„Heimat als Kraftquell“
Ministerialdirigent Paul Hansel aus dem Bayerischen Sozialministerium erntete beim Neujahrsempfang 2012 im Haus der Heimat – allen ehrenamtlichen Mitarbeitern und Ehrengästen des HdH gewidmet – mit seiner Schlussfolgerung, Heimat sei „Kraftquell für den Menschen“, viel Zustimmung. Der Abend stand heuer im Zeichen der Heimatfindung, von gelungener Integration von Siebenbürger Sachsen in Deutschland, konkret: in Franken. Zugleich bot er den zahlreichen Gästen aus Politik, Kultur, aus Behörden und Verbänden, aus Vereinen und Gruppierungen des Hauses der Heimat ein breites Programm mit einer großen Vielfalt an siebenbürgisch-sächsischen und fränkischen Leckerbissen.
Nachdem Christian Fuss (Siebenbürger Sachse, Dipl. Ingenieur, Laienmusiker aus Herzogenaurach) am Akkordeon und sein langjähriger Partner Reinhold Burkart (Franke, Gymnasiallehrer, Leiter der siebenbürgischen Kindertanzgruppe Herzogenaurach) an der Gitarre, beide Musikanten der siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzgruppe Herzogenaurach, das Publikum mit dem beliebten fränkischen Walzer „Da Schmieds Jakob“ musikalisch eingestimmt hatten, wies Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat, in seinen einleitenden Worten einerseits auf die Vielschichtigkeit des Begriffes Heimat („Heimat ist da, wo ich fühle, dass ich hingehöre!“ „Heimat ist seelische Geborgenheit“ bzw. „Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind.“) sowie auf den großen Wert des ehrenamtlichen Engagements hin. 2011 war das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit und Landtagspräsidentin Barbara Stamm hat in ihrer Weihnachtsansprache hervorgehoben: „Bürgerschaftliches Engagement ist ein Lebenselixier für eine Gesellschaft und ein Garant für deren Zukunft. … Die Welt lebt von den Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht“. Dies bezog er auch auf die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern des Hauses der Heimat sowie dessen wenige Angestellten, die oft Haupt- und Ehrenamt – Gottseidank – verwechseln. Für das neue Jahr 2012 – es ist das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen – wünschte er weiterhin gute Schritte zu sinnstiftender Integration, ungebrochenes ehrenamtliches Engagement, zugleich Solidarität und aktive Begegnung zwischen den Generationen.
Die anschließende Begrüßung der Ehrengäste nutzte Geschäftsleiterin Doris Hutter auch, um einige Grunddaten zu Aktivitäten des Hauses der Heimat mit seinen derzeit 35 Körperschaftsmitgliedern und rund 70 Kulturgruppen, sowie durchschnittlich 160 Besuchern täglich bekannt zu machen. Als Ehrengäste nannte sie u.a. aus dem Sozialministerium (STMAS): Ministerialdirigent Paul Hansel, Abteilungsleiter für Europapolitik, Vertriebene und Migration sowie Frank Altrichter, Referat für Vertriebenenpolitik, Vertreter der Regierung und des Bezirks Mittelfranken, besonders Bezirkstagspräsident Richard Bartsch, Stadträte der SPD, CSU, Grünen und Freien Wähler, Jürgen Markwirth, den Leiter des Amtes für Kultur und Freizeit, Vertreter befreundeter Vereine, darunter den Bürgerverein Langwasser, und Institutionen, Vorsitzende von Mitgliedsvereinen sowie ehrenamtliche Gruppenleiter des HdH. Zwischendurch erfreuten mit ihrem klaren, feinen Gesang Katharina Fuss, Sopran, und Georg Hutter, Tenor, beide aktive Chorsänger in Herzogenaurach, begleitet von Akkordeon und Gitarre. Zu Gehör brachten sie „Beim Holderstrauch“, Text: Carl Römer, Melodie: Hermann Kirchner, „Einladung“, Text: Josef Lehrer, Melodie: Heinrich Bretz und „Ställ uch fridlich“, Text: Hans Mild, Melodie: Grete Lienert-Zultner, wobei Doris Hutter wesentliche Informationen zu den Liedern und zu deren Autoren in die Moderation einband. Dabei wurde z.B. erläutert, wie in Siebenbürgen die liedschöpferische Welle, ausgelöst von Hermann Kirchner, zum „siebenbürgischen Liederfrühling“ wurde und dabei nach vielen Jahren der Pflege deutschen Liedgutes die volksnahen sächsischen Mundartlieder entstanden.
In Vertretung des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly und der SPD-Stadtratsfraktion nahm Stadträtin Gabriela Heinrich den Begriff „Heimat“ aus den einleitenden Worten von Horst Göbbel auf, meinte „Heimat sei ein aktiver Prozess“ und betonte: „Das Haus der Heimat ist etwas besonderes nicht nur, weil es mehr als 160 Besucher pro Tag hat, sondern weil sich dieses Haus erfolgreich bemüht, beide Heimaten zueinander zu bringen.“ Richard Bartsch, Bezirkstagspräsident (CSU), langjähriger Gast und Vertreter eines großzügigen Förderers des Hauses der Heimat, versprach weitere Fördermittel und hielt fest: „Geldverteilen ist eine spannende Sache. Wir wissen, dass es hier gut angelegt ist … Hier wird Verantwortung übernommen, für alle Altersgruppen, hier wird die junge Generation begeistert …“ Elke Leo, Stadträtin von den Grünen, wusste den Begriff Heimat weiter auszuloten: „Heimat ist da, wo ich mich wohlfühle, wo ich mich angenommen, wo ich mich willkommen fühle. Dazu gehört, dass ich zwar dafür etwas tue, aber auch eine Willkommenskultur vor Ort … Gruppen, die sich hier engagieren, sind ein gutes Zeichen dafür, dass man hier angekommen ist, dass man sich hier wohl fühlt, dass man hier Heimat gefunden hat.“ Ministerialdirigent Paul Hansel, erstmals zu Besuch im Haus der Heimat, holte weit aus und zeigte auf, dass z.B. beim heurigen Jubiläum „60 Jahre Lastenausgleichsgesetzgebung“ seit 1952 6,5 Millionen Anträge bearbeitet und 12,5 Milliarden ¤ allein in Bayern ausbezahlt wurden, was eine enorme Integrationsleistung des Staates bedeutet. Für ihn ist „Heimat der Kraftquell für den Menschen, sich einzusetzen. Dort, wo ich mich wohlfühle, dort, wo ich beheimatet bin, dort, wo ich geborgen bin, dort setze ich mich auch für die Menschen, für Kultur, für Tradition ein.“
Horst Göbbel zeigte anhand des Vortrags „Kulturgut Kirchenburgen, Kirchenburgen in Siebenbürgen und Franken“ eine beeindruckende Bilderschau mit Instrumentalbegleitung und präsentierte fränkische sowie siebenbürgische Kirchenburgen unter mehreren Gesichtspunkten, z.B. Kirchen als Ecksteine der poli¬tischen, sozialen und kulturellen Ge¬schichte einer Region. Er ging kurz auf Bauformen und Aufgaben der Kirchenburgen ein, wie z.B. Religionsausübung, Rückzugs- und Verteidigungsmöglichkeit, und kam so zu den Wehrkirchen und dem Fazit, dass Kirchenburgen ein Identifikationsmerkmal der Siebenbürger Sachsen mit ihrer Heimat Siebenbürgen sind.
Wehrkirchen/Kirchenburgen waren ein gesamteuropäisches Phänomen, allein im Süden Frankreichs gibt es 360 solcher Wehranlagen, in Franken mehr als 100, von denen einige als Aquarell im Raum gezeigt wurden und den künstlerischen Blick des Siebenbürger Sachsen Adolf Kroner auf Kirchen offenbarten. Die kleine Ausstellung des Kunstmalers, der in Oberasbach bei Nürnberg gelebt hat, enthielt auch siebenbürgische Kirchenburgen, sie schmückte den Raum und rundete den Vortrag passend ab. Beim anschließenden geselligen Beisammensein schloss sich, nach reichlich Hanklich und Sekt, dann noch ein Kreis und es gab kulinarische Kostproben aus Franken: Nürnberger Bratwursthäppchen und Frankenwein.
Doris Hutter/Horst Göbbel