23.01.2020:

Jahresempfang des Hauses der Heimat Nürnberg 2020

Fotos von der Veranstaltung »

„Miteinander als Ziel“
Jahresempfang des Hauses der Heimat Nürnberg 2020
Prof. Dr. Julia Lehner, Kulturreferentin der Stadt Nürnberg, sprach beim Jahresempfang des Hauses der Heimat (HdH) Nürnberg zum Thema „Nürnberg auf dem Weg zur Europäischen Kulturhauptstadt“ und erklärte sehr anschaulich, dass und wie der vielseitige Prozess abläuft, welche Erkenntnisse jetzt schon gewonnen sind und wie viel Zukunft jetzt schon geplant werden muss gemäß dem Motto „past forward“, das bedeutet: mit dem Blick zurück nach vorne zu gehen. Dabei wurden drei Themen von der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Künstlern und Bürgern herausgearbeitet: „Menschlichkeit nach Maß“, wo die gemeinsame Heimat im Vordergrund steht, „Welt als Aufgabe“, wo Ideen, Erfindungen, neue Technologien durch Nürnbergs Aufgeschlossenheit zu Neuem und zu Einwanderern schon seit Albrecht Dürers Zeiten auf fruchtbaren Boden fielen, und „Miteinander als Ziel“, wo die traditionsreiche Soziokultur Nürnbergs zum Tragen kommt. Der ganze Abend stand im Zeichen von Vielfalt und Miteinander.
Horst Göbbel, Vorstandsvorsitzender des HdH zitierte in seiner Begrüßung den ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck mit den Worten „In dem weiten Raum einer offenen Gesellschaft gibt es viel Platz für Verschiedenheit. Und wenn Fremde bei uns einwandern, haben sie die Freiheit, auch die Sprachen, Kulturen und Religionen, die sie aus ihren Herkunftsländern mitbringen, uneingeschränkt zu pflegen.“ In diesem Sinne seien wir im HdH tätig, sagte Göbbel. Danach begrüßte Geschäftsleiterin Doris Hutter die zahlreich erschienen Gäste, darunter eine Vielzahl ehrenamtlich Tätige aus vielen Vereinen, jedoch auch Vertreter befreundeter Institutionen und Politiker. Um für die zahlreichen Ehrengäste, darunter mehrere Stadtratskandidaten verschiedener demokratischer Parteien, Platz zu schaffen, mussten vorher die Tische aus dem Raum entfernt werden. Wie gut, dass im Mai mit dem Anbau, der u.a. einen größeren Raum schaffen soll, begonnen wird!
Gabriela Heinrich, SPD, Mitglied des Bundestages wies in ihrem Grußwort auf den Erfahrungsaustausch im HdH hin und schätzt, „dass Sie im HdH Wissen, Erfahrung über Ihre Kultur mit uns teilen wollen! Das macht Zusammenhalt aus.“ Daniel Arnold vom Bündniss 90/ Die Grünen, 1. Stellv. des mittelfränkischen Bezirkstagspräsidenten Armin Kroder, zeigte sich sehr erfreut, „dass man im HdH auch nach außen hin gerichtet ist und über den Stadtteil hinaus Menschen zusammenbringt.“ Er hat auch eine neue Heimat in Franken gefunden, nachdem er als 9-Jähriger die DDR verlassen hat, und bezeichnet Heimat als „ein Lebensgefühl“. Diana Liberova, integrationspolitische Sprecherin der SPD im Nürnberger Stadtrat, sagte: „Im HdH ist man zu Hause, man spricht über kleine und große Dinge und kommt so ins Gespräch mit Menschen ganz verschiedener Herkunft. Beteiligung und Vielfalt in Nürnberg und im HdH können wir noch mehr herausarbeiten in einem Miteinander in der Stadt im Hinblick auf die Bewerbung Nürnbergs zur Europäischen Kulturhauptstadt.“ Max Höffkes, Stadtrat der CSU, führte einige Gedenktage an, die 2020 gefeiert werden, darunter „traurige wie den Bombenangriff auf Wöhrd und den 8. Mai 1945, die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz, aber auch freudige Ereignisse wie die Weimarer Republik und die Goldenen 20-er Jahre“. Was den Klimawandel betrifft, „sollten wir uns beeinflussen lassen auch von der Greta, aber einen Schuss Optimismus brauchen wir auch und einen Schuss Gelassenheit, so dass wir eine lebenswerte Zukunft erreichen können“.
Passend zum Vortrag „Europäische Kulturhauptstadt“ gestalteten Schüler des HdH die künstlerische Umrahmung des Abends. Aus den Reihen der HdH-Sprachschüler entstand 2012 die Gruppe „Die Wissbegierigen“. Darunter sind die Chemikerin Dr. Alla Bernshtein, die Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Nadiya Feliksova, der Chemiker Valerijs Bursteins und die drei Musikerinnen: Frau Prof. Dr. Nataliya Zabolotnaya und Galyna Shagina aus der Ukraine sowie Taisiya Yakowenya aus Usbekistan. Sie alle eint die Leidenschaft, möglichst alles über Kultur, Kunst, Musik zu wissen. Dieses Wissen verarbeiten sie in kleinen Vorträgen und werden gerne von Gruppen des HdH zur Präsentation eingeladen. Zum Jahresempfang stellten sie uns kurz Beethoven vor, den begnadeten Künstler, der vor 250 Jahren geboren wurde, umrahmt am Klavier von Beethovens Mondscheinsonate, „Für Elise“ und der Sonate „Pathétique“.
Das HdH gratulierte Nürnberg, das sich auf dem Weg zur Kulturhauptstadt Europas gemacht hat, mit einer Bilderausstellung namens „Nürnberg“. Einige HdH-Malkursschüler des Kurses „Colorit“ unter der Leitung von Tatjana Schneider und Jugendliche aus den Malkursen von Irina Trautwein stellten aus. Einführend sagte Tatjana Schneider, eine Russlanddeutsche,: „Heute wohne ich in einer der tollsten Städte der Welt, im unglaublich schönen Nürnberg!“ und die 16-jährige Malkursschülerin Veronika Soboleva ging näher auf die unterschiedlichen Bilder ein: „Jeder sieht in seiner Heimat etwas anderes und für uns ist es nichts anderes als die Heimat, weil wir hier leben. Nürnberg verbindet man generell mit der Altstadt. Das ist aber nur ein kleiner Teil von Nürnberg. Eigentlich besteht Nürnberg aus so viel mehr! Z.B. die Grünflächen, Parks, Dutzendteich. So vielfältig wie Nürnberg ist, so vielfältig sind unsere Bilder.“
Der abschließende Stehempfang war kulinarisch auch abwechslungsreich, weil traditionsgemäß die einzelnen Gruppen Spezialitäten aus den Herkunftsländern beisteuern. Ein breitgefächerter Abend voller Kunst, Kultur, Traditionen und Miteinander!
Doris Hutter