In Freiheit verantwortlich handeln
Neujahresempfang 2013 des Hauses der Heimat Nürnberg
„Was Sie heute erleben, ist das Idealbild einer Institution wie das HdH…“, sagte Doris Hutter, die Geschäftsleiterin des HdH, als sie durch das Programm des Jahresempfanges am 22. Januar führte. Und das, weil Opa (der Vortragsreferent des Abends Joachim Lukas) in der neuen Heimat über die alte erzählt und seine Enkelkinder dazu musizieren: Die 14- jährige Monika Stadelmaier aus Uttenreuth hatte auf der Altflöte mit der „Sonate Opus 1 Nr. 7 C-Dur 2.Satz Allegro“ von Georg Friedrich Händel den Abend musikalisch eingeleitet, an dem ihr Opa den Vortrag „Schlesische Wohntürme“ halten und ihre Brüder auf der Gitarre weitere Schmankerl bieten sollten. Joachim Lukas, Vorsitzender der Landsmannschaft Schlesien Mittelfranken und des Ortsvereins Uttenreuth, stellte einleitend einige Wohntürme in Nürnberg vor und ging dann anhand von gesicherten Daten und vielen eigenen Bildern auf die in Schlesien stehenden Wohntürme ein. Umrahmt wurde der Vortrag von Monika und ihrem 16- jährigen Bruder Michael Stadelmaier, die ein berühmtes Gitarren-Duett zu Gehör brachten: „Milonga“, eine Komposition des Südamerikaners Jorge Cardoso. Zum Abschluss begeisterte der 18- jährige Christoph Stadelmaier mit seinem meisterhaft vorgetragenen Gitarrensolo “Sunburst” von Andrew York.
In diesen erfreulichen Abend hatte Horst Göbbel, Vorstandsvorsitzender des Vereins Haus der Heimat e.V. Nürnberg, mit tiefschürfenden Gedanken und Wortspielen eingeführt. Er geißelte die zügellose Herrschaft von Geiz und Gier, betonte jedoch: „Wir im Haus der Heimat geizen nicht mit Engagement und fruchtbarem ehrenamtlichem Wirken.“ Auch zitierte er Bundespräsident Joachim Gauck mit den Worten: „Verantwortlich handeln heißt jetzt: aus Freiheit ein Freund von Grenzen zu sein“, wobei „die Grenzenlosigkeit keinen Lebensraum, sondern eine Wüste“ schaffe. Dann schlug er den Bogen zu gelungener Eingliederung, die nicht selbstverständlich, jedoch alles in allem möglich ist.
Der Einladung waren zahlreiche Ehrengäste gefolgt, z.B. aus dem Sozialministerium Ministerialdirigent Paul Hansel, Abteilungsleiter für Europapolitik, Vertriebene und Migration mit Ministerialrat Dr. Wolfgang Freytag aus dem Referat für Vertriebenenpolitik und grenzüberschreitende Zusammenarbeit, ebenso vom Bezirk Mittelfranken Bezirkstagspräsident Richard Bartsch und Bezirksrat Peter D. Forster, Stadträte der SPD, CSU, Grünen und ÖDP, Vertreter befreundeter Vereine und Institutionen, Vorsitzende von Mitgliedsvereinen und Ehrenamtliche aus den Arbeitskreisen des HdH, denen traditionsgemäß der Jahresempfang mit gewidmet ist, weil sie die Arbeit an der Basis schultern.
Bezirkstagspräsident Richard Bartsch freute sich sehr, zu sehen, dass Vertreter mehrerer Landkreise anwesend waren und würdigte extra diejenigen Ehrenamtlichen, die weite Wege in Kauf nähmen, „um Vereinsarbeit zu machen, damit im Haus der Heimat Menschen zusammenkommen, die zusammengehören.“ Auch SPD-Stadträtin Gabriele Penzkofer-Röhrl geizte nicht mit Dank und Lob. Sie überbrachte die Grüße des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly, erinnerte sich an das Motto des 10-jährigen Jubiläums des HdH „Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind“ und sagte zu den Aktiven des HdH: „Dieser Leitgedanke hat immer noch seine Gültigkeit, mehr noch, Sie haben in all diesen Jahren die alte und neue Heimat gut zusammengebracht und stabile Brücken gebaut. Die Offenheit des HdH hat nicht nur zu Abbau von Vorurteilen gegenüber neu Zugezogenen geführt, sondern auch Freundschaft gebildet von den Alteingesessenen zu den neu Zugezogenen…Sie sind Teil eines bunten Langwasser, das mit der kulturellen Vielfalt aller Zugezogenen lebt und außerdem Flagge zeigt gegen die Demokratiefeinde, die Intoleranz schüren.“ Dem stimmte CSU-Stadträtin Andrea Loos vorbehaltlos zu und ergänzte: „Im Haus der Heimat ist es manchmal eng, aber Platz für alle, es ist offen für alle und die Menschlichkeit und Herzlichkeit, die man hier spürt, kann man nicht hoch genug einschätzen.“ Grünen-Stadträtin Monika Krannich-Pöhler hatte sich auch auf den Abend so gefreut, weil sie von der Herzlichkeit im Haus beeindruckt ist und ergänzte: „Diese Brücke, die Sie zu den Landsleuten schlagen, haben Sie auch zu mir geschlagen!“ Sie wünschte weitere erfolgreiche Arbeit im Brückenbauen. Stadtrat Thomas Schrollinger, ÖDP, griff die eingangs erwähnte Spannung zwischen Grenzen und Freiheit auf: „Wir müssen lernen, Grenzen zu akzeptieren, dass wir nicht alles machen und haben können, was wir gerne hätten.“ Er stellte fest, dass die Leistung des HdH über Nürnberg hinaus strahlt und definierte Heimat auch als Ort „wo man seine Wurzeln findet und vielleicht auch wieder entdeckt. Da leisten Sie großartige Arbeit, dass Sie von Kindern angefangen bis zu älteren Menschen helfen, die eigenen Wurzeln wieder zu finden, damit die Menschen es wieder selber erfahren, zu wissen, wo sie zu Hause sind.“ Ministerialdirigent Paul Hansel überbrachte die Grüße der Sozialministerin Christine Haderthauer und des Staatssekretärs Markus Sackmann, der die Ehrenamtskarte in Bayern eingeführt hat. Ihm stelle sich das Haus der Heimat in dreifacher Funktion dar: als Mehrgenerationenhaus, weil sich jung und alt trifft, als Brücke, weil es Einheimische und Zugewanderte zusammenführt und miteinander verbindet und außerdem als Haus, das die Vertriebenen mit den Aussiedlern zusammenführt, was in anderen Häusern seltener der Fall sei, aber in der heutigen Zeit ganz wichtig ist, um auch die Geschichte der anderen zu erfahren: „Hier sieht man es auch an den wechselnden Vorträgen: Letztes Jahr war Siebenbürgen dran, heute Schlesien.“ Auch beglückwünschte er das HdH für die geplante Vortragsreihe „Einmal Russland und zurück. 250 Jahre Katharinenerlass“ und betonte: „Sie dient auch dem, was die Russlanddeutschen in ihrem Grundsatzpapier zur Kultur gesagt haben: Nach der sozial- und wirtschaftlichen Integration, die weitgehend abgeschlossen ist, muss die kulturelle Integration stattfinden.“ Im Sozialministerium sei ein alter Wunsch des anwesenden Dr. Sieghard Rost, MdL a.D., Wirklichkeit geworden: Es wurde ein Arbeitskreis Geschichte gegründet, in dem alle Landsmannschaften vertreten sind, der neue Lehrpläne für die Schule entwickelt, damit Themen wie Flucht und Vertreibung an die junge Generation herangetragen werden.
Die Gäste wurden während des Abends kulinarisch hervorragend versorgt: Es gab überwiegend schlesische Spezialitäten, wie z.B. die Mohn- und Streußelkuchen von Christiane Webert und danach die Häckerle von der Ehefrau Karl Brodas, dem Ortsvorstehers der Schlesier Herzogenaurach, deren Verein die Schlesische Spinnstube e.V. ist. Frau Broda, einheimische Fränkin, brachte auch einen echten Obatzda auf den Tisch und hatte fleißige Helferinnen aus der Landsmannschaft Schlesien, die anschließend an den kulturellen Teil des Empfanges die Gäste mit appetitlich belegten köstlichen Brötchen verwöhnten und den geselligen Teil des Abends dadurch maßgeblich bereicherten. Es ist üblich und meistens sehr interessant, wenn sich die Gäste des HdH noch eine Weile miteinander unterhalten und dadurch noch besser kennen lernen.
Doris Hutter