„Maßstäbe für ein Zusammenhörigkeitsgefühl in Deutschland gesetzt!“
„Die Aussiedlerkulturtage sind mehr als Tracht, Tanz, Volksmusik: Die Aussiedlerkulturtage sind Geist, Kunst, Wissen, Hoffnung und Miteinander“, sagte Kilian Sendner, CSU, Nürnberger Stadtrat, auch in Vertr. des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly, in seinem Grußwort am 4. Juli im Nürnberger Heimatministerium.
Unter der Schirmherrschaft von Dr. Markus Söder, MdL, Bayerischer Staatsminister der Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat fand unter dem Motto „Aus der Heimat in die Heimat“ zunächst ein Festakt für über 150 geladene Gäste statt, der vom Klarinettenduo der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg, bestehend aus dem Siebenbürger Sachsen Michael Bielz und dem Banater Schwaben Franz Dugonitsch, musikalisch umrahmt wurde. Helmine Buchsbaum, Nürnberger Stadträtin, begrüßte als Banater Schwäbin die Ehrengäste, darunter in Vertr. des Schirmherrn Dr. Markus Söder Herrn Harald Hübner, Amtschef im Heimatministerium, Martin Burkert, MdB und Arif Taşdlen, MdL, beide SPD, Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, Peter Daniel Forster, CSU-Bezirksrat sowie mehrere Nürnberger Stadträte. Die weiteren Gäste waren über-wiegend im Ehrenamt Aktive, sowohl Zuwanderer als auch Einheimische.
Bezirkstagspräsident Richard Bartsch griff das Motto auf: „Kunst und Kultur heute hier in unserem Ministerium ist etwas anderes als wir es sonst manchmal erleben von Digitalisierung bis zum Euro. Heute geht’s um das Leben ganz konkret in der Heimat: früher in der Heimat, heute in der Heimat.“ Dorothea Walter, Russlanddeutsche, ergänzte in ihrem Vortrag über zwei zugewanderte Künstler, deren Bilder und Fotografien als Aus-stellung unter dem Titel „Nürnberg künstlerisch entdeckt“ zu bewundern waren: „Und das Heimatgefühl, dass die junge Generation jetzt empfindet, kann sich auf verschiede Arten äußern. Die Gemälde und Fotografien in diesem Raum halten die Augenblicke der Begegnung mit der Stadt, unserer neuen Heimatstadt Nürnberg, fest. Es sind Kunstwerke von Alexander Bruch und Wladimir Zalyasko, die sich in Nürnberg wohl fühlen. Sie sind angekommen. Der eine ist im Uralgebiet geboren, das zur Heimat für Viele nach der Vertreibung im 2. Weltkrieg geworden war, der andere in der Ukraine. Die neue Heimat, die beide Künstler in Nürnberg gefunden haben, inspiriert sie täglich aufs Neue. Dadurch entstanden ein Kalender in 3 Sprachen und zwei Filme dazu.“
Der historische Nürnberg-Kalender 2015 war in Zusammenarbeit mit dem Verein der Altstadtfreunde Nürnberg entstanden. Deren Vorsitzender Karl-Heinz Enderle sprach zum Thema „Die Altstadtfreunde Nürnberg – Integrationskraft zwischen Tradition und Moderne“, wobei er u.a. sagte: „Ich glaube, dass gerade die Beiden, weil sie in der ehemaligen Sowjetunion geboren sind, und weil es in ihrem Leben Brüche gegeben hat, ein unverstelltes Bild der Stadt zeigen, das die Brüche der inneren Geschichte nicht in den Mittelpunkt stellt, sondern sie auf die Substanz der Tradition konzentriert. Sie stellen beispielhaft den Integrationswillen der Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion dar und sind auch ein Beispiel für die Integrationskraft der Stadtgesellschaft.“ Die Filme „Nürnberg im Wandel der Zeit I. und II.“ von A. Bruch zeigten eindrucks- und effektvoll historische Plätze gesehen durch Bruchs künstlerisches Auge. Abschließend stellte Dagmar Seck, Siebenbürger Sächsin, die vierjährig aus Agnetheln nach Franken aussiedelte, kurz den Verein „Geschichte für alle e.V.“ vor, in dem sie als Stadtführerin tätig ist. Sie konnte glaubhaft erklären, was sie so zusammenfasste: „Ich fühle mich der Region noch viel stärker verbunden, seit ich den Einheimischen ihre Stadt zeige. Seit ich Ihnen meine Stadt zeige.“
Der Festakt wurde mit einem Stehimbiss und vielen netten Gesprächen beendet. Dazu passt aus dem Grußwort der Nürnberger Stadträtin Monika Krannich-Pöhler, Bündnis 90/Die Grünen: „Ich denke, was uns alle verbindet, ist, dass wir uns einfach wertschätzen gelernt haben durch Ihre Arbeit, durch die Möglichkeit, dass Sie einfach uns entgegengekommen sind und wir dadurch auch ein Stückchen Kultur und ein Stück Kulturgeschichte kennen lernen konnten.“- eine gute Überleitung zum zweiten Teil des Aussiedlerkulturtages, den Tänzen und Liedern, die von Silke Folkendt in siebenbürgisch-sächsischer Tracht moderiert wurden.
Die hohen Temperaturen hatten die auf dem Lorenzer Platz geplanten Nachmittagsauftritte ins Heimatministerium verschoben, wo man sich an den Darbietungen der Aussiedlergruppen und ihrer Gäste erfreuen konnte. Es wirkten mit die Russlanddeutschen der Tanzschule Franz Hof und der „White Shadows“ (Ltg. Katharina Jonas) aus dem Haus der Heimat sowie Tatjana Gettich mit Sologesang, begleitet von Leonid Goldin am Akkordeon, die siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzgruppen Nadesch (Ltg. Dieter Altstädter) und Jugendtanzgruppe Herzogenaurach (Ltg. Brigitte Krempels/Katharina Ziegler) sowie die Kindertanzgruppe der Egerländer Gmoi Nürnberg (Ltg. Birgit Arlt) als Gastgruppe der Aussiedler. Zu den Klängen der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Ltg. Michael Bielz) hatten vorher alle Trachtenträger, darunter auch die Oberschlesier, auf dem Lorenzer Platz einen schönen Trachtenaufmarsch vorgeführt. Dabei klangen mir die Worte des Bundestagsabgeordneten Martin Burkert im Ohr, der beim Fest-akt gesagt hatte: „Durch Sie und Ihr Engagement sieht man, wie erfolgreich Integration in Deutschland gelebt wird. Denn Integration heißt Zusammenwachsen, Vielfalt, Respekt und auch Solidarität. Und Sie als Aussiedler haben die Maßstäbe für ein Zusam-menhörigkeitsgefühl in Deutschland gesetzt und diesem Weg sollten wir auch folgen.“
Doris Hutter, Veranstaltungsleiterin