„Rumäniens Heimkehr nach EUropa“. Unter diesem Motto stand der Jahresempfang 2007 am 23. Januar im Haus der Heimat in Nürnberg, ein Empfang, der den zahlreichen Anwesenden – unter ihnen MdL a.D. Dr. Sieghard Rost, Regierungsvizepräsident von Mittelfranken Heinz Grunwald, Stadtrechtsdirektor Dr. Hartmut Frommer, SPD-Fraktionschef im Nürnberger Rathaus und an diesem Abend auch Vertreter des OB Dr. Ulrich Maly, Gebhard Schönfelder, Stadträtinnen und Stadträte von der SPD (Gabriela Heinrich, Gabriele Penzkofer-Röhrl), von der CSU (Jutta Bär, Aliki Alesik, Prof. Dr. Hartmut Beck, Werner Gruber), von Bündnis 90/Die Grünen Jürgen Wolf, von der FDP Utz Ulrich und zahlreiche andere Ehrengäste von städtischen Institutionen oder befreundeten Vereinen – aus aktuellem Anlass ein für viele bestenfalls flüchtig bekanntes Land, eine europäische Region besonderer Art auf vielfache Art näher gebracht hat.
Eine Bilderfolge mit prägnanten Fotos aus Rumänien, mit der Romanze „Mie dor de ochii tai frumosi…“ unterlegt, leitete den Vortrag mit inhaltlichem Tiefgang „Rumäniens Heimkehr nach EUropa“ von Oliver Lenich ein. Der Referent ist Diplom-Politologe und Doktorand an der Universität Bremen und Rumänienkenner aus erster Hand (er hat die letzten drei Jahre in Rumänien geforscht und dabei auch rumänisch gelernt).
Sein auf ausgesuchte Themenfelder ausgerichteter Vortrag hat sowohl Rumäniens Weg in die EU nachgezeichnet, als auch den Versuch einer Prognose über die zukünftige Rolle Rumäniens als Mitgliedsstaat unternommen. Rumänien habe es nach einer langen Durststrecke, so Lenich, geschafft: Seit dem 1. Januar 2007 ist es nun Mitglied der Europäischen Union. Der junge Doktorand sprach hier den für seine Begriffe verfrühten Beitrittszeitpunkt Rumäniens an, da sich die vor allem durch den Beitrittsdruck begonnenen Reformen noch nicht als nachhaltig und vor allem erfolgreich erweisen konnten. Bezüglich der Mehrzahl der Kritikpunkte, die für gewöhnlich gegen Rumänien vorgebracht würden, müsse jedoch angemerkt werden: Wer im Glashaus sitze, solle nicht mit Steinen werfen, denn vor allem in Deutschland seien Aufsehen erregende Korruptionsskandale in den letzten Jahren keine Seltenheit gewesen. Auch in den meisten zum 1. Mai 2004 beigetretenen neuen Mitgliedsstaaten stellte die Kommission wiederholt dieselben Mängel fest, wie sie Rumänien vorgehalten werden. Zu den kritisierten Evergreens in den Fortschrittsberichten, die auch zum Beitrittszeitpunkt nicht vollständig abgeschafft werden konnten, gehörten auch dort vor allem die schwache öffentliche Verwaltung und das ineffiziente Justizwesen.
Nach dem Beitritt läge nun die Verantwortung für eine erfolgreiche Mitgliedschaft bei der rumänischen Bevölkerung. Er sei zuversichtlich, betonte Lenich, dass Rumänien seine Reformen fortführen würde und sich zu einem authentischen EU-Player entwickle, der zwar traditionell selbstbewusst, jedoch zugleich konstruktiv und gemeinschaftlich an den drängenden Zukunftsprojekten der Union partizipieren wird. Zu nennen seien hier die bereits absehbare dritte Runde der EU-Osterweiterung, sowie die Verfassung der Europäischen Union. Es müsse sich aber noch zeigen, wie sich die engen Kontakte zu den USA auswirken werden, denn das Land könne sich keinen euro-atlantischen Spagat wie Großbritannien leisten. Rumänien identifiziere sich jedoch wie kaum ein anderes Land mit Europa und der Europäischen Union. Er, Oliver Lenich, sei während seines dreijährigen Arbeits- und Forschungsaufenthalts immer wieder positiv überrascht worden, wie allgegenwärtig die EU bereits seit vielen Jahren im rumänischen Alltagsbild vertreten sei: etwa durch Fahnen an Amtsgebäuden, mittels Hinweisschildern bei geförderten Infrastrukturprojekten und zuletzt auch auf neuen KFZ-Kennzeichen – sogar bereits Monate vor dem Beitritt, so dass das EU-Emblem mit dem rumänischen Staatswappen provisorisch überklebt werden musste.
Eine freudige Überraschung war für den Vortragenden an diesem Abend im Haus der Heimat das starke Interesse an der rumänischen Gesamtthematik. Das Nürnberger Publikum habe sich aus seiner Sicht als interessiert erwiesen und habe begierig Fragen gestellt. Vielleicht konnte diese gelungene Veranstaltung dazu beitragen, dass Rumänien nun ein Stückchen weniger Terra incognita sei. Die ersehnte Heimkehr nach Europa habe das Land nun jedenfalls erreicht, meinte Oliver Lenich.
Abschließend dankte Horst Göbbel dem Referenten, der Musikgruppe „remix“, den Organisatoren und den treuen Gästen und hob hervor, dass die Aussiedler, die Zuwanderer zwar in Deutschland leben, aber eben auch in Zusammenhängen, die nicht auf Deutschland begrenzt sind. In diesem Spannungsfeld zwischen dort und hier befinde sich auch dieses Haus der gelebten Integration. Integration, die klug macht. Beide. Die Integrationswilligen und die Aufnehmenden.
Horst Göbbel