Wir haben es geschafft!
Die Urzeln führen den ältesten Fastnachtszug der Welt an
Der Vorgeschmack auf eine erfolgreiche Urzelzeit 2012 kam in Franken schon mit dem Urzelwetter am 12. Februar in Wolframs-Eschenbach: Zweistellige Minusgrade, wie sie in Sie-benbürgen im Winter öfters vorkamen, und strahlender Sonnenschein empfing die Teilnehmer des Faschingsumzuges und mit ihnen die gut gelaunten 19 Urzeln, die sich für den Umzug um 14 Uhr auf dem Parkplatz trafen. Eingeladen hatte sie wieder Monika Pop-Heckel, eine Siebenbürger Sächsin aus Schäßburg, die den Umzug federführend organisierte und sich sehr über die Zusage der Urzeln freute, weil diese nicht nur altes Brauchtum zeigen, sondern auch mit dem Publikum Kontakt aufnehmen. Die Bewohner des fränkischen Städtchens sind den Urzeln besonders gewogen, man schoss schon im Vorfeld viele gemeinsame Fotos und begrüßte sich wie alte Freunde. Nach dem Umzug wurden die Urzeln vom Veranstalter in die Vereinshalle der Stadt eingeladen und fürstlich bewirtet. Nach dem Freibier tanzt man besonders ausgelassen, wir halfen, die gute Stimmung zu halten.
Am 19. Februar in Nürnberg war es, trotz feuchter Wettervorhersage, während des Um-zuges trocken und wieder ein schönes Zusammenspiel zwischen den 60 Urzeln und den 120.000 Zuschauern, die die Straßen der Altstadt säumten. Auch die Kinder und Jugendlichen hatten ihren Spaß daran, Kinder zu erschrecken oder in der Geißel zu drehen. Große Begeisterung immer wieder auch beim Knallen im U-Bahn-Schacht. Denn die Urzeln versammeln sich nach wie vor im Haus der Heimat und fahren geschlossen in die Altstadt. Und sie führten heuer den schon 1397 datierten Nürnberger Fastnachtszug sogar an! Dadurch bekamen sie besondere Aufmerksamkeit geschenkt, die sie durch nicht nachlassende Knallkünste erwiderten und ausgiebig mit dem Publikum spielten. Eine besondere Attraktion war wieder die charmante Reifenschwingerin Yvonne Roth aus Nürnberg, die zu den Klängen von Reinhold Burkarts Akkordeon fehlerlos das volle Weinglas im Reifen schwang, während die Urzeln jedes Mal niederknieten und still waren. Gefolgt wurden die Urzeln von den Nösnern, die einen nordsiebenbürgischen Brauch des Winteraustreibens mit Schneemännern, Hexen, Sämännern, einem Trachtenpaar und Zigeunern präsentieren, was den Umzug für alle Sachsen noch schöner machte. Bevor das Urzelkraut im Haus der Heimat den gemütlichen Nachmittag einläutete, wurden vor dem Haus die Knallkünste der Urzeln vorgestellt und Yvonne schwang eine Pyramide von drei Weingläsern im Reifen. Inge Alzner, die Vorsitzende des Kreisverbands, warb zusammen mit Doris Hutter, für den Beitritt zum Verband der Siebenbürger Sachsen, der langfristig nur dank vieler Mitglieder die mitgebrachte Kultur pflegen kann. Getauft wurden vier Urzeln, die erstmalig in Nürnberg mitliefen, darunter der Nachwuchs Laura Dörling (10) und Janine Kellner (12). Das Urzelkraut für über 80 Leute war am Samstag bei Renate und Klaus Kellner zubereitet worden, gebacken hatten weitere Helfer und in der Küche sorgten fleißige Hände für einen auch kulinarisch reibungslos schönen Tag. Während es draußen schneite, wurde gesungen, getanzt, gekegelt und die Gemeinschaft genossen.
Am Faschingsdienstag, dem 21. Februar in Weisendorf durften rund 60 Gäste das Urzel-kraut im Hause von Brigitte und Gerhard Berner genießen, das einige Weisendorfer Urzeln und Banater Schwaben im Haus von Ute und Karl Schuster gekocht hatten. 40 Urzeln tobten sich im sonnigen Umzug aus, den sie schon seit Jahren unangefochten anführen, gefolgt von Hexen und Strohbären. Kinder, Jugendliche, Damen und besonders die Männer boten zum Abschluss echte ohrenbetäubende Kracher auf dem Marktplatz, bewundert von Hexen und viel Publikum! E-benso überzeugte die neue Reifenschwingerin Ute Schuster (Marktschelken), die ihr Weinglas souverän und mit sichtlicher Freude zu den Akkordeonklängen von Steffen Schulze, dem Urzel-Fan aus Sachsen-Anhalt, schwang. Getauft wurden sieben Urzeln, darunter Franziska Gottschling mit Freundin Katharina (beide 12) und Nadine Kloos (13), und vom Hausherrn dann auch vier Hexen, die zu Gast waren. Die beiden Reifenschwinger-Akkordeonspieler führten mit Gesangs- und Tanzliedern die Stimmung und halfen mit, die drei Urzeltage sehr gesellig zu beenden. Hirräii!
Doris Hutter