spruch aus China ein: „Wenn du einen grünen Zweig im Herzen trägst, wird sich ein singender Vogel darauf niederlassen.“

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Werner Kügel, Vorsitzender des Pegnesischen Blumenordens lasen Prof. Dr. Nikolaus Fiebiger, u. a. ehemaliger Präsident der Friedrich- Alexander- Universität in Erlangen und Mitglied im Wissenschaftsbeirat der Bayerischen Staatsregierung, sowie Hildegard Henschel schlesische Mundarttexte von Ernst Schenke.

Gisela Kohlhoff, gebürtige Ostpreußin trug drei Gedichte von Dr. Alfred Lau vor, wobei u. a. die Schönheit der ostpreußischen Landschaft beschrieben wird.

Die Steinbinder-Schwestern Maria, Gretel und Anna sind Sathmarer Schwäbinnen, aufgewachsen im heutigen Rumänien. Sie sangen mehrstimmig zwei Volkslieder

Dr. Otto Aczel vertrat zusammen mit Lothar Blickling das Schwäbische Banat. Beide sind im heutigen Rumänien geboren, schreiben in Mundart und haben schon Bücher veröffentlicht. Dr. Otto Aczel las Gedichte und Lothar Blickling referierte über Spottreime und Spottnamen.

Familie Deistler vertrat das Egerland. Ingrid sang, an der Gitarre begleitend, mit der 17-jährigen Tochter Irmgard das Mundart-Lied Mein Egerland, mein Heimatland, obwohl beide in Deutschland geboren sind. Gerald Deistler, Ehemann bzw. Vater der beiden Sängerinnen, ist gebürtiger Egerländer und schreibt Erzählungen und Gedichte in egerländer Mundart. Er ist Vorsitzender des Freundeskreises sudetendeutscher Mundarten und las auch Gedichte, in denen alter Volksglaube, u. a. eine egerländer Sagengestalt, das „Das Kornmännlein“ vorkam.

Der Siebenbürgische Chor der Kreisgruppe Nürnberg unter der Leitung von Reinhold Schneider sang drei Lieder in siebenbürgisch- sächsischer Mundart.
Rosel Potoradi, eine Siebenbürger Sächsin trug je ein Gedicht von Viktor Kästner und Otto Piringer vor. Dabei wurde wiederholt verdeutlicht, wie ausdrucksstark die Mundart sein kann.

Doris Hutter, auch in Siebenbürgen geboren, hat u. a. Kinderverse und Theaterstücke in Mundart geschrieben und inszeniert. Sie stellte die heutige Frau in den Mittelpunkt ihres Vortrags. Dann dankte sie allen Teilnehmern, die Mühe und Weg nicht gescheut hatten, um der Mundart ein Denkmal zu setzen, und schloss mit den Worten: „Denen, die die Mundart auch in der neuen Heimat pflegen, bin ich besonders verbunden. Ich wünsche allen, dass sich auf den grünen Zweig im Herzen noch viele Vögel zum Singen niederlassen!“

Lassen Sie uns die Mundart weiterpflegen, ungeachtet manch skeptischer Stimmen!
Thomas Charlyle sagte einmal:

Die Zeit ist schlecht? Wohlan. Du bist da, sie besser zu machen!

Doris Hutter