07.06.2013:

Aussiedlerkulturtage, Eröffnung im HdH

„Schön, dass Sie Ihre Kultur zu uns bringen!“
Aussiedlerkultur im Herzen Nürnbergs (1. Tag)

Es war einen Versuch wert – und wurde von Erfolg gekrönt: Auftritte von acht Tanz-gruppen reihum auf drei Plätzen in Nürnbergs Altstadt, eine Andacht in der Sebalduskirche umrahmt von Blasmusik und fast hundert Trachtenträgern, die vor der Kirche auch einen großen Aufmarsch gestalteten, hohe Prominenz beim Festempfang im Krafft’schen Hof und am Vortag russlanddeutsche Geschichte zum Anfassen im Haus der Heimat.

Die Eröffnung der Aussiedlerkulturtage der Stadt Nürnberg am 7. Juni, die traditionsgemäß im Haus der Heimat stattfindet, war einem geschichtsträchtigen Jubiläum gewidmet: Vor 250 Jahren rief Zarin Katharina die Große Deutsche nach Russland und begründete damit die sehr facettenreiche Geschichte der Russlanddeutschen. Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat (HdH) erinnerte in seinen einführenden Worten in Analogie an die Hilfsbereitschaft vieler Bürger bei den aktuellen Überschwemmungen daran, wie wichtig Hilfsbereitschaft in schweren Zeiten, also auch bei der Ansiedlung der Russlanddeutschen, beim Durchhalten als Minderheit, in der Deportation bis hin zum Neuanfang in Deutschland war und ist. Er schloss, dem Jubiläum gewidmet mit den Worten: „Gedächtnis hält den Lebenslauf zusammen.“ Doris Hutter, Geschäftsleiterin des HdH, begrüßte die Ehrengäste, darunter Stadträte und Vorsitzende von befreundeten Vereinen und Institutionen. Sie freute sich einerseits, dass die beiden Stadträte und Oberbürgermeisterkandidaten Sebastian Brehm, CSU und Joachim Mletzko, Bündnis 90/Die Grünen, wohl gelaunt nebeneinander saßen, andererseits, dass im heurigen Wahlkampf zwei Aussiedler ihren Hut in den Ring geworfen haben: die Geschwister Brigitte und Edwin Krug, Siebenbürger Sachsen. Brigitte kandidiert für den Bezirkstag Mittelfranken, SPD und Edwin für den Bayerischen Landtag, SPD. Er ist übrigens stellv. Vorsitzender der neu gegründeten SPD-Arbeitsgemeinschaft „Migration und Vielfalt“ Mittelfranken. Sebastian Brehm, Fraktionsvorsitzender der Nürnberger CSU und Vertreter des Schirmherrn, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, erwähnte in seinem Grußwort den „Vater der Aussiedlerkulturtage“ Dr. Ernst Christian, Banater Schwabe und erster Vorsitzender des HdH, der „stets bestrebt war, die Geschichte der Aussiedler in den Mittelpunkt der Gesellschaft zu stellen. Es ist eine wichtige Aufgabe des HdH, die Traditionen, an denen man festgehalten hat, hier aufzuarbeiten: Traditionen, die oft in Deutschland schon in Vergessenheit geraten sind, wie z.B. das deutsche Liedgut.“ Joachim Mletzko schloss sich dem Dank Brehms an alle Ehrenamtlichen an und rühmte die Gastfreundschaft, die er regelmäßig im HdH erlebt. Nach langjährigem Einsatz in der ev. Jugendarbeit, weiß er zu schätzen, wenn Jugendlichen geholfen wird, Identität zu finden und fügte hinzu: „Wenn wir von einem vereinten Europa sprechen, ist wichtig, darauf zu achten, die jeweiligen kulturellen Wurzeln zu pflegen.“

250 Jahre russlanddeutscher Geschichte
Dem tat der Vortrag von Nina Paulsen 250 Jahre Katharinenerlass – 250 Jahre russlanddeutscher Geschichte genüge: Sie bot Streiflichter durch die Geschichte der Russlanddeutschen und gewährte Einblicke in deren Lebensart und Schicksal anhand von Bildern, Volksliedern und der russischen Romanze „Ja was ljubil“ (Ich liebte Sie) von A. Puschkin/ B. Scheremetijew, gesungen von Slawa Karatschun, begleitet am Klavier von Marina Silant. Die musikalische Umrahmung des Vortrages gestaltete beschwingt und authentisch die Art Gruppe ROSENSTOCK unter der Leitung von Marina Silant. Dorothea Walter präsentierte das Lied der Russlanddeutschen (Text: Reinhold Frank, Musik: Gocha Iashagashvili) und Mode-ratorin Viktoria Dinges führte in die Ausstellung des Malkurses der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Nürnberg unter der Leitung von Wladimir Egorow ein.

Doris Hutter