16.06.2012:

Aussiedlerkulturtage Samstag

Den zweiten Tag, den Samstag, eröffnete im Gemeinschaftshaus Nürnberg-Langwasser stimmungsvoll die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg unter der Leitung von Michael Bielz, die Ehrengäste begrüßte charmant Inge Alzner, die Vorsitzende des Nürnberger Kreisverbands der Siebenbürger Sachsen, wobei sie, das Motto aufgreifend, betonte: „Wir brauchen eine Vielfalt an kulturellen Angeboten und besonders eine Kultur des Erinnerns… Unsere anstrengende Spaßgesellschaft verwirrt, verführt, gefährdet uns. Von unzähligen Generationen erprobtes Gemeinschaftsleben dagegen bietet uns Halt, gibt uns Sicherheit, stabilisiert unser seelisches Befinden. So wie die Aussiedlerkulturtage, die uns miteinander vereinen.“ Bürgermeister Horst Förther, SPD würdigte die positive Entwicklung der Integration von Aussiedlern und freute sich über die fast 200 Jugendlichen, die in verschiedenen Formationen auftraten. Karl Freller, MdL, CSU schwärmte erst vom Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl, wo ihn besonders die Heimatverbundenheit beeindruckt hatte, und rief dann mit Blick auf so viele junge Menschen im Saal: „Was kann man sich mehr wünschen, als dass die Kultur von den Kindern weiter getragen wird!“ Bezirksrat Peter Daniel Forster, CSU überbrachte die Grüße des Bezirks Mittelfranken und gratulierte den Aussiedlern zu „viel ehrenamtlichem Einsatz…Ihrer überaus lebendigen Kultur und bisher erbrachten Leistungen. Machen Sie bitte weiter so!“ Waldemar Eisenbraun, Vorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, LV Bayern, freute sich, so viele Russlanddeutsche aktiv zu sehen. Dann erklärte er, wieso man aber von den 600.000 in Bayern lebenden noch nicht so viele bei geselligen Veranstaltungen anträfe: „Die Russlanddeutschen wollen Wurzeln schlagen und den Kindern eine Zukunft geben. Dafür bauen sie Häuser, also trifft man sie eher im Baumarkt an.“ Für Starthilfe von erfahrenen Landsmannschaften an seine Landsleute ist er dankbar und sieht das Haus der Heimat Nürnberg als wichtige Stätte und Stütze bei der Pflege kultureller Belange und gelungenen Eingliederung. Michael Frieser, MdB, Integrationsbeauftragter der Bundesregierung, beantwortete die Frage, wann Integration abgeschlossen sei: „Dann, wenn so was wie heute selbstverständlich ist! Wenn ein Franke sagen kann: Gehst mal wieder zu den Aussiedlerkulturtagen, damit du fränkische Tänze sehen kannst! `Dann fühle ich mich bei Ihnen zu Hause. Herzlichen Dank!“ Dagmar Wöhrl, MdB griff diese Erkenntnisse erfolgreich auf: „Michi, was hältst du davon, wenn wir zwei nächstes Jahr mitmachen?!“ Frieser stimmte sofort zu und Forster verriet ihnen, wo sie fränkische Trachten besorgen können. Wöhrl dankte explizit den Eltern für ihr Engagement und schloss mit den Worten: „Kultur verbindet. Und was ist wichtiger als unsere Kinder in diese Kultur mit einzubinden!“

Richtig fränkisch ging es an diesem Nachmittag aber auch zu: Die Nürnberger Volkstanzgruppen der Siebenbürger Sachsen (Leitung Nadescher Trachtentanzgruppe: Dieter Altstädter, Jugendliche: Stephanie Kepp), Banater Schwaben (Leitung Melanie Kling) und der Tanzschule des Russlanddeutschen Franz Hof hatten im Vorfeld in einem Seminar von Rosi Jank die fränkischen Tänze „Stampfer“, „Kuckuckspolka“, „Schlamperer“ und „Gergla“ ge-lernt, die sie, jede/r in der eigenen Tracht, gemeinsam aufführten. Vorher hatte Karline Folkendt, die in ihrer siebenbürgisch-sächsischen Tracht souverän durch das Programm führte und zwischendurch auch mittanzte, die Trachten der Tänzer vorgestellt. Auch die Nürnberger Kindertanzgruppen hatten sich zu einem Seminar getroffen und unter der Leitung von Annette Folkendt den Tanz „Kieler Sprotten“ gelernt. Sie traten auch gemeinsam auf, die Gruppen, geleitet von Annette Folkendt (Siebenbürger Sachsen), Sandra Hirsch (Banater Schwaben) und Franz Hof (Russlanddeutsche). Olga Philipp ließ fünf ihrer Jugend- und Kindergesangsgruppen des Hauses der Heimat (HdH), also rund 30 Jugendliche, gemeinsam mit „Kalinka“ und „Mister Saxobeat“ auftreten, ebenso Alexander Voss und Katja Jonas ihre fünf HdH- HipHop-Gruppen (rund 50 Jugendliche), alle mit Wurzeln in den GUS-Staaten und Mitglieder der Tanzgruppe „White Shadows“. Die Fortgeschrittenen begeisterten auch mit dem „Admiralwalzer“, bei dem Lehrer und Schüler gemeinsam auftraten. Der Chor „Heimatklänge“ der LM der Deutschen aus Russland (Leitung Charlotte Kirchmeier) sang zusammen mit dem Fürther Chor der Siebenbürger Sachsen (Leitung Rosel Potoradi) „Im schönsten Wiesengrunde“ und das Frankenlied. Im Gegenzug erntete die Chorgemeinschaft des Bürgervereins Langwasser (Leitung Robert Schad) großen Applaus mit dem sächsisch gesungenen Lied „Äm Hontertstroch“ und präsentierte danach das Quodlibet „Es wollt ein Jägerlein jagen“. Passend zum harmonischen Miteinander der vielen Gruppen erklang zum Schluss, gesungen vom ganzen Saal, „Kein schöner Land“.

Doris Hutter