Lebenswege – Kunstgeschichten
Käthe Kollwitz und Grete Csaki-Copony – Künstlerinnen in Berlin
Man durfte gespannt sein am 25. Oktober im Haus der Heimat Nürnberg, warum Käthe Kollwitz und Grete Csaki-Copony in einem Vortrag gemeinsam beleuchtet werden. Was man erlebte: eine sprühende Referentin, Frau Dr. Heinke Fabritius, Kulturreferentin für Siebenbürgen, die auf beeindruckende Weise ganz locker beide Künstlerinnen leuchten ließ.
Grete, Lotte, Kath, die neue Reihe mit Bildern und Gesprächen über Kunst und Kultur, wobei zu jeder Veranstaltung Künstlerinnen im und aus verschiedenen Teilen des östlichen Europas vorgestellt werden sollen, nahm ihren Anfang im Haus der Heimat in Nürnberg, weil hier das Zusammenwirken der Landsmannschaften Programm ist. Das sah man auch am Publikum: Neben Ostpreußen, Schlesiern, Siebenbürgern waren auch Russlanddeutsche und ehemalige DDR-Bürger gekommen, um dem Vortrag „Künstlerinnenleben in Berlin – Käthe Kollwitz und Grete Csaki-Copony“ zu lauschen.
Was folgte, waren zur Einstimmung spannende Bilder der klassischen Moderne um die Wende vom 19. zum 20. Jh. im erst geschichtlichen und dann auch künstlerischen Rahmen, wichtige Merkmale des Impressionismus und Expressionismus, so dass die Zuschauer die beiden Künstlerinnen richtig begreifen konnten. Dabei bekam man Werte der klassischen Moderne mit, erkannte anhand der Bilder Licht, Atmosphäre der impressionistischen Kunst oder den persönlichen, privaten Zugang des expressionistischen Malens. So gewappnet erlebte man sehr intensiv die Bilder und Biographien der beiden sehr unterschiedlichen Künstlerinnen, nahm ein Stück Zeitgeschichte mit. Man erkannte Kunstströmungen und ließ sich von der Begeisterung der Referentin für das Schaffen dieser beiden Künstlerinnen gerne mitreißen. Es ist der Verdienst von Frau Dr. Fabritius, uns nicht nur Einblicke in diese Künstlerseelen, deren Kunst und Zusammenhänge gegeben zu haben, sondern auch das einfühlsame Herunterbrechen auf das Niveau der Laien unter uns, die erstaunt merkten, wie viel sie in der kurzweiligen Zeit gelernt haben, auch über Berlin als europäische Metropole und sozialer Brennpunkt der Zwischenkriegszeit. Der Applaus war dementsprechend groß und herzlich.
Beim anschließenden kleinen Empfang anlässlich des Beginns unserer neuen Reihe, wurde Dr. Heinke Fabritius nicht nur als Kulturreferentin für Siebenbürgen vorgestellt, angesiedelt dienstlich bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die diese Kooperation mit dem Haus der Heimat fördert, sondern auch als Siebenbürgerin, die sowohl in Siebenbürgen als auch in Bukarest gelebt hat, bevor sie nach Deutschland aussiedelte. Als Dank für das Initiieren dieser Vortragsreihe hatten sich die Siebenbürger Sachsen des KV Nürnberg etwas Besonderes ausgedacht: Eine Singgruppe aus dem Fürther Chor unter der Leitung von Rosel Potoradi überraschte Heinke Fabritius und die Gäste mit einem Ständchen und mit Gebäck aus der alten Heimat: Hanklich und Baumstriezel, ein Gedicht! Ein Glas fränkischen Weins dazu ließ den Abend bei angeregten Gesprächen über die Kunst hinaus gemütlich ausklingen.
Man darf gespannt sein auf den nächsten Vortrag der Kulturreferentin für Siebenbürgen!
Doris Hutter