19.03.2013:

Szenen aus dem Leben von Anne Frank im HdH

„Die Welt durch das Dachfenster“
Szenen aus dem Leben von Anne Frank
dramatisiert von Alevtina Miller

Vier Wochen lang rückte das Nürnberger Amt für Kultur und Freizeit im Frühjahr 2013 in Zusammenarbeit mit Institutionen und Vereinen das Schicksal des jüdischen Mädchens Anne Frank in den Mittelpunkt eines umfangreichen Kulturprogramms. Ob beim Lichterzug in der Anne-Frank-Straße, bei der Aufführung der Kantate „Mein Name ist Anne Frank“, in der Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ des Berliner Anne Frank Zentrums, bei Führungen, Lesungen, Gottesdiensten, Diskussionen, Konzerten oder Theatervorstellungen, immer wieder gab es viele interessierte Besucher – wie auch am 19. März im Haus der Heimat (HdH), als „Die Welt durch das Dachfenster“ Premiere hatte.

Alevtina Miller hat aus dem Tagebuch von Anne Frank einige Passagen aufgearbeitet, mit den jungen Schauspielern weiter entwickelt und Regie geführt. Ihre zündende Idee war und ist „die Verantwortung, die Erwachsene für die jungen Leute in der ganzen Welt haben und wahrnehmen sollten, um den Jugendlichen das Recht auf Glücklichsein zu ermöglichen“. Alevtina Miller, eine Russlanddeutsche, wurde in Kasachstan geboren, hat in Ekaterinburg in Russland an der Theaterhochschule studiert und als Theaterpädagogin gearbeitet. Seit einem Jahr ist sie in Deutschland und zurzeit Sprachschülerin des HdH.

Bemerkenswert ist bei diesem Theaterstück die Zusammenarbeit von Alevtina Miller mit mehreren Jugendlichen des HdH aus der Gesangsgruppe (Ltg. Olga Philipp), der Tanzgruppe „White Shadows“ (Ltg. Alexander Voss) und dem Malkurs von Irina Trautwein: Die Darsteller sind also keine ausgebildeten Schauspieler! Trotzdem haben sie mit etwa 6 Stunden Schauspielunterricht in nur 2 Monaten Theaterproben Anforderungen genügt, die an der Schauspielhochschule im 2.-3. Semester gestellt werden, sagt die Regisseurin.

Alevtina Miller hat viele Ideen, auch zur Raumgestaltung. Leider musste sie sich auf ganz engen Raum beschränken. Was sie daraus gemacht hat, ist beeindruckend! Breitwillig mitgeholfen haben dabei mit Rat und Tat ganz besonders Olga und Eugen Vetter, die auch große Kreativität bewiesen haben.

Gebannt, gerührt, erschüttert folgten die Zuschauer dem einfühlsamen Schauspiel, in dem Musik, Gesten und Worte tief berührten, jedoch faszinierend natürlich empfunden wurden. Alevtina Miller ist es gelungen, den lebenslustigen und oft lauten Jugendlichen zarte, leise und doch eindringliche Töne zu entlocken, die jeden Zuschauer darin bestärken, sich gegen Extremismus jeder Art zu engagieren, damit solche Lebensgeschichten nie wieder erlebt werden. Mit Tränen in den Augen wurde dem Team um Frau Miller begeistert verdienter Applaus gezollt. Die Geschäftsleiterin des HdH dankte danach nicht nur für das hervorragende Schauspiel, sondern auch für die erfreuliche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Akteure, die ihre Wurzeln in Russland und den Lebensmittelpunkt in Nürnberg haben.

Doris Hutter

Die Darsteller:

Anne Frank: Nelli Judt
Margot Frank, Schwester und
Textbearbeitung: Emilie Dillmann
Otto Frank, Vater sowie
Musik und Geräusche: Eugen Tschernov
Edith Frank, Mutter: Jessi Heit
Peter Van Damm: Wladislaw Zurba
Vor- und Nachwort: Sascha Schekhovtsov
Gesang: Gesangsgruppe HdH