08.04.2016:

Erste Siebenbürgische FilmeNacht im HdH

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Tief im Gespräch

Die „erste Siebenbürgische FilmeNacht“ in Nürnberg bescherte den Gästen im Haus der Heimat einen bunten Strauß an Dokumentarfilmen, Zeitzeugen, Filmproduzenten, Begegnungen, Gesprächen und Erkenntnissen umrahmt von wohlbekannten Düften kulinarischer Spezialitäten.

Typisch Deutschland, wenn man die ersten Eindrücke beim Ankommen im Westen von Darsteller Erhard Hügel im Dokumentarfilm „Freiheit in Kinderschuhen“ erfährt, bzw. von Peter Maffay bestätigt bekommt, dem auch ganz besonders die bunten Farben auffielen, als er hier ankam. In diesem Film spricht der einstige deutsche Außenminister Dietrich Genscher mit großem Respekt auch vom unbändigen Willen vieler Menschen in Diktaturen, ihr Schicksal in die eigenen Hände nehmen zu wollen. Ob die jüngere Generation heute Freiheit genügend schätzen kann? Uwe Pelger war es ein Anliegen, dem Thema Freiheit nicht nur durch das Komponieren von Liedern, sondern auch anhand seiner Biografie ein Denkmal zu setzen. Zusammen mit dem Produzenten des Filmes, dem Reutlinger Joachim Stall, reisten sie aus Baden-Württemberg nach Nürnberg, wo sie nach dem Film dem dankbaren Publikum Fragen beantworteten, ein eindrucksvolles Gespräch moderiert von Annette Folkendt. Der Film kann als DVD bei den Produzenten bestellt werden: www.freiheitinkinderschuhen.de.

Die Filmenacht war von langer Hand vorbereitet und wohlwollend ausgestattet worden: Annemarie Wagner, Erika Hoos, Erika Hofgräf und Katharina Emrich sorgten für selbstgekochte deftige Suppen und köstliche Kuchen. Passend dazu boten Vertreter der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach interessante Getränke an und der Vorstand des Kreisverbandes unter der bewährten Leitung seiner Vorsitzenden Inge Alzner stemmte die technisch-organisatorischen Einzelheiten beginnend vom Aufbau und Bedienen der Technik über die gesamte Logistik der kulinarischen Verpflegung bis hin zum Aufräumen des Hauses, dessen Räume alle für die dreimal laufenden verschiedenen Filme bestuhlt und betreut werden mussten, um den knapp 200 Gästen nötigen Sitzplatz und hilfreiche Informationen zukommen zu lassen.

Moderator in dem Raum, wo Günter Czernetzkys Film „Die Russen kommen“ lief, war Horst Göbbel, Kenner der Geschichte der Siebenbürger Sachsen, die 1944 aus Nordsiebenbürgen evakuiert wurden. Regisseur und Produzent Czernetzky, der gerade in Hermannstadt weilte, war per Skipe mit dem Publikum verbunden und konnte so deren Fragen zu seinem Film beantworten, der durch die Aussagen vieler Zeitzeugen ein sehr anschauliches, erschütterndes Bild der Evakuierung und der Rückkehr vieler Sachsen nach Siebenbürgen schildert. Er hat schon viele Zeitzeugen in seinen Filmen zu Wort kommen lassen, bittet jedoch auch weiterhin um Zeitzeugengespräche: „Wir müssen die Geschichten erzählen!“

Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen geht in Deutschland natürlich weiter. Wie erfolgreich das gehen kann, erfuhren die Gäste der FilmeNacht durch den angekündigten Überraschungsgast, eine hübsche und erfolgreiche Sportlerin: Katharina Theil, zweifache Deutsche Meisterin im karnevalistischen Tanzsport, die sympathische Gymnasiastin, die einst in der Nürnberger Kindertanzgruppe mit Volkstanz begann, ein Tanzmariechen, das nicht nur durch perfekten Sport, sondern auch durch ihre einnehmende Ausstrahlung besticht und sich auf den Weg gemacht hat, den Titel ein drittes Mal zu verteidigen, wozu ihr der ganze Saal Erfolg wünschte, als sie aus dem Nähkästchen plauderte.

Arbeit macht das Leben süß…“ der Film, der schon in Kinos gelaufen und über „good movies“ bestellbar ist, wurde von Claudia Funk produziert und greift ein Thema auf, das bisher kaum jemand für interessant befunden hat – bis das Altersheim in Hetzeldorf die Menschen aus Siebenbürgen mit ihrem unverwechselbaren Umgang mit Senioren in den Fokus rückte. Leicht, witzig und doch ernst und würdevoll erschließt die Regisseurin, die keine Siebenbürger Sächsin ist, dem Zuschauer eine Welt von Senioren, wie sie liebenswerter kaum sein könnte. Inge Alzner, die das Gespräch mit Claudia Funk über Skipe moderierte, fragte die Regisseurin denn auch, wieso sie diesen Film, in dem das Gebrauchtwerden im Alter so gut herausgearbeitet wird, gerade in Rumänien gedreht hat? Funk erzählte, dass ihr auf einer Reise durch Siebenbürgen in Hetzeldorf die Würde, die die Bewohner des Altenheimes ausstrahlten, aufgefallen sei. Und auf die Frage, was sie in Rumänien erlebt habe, sagte Claudia Funk: „Mich hat die Herzlichkeit und Offenheit der Leute beeindruckt. Mit Vielen, auch mit den Rumänen, mit denen ich mit Händen und Füßen gesprochen habe, bin ich sehr tief ins Gespräch gekommen und das hat mich berührt und begeistert!“ Es ist Funks Verdienst, diese Begeisterung weitergegeben zu haben. Danke!

Doris Hutter