15.06.2012:

Aussiedlerkulturtage Freitag

„Fränkisch? Gerne!“
Nürnberger Aussiedlerkulturtage 2012
So die Antwort aller Gruppenleiter, die gemeinsam und landsmannschaftlich übergreifend etwas Fränkisches erarbeiten sollten. Die Aussiedlerkulturtage unter dem Motto „Vereint sind wir bunt!“ waren vielseitig und schlugen wieder „Brücken zwischen Alt und Jung, zwischen Tradition und Moderne“, wie die Nürnberger Stadträtin Gabriele Penzkofer-Röhrl, Vertreterin des Schirmherrn Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, in ihrem Grußwort hervorhob. Dass ein fränkischer Chor vor einem Publikum von rund 500 Gästen ein siebenbürgisch-sächsisches Lied sang, passte wunderbar und schon fast selbstverständlich ins Bild.
Am ersten Tag, der traditionsgemäß im Haus der Heimat stattfindet, boten sich Freitagabend den Ehrengästen wieder Anlässe, um die Arbeit der Aussiedler zu würdigen. Schon die 14- jährigen Zwillinge Bianca und Patrick Schummer, die auf ihren Trompeten einleitend den Triumphmarsch aus der Oper ,,Aida‘‘ von Giuseppe Verdi schmetterten, und die außerdem seit zehn Jahren in der Trachtentanzgruppe der Banater Schwaben tanzen, beeindruckten Hel-ga Schmitt-Bussinger, SPD aus dem Landtag. Sie lobte die Vielfalt im kulturellen Angebot der Aussiedler und schloss mit den Worten: „Ich muss immer wieder staunen, wie intensiv und begeistert Ihre Kultur gezeigt wird!“ Stadtrat Max Höffkes, CSU attestierte dankend dem Haus der Heimat, „einen integralen Bestandteil der Stadtgesellschaft darzustellen“, und betonte: „Wir wollen die Vielfalt, aber alles ausgewogen!“ Prof. Dr. Hartmut Beck, Stadtrat Freie Wähler, sieht das Haus der Heimat als „echtes Kulturzentrum des großen Stadtteils Langwasser, da nicht nur die Zuwanderer, sondern auch die Einheimischen herkommen.“ Einer der prominentesten Langwasseraner war der Referent des Abends, Siegfried Kett, u.a. langjähriger Leiter des Bildungszentrums Nürnberg, der jahrzehntelang die Bildungs- und Kulturpolitik der Stadt Nürnberg mitgeprägt hat. Kett initiierte 2007 in Langwasser ein Projekt zur Sichtbarmachung der Geschichte dieses Stadtteils („so groß wie Liechtenstein“) in Ausstellungen, einer Geschichtswerkstatt, durch Führungen, ein Filmprojekt und Vorträge. Sein hervorragend recherchiert, strukturiert und bebilderter Vortrag zur Geschichte Langwassers war der Höhepunkt der „kulturellen Leckerbissen“, die Horst Göbbel, Vorsitzender des Hauses der Heimat, in seiner Begrüßung angekündigt hatte. Vom Begriff Heimat, den der Schriftsteller und Banater Schwabe Richard Wagner u.a. als „Heimat ist Ort und Zeit in einem, sie ist angehaltene Vergänglichkeit“ definiert, schlug Göbbel den Bogen zu den Aussiedlern, die man immer weniger als solche erkennt, was Stadtrat Thomas Schrollinger, ÖDP aufgriff und so kommentierte: „…das kann zeigen, dass ein Miteinander inzwischen da ist.“ Angeregt von Siegfried Kett, hatte Doris Hutter, die Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat, die auch durch das Programm führte, ihr „HdH-Langwasser-Lied“ im Vorfeld so ausgearbeitet, dass es eine Zusammenfassung des Vortrags wurde, als es vom Publikum zur Melodie des Frankenliedes, begleitet von Trompeten, gesungen wurde. Der Abend wurde von Bianca und Patrick Schummer auch am Klavier mit Stücken von Ludwig van Beethoven und Muzio Clementi umrahmt, durch die Aquarelle in der Ausstellung „Malerisches Franken“ von Adolf Kroner (geboren in Schäßburg/Siebenbürgen, gestorben in Fürth/Franken) bereichert und mit guten Gesprächen bei einem echt fränkischen Imbiss beendet.

Doris Hutter