19.04.2007:

Hermannstadt und Großregion Luxemburg – Europäische Kulturhauptstädte 2007

Es wäre nicht Horst Göbbel, wenn das Publikum bei seinem Vortrag am 19. April im Haus der Heimat Nürnberg im Zweifel geblieben wäre, wie eine Europäische Kulturhauptstadt eigentlich zustande kommt, oder nicht erfahren hätte, was total unbekannte Medien über unser geliebtes Hermannstadt schreiben. So beschreibt das Eurasische Magazin in seiner Ausgabe 8 vom Jahr 2006 das große Ereignis mit den Worten: „Hermannstadt alias Sibiu, eine der schönsten mittelalterlichen Städte in Rumänien, lag über Jahrzehnte in einem Dornröschenschlaf. Dieser ist nun definitiv zu Ende. Die Stadt macht sich schön, um im Jahr 2007 würdige Kulturhauptstadt Europas zu sein. Sehenswert ist das historische Hermannstadt mit seinen mittelalterlichen Handwerker- und Patrizierhäusern und seinen weitläufigen Plätzen schon jetzt, in seiner wohl spannendsten Phase der Totalerneuerung.“
11_Hermannstadt.jpgDas zahlreiche Publikum erfährt, dass der Referent 10 Tage vor dem Vortrag zuerst in Hermannstadt und dann in Luxemburg war, um eigene Fotos zu schießen und um das jeweilige Flair der beiden Städte hautnah zu erleben und beschreiben zu können. Das ist ihm auch nachhaltig gelungen und wurde vom Publikum angemessen honoriert.
Die schönen Fotos von Hermannstadt- gut bekannt und doch immer wieder eine mit Gänsehaut verbundene Herzensangelegenheit. Verbunden mit der passenden Musik vergisst man die Zeit und gleitet individuell in eine Vergangenheit, die man so nicht erlebt hat und doch vertraut empfindet. Stolz macht sich breit, aber auch Sorgen über die noch ungelösten Probleme von Hermannstadt. Kurz wird die Geschichte Hermannstadts seit der Einwanderung der Sachsen und Gründung von Hermannsdorf angesprochen. Welche Genugtuung das Jahr 2000, als Klaus Johannis zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde, der erste deutsche Bür-germeister nach 1945! Schon dafür verdient Hermannstadt den Titel Europäische Kultur-hauptstadt…
Aber Luxemburg? Natürlich kennt man die Stadt – vor allem als Zentrum europäischer Institutionen und wir auch durch die Verbindung zu Hermannstadt -, aber 1995 trug die Stadt Luxemburg schon einmal diesen Titel!
Horst Göbbel klärt auf: Mit Beschluss des Rates der Europäischen Union wurde am 13. Juni 1985 der Vorschlag der damaligen griechischen Kulturminsterin Melina Mercouri umgesetzt. Dieser sah vor, jährlich eine europäische Kultur(haupt)stadt zu benennen, mit dem Ziel, die europäische Integration zu stärken. Jede europäische Kulturhauptstadt steht unter dem Motto: „Herausstellung des Reichtums, der Vielfalt und der Gemeinsamkeiten der europäischen Kulturen und Förderung des besseren gegenseitigen Verständnisses unter den Bürgern der Europäischen Union“. Kulturhauptstadt zu sein, ist freilich eine große Herausforderung in kultureller, touristischer und menschlicher Hinsicht. Kommission und Rat einigten sich bereits auf eine Liste von Ländern bis 2018. Dabei stellt grundsätzlich je einer der bisherigen 15 EU-Staaten und einer der inzwischen 12 Erweiterungsstaaten eine der beiden Kulturhauptstädte. Und diesmal ist es das Großherzogtum Luxemburg oder „Groussherzogtum Lëtzebuerg“ (lux.) mit dem bekannten Wahlspruch: Mir wölle bleiwe wat mir sin! Die drei Amtssprachen sind Französisch, Deutsch und Lätzebuergisch und die Hauptstadt Luxemburg hat 82.800 Einwohner, davon fast 40% Ausländer. Seine Staatsform ist die Konstitutionelle Monarchie (Haus Nassau-Weilburg) und Staatsoberhaupt seit 2000 Großherzog Henri, geboren 1953, seine Gemahlin heißt Maria Theresa. Dadurch unterscheidet sich Luxemburg schon mal wesentlich vom heutigen Hermannstadt. Die Bilder zeigen u. a. eine malerische Stadt im Grünen mit ihren beiden Flüssen und zahlreichen Festungsüberresten, eine Weltstadt mit überaus freundlichen Einwohnern und einem solid zur Schau getragenen Reichtum. Es lohnt sich ganz besonders, sie heuer zu besuchen, weil sie geleitet von einem allgegenwärtigen blauen Hirsch, zwei rote Fäden durch ein Kulturjahr spinnt, das viele überraschende Einblicke und inspirierende Momente verspricht: „Grenzen überschreiten“ und „das Unerwartete“ erleben.

Doris Hutter