“Where The Poplars Grow”Ausstellungseröffnung und Buchpräsentation mit Irina Unruh
Die Fotografin Irina Unruh im Gespräch mit Besucherinnen
Zahlreiche Besucher waren gekommen, um ihre eindrucksvollen Fotografien und die persönliche künstlerische Handschrift kennenzulernen. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Projekts „Tage der deutschen Kulturvielfalt“ statt, gefördert durch den Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg.
Nach der Begrüßung durch Natalie Keller (Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat Nürnberg) und dem Grußwort von Dr. Harriet Zilch (Kunsthalle Nürnberg), führte Irina Unruh gemeinsam mit Viktoria Morasch in das Thema des Abends ein. Unruh berichtete von ihren Reisen nach Kirgistan, auf denen sie das Leben entlang der historischen Seidenstraße dokumentiert hatte. Ihr Fotokunstbuch „Where the Poplars Grow“, erschienen im April 2024 bei SHIFT BOOKS in Berlin und mit der Silbermedaille des Deutschen Fotobuchpreises ausgezeichnet, verbindet Fotografien und Erinnerungen zu einer persönlichen Erzählung über Kindheit, Heimat und Identität.
Die Ausstellung bietet einen eindrucksvollen Einblick in Irina Unruhs visuelle und erzählerische Welt und macht deutlich, wie Fotografie und Text gemeinsam Geschichten über Herkunft und Wandel erzählen können.
Ausstellungsdauer: 23. Oktober – 19. Dezember 2025
Öffnungszeiten: Montag – Samstag, 10:00 – 19:00 Uhr
EINTRITT FREI
Aus dem Grußwort von Dr. Harriet Zilch, Leiterin Kunsthalle Nürnberg
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Ein besonders eindrucksvolles Beispiel für die Verbindung von Erinnerung, Identität und Herkunft sind die Fotografien von Irina Unruh, veröffentlicht in ihrem Buch Where The Poplars Grow. Die Publikation dokumentiert Unruhs Reisen in ihr Heimatdorf Telman im Tschüi-Tal in Kirgisistan, das 1927 von Mennoniten gegründet wurde. Diese ethno-religiöse Minderheit gehört zu einer evangelischen Freikirche, deren Wurzeln bis zu den Täuferbewegungen der Reformationszeit in den deutsch- und niederländischsprachigen Teilen Europas zurückreichen. Über Generationen bewahrten sie eine eigene Sprache – ein niederdeutsches Platt – und mit ihr Bräuche, Traditionen und Erinnerungen.
Irina Unruh, die Telman als Kind verlassen hat, folgt den Spuren ihrer Familie und dokumentiert das Leben der deutschen Minderheit, erzählt von Abschieden, Neuanfängen und der Suche nach Religionsfreiheit, Flucht und Migration, die diese Gemeinschaft bis ins heutige Kirgisistan führten. Dabei handelt es sich nicht um einen distanzierten Blick von außen, sondern um eine persönliche Auseinandersetzung: Ihre Familiengeschichte steht exemplarisch für unzählige ähnliche Geschichten, die sie vor dem Hintergrund der damaligen globalen politischen Situation beleuchtet.
Ihre Fotografien zeigen atemberaubende Berglandschaften, unzählige Pappeln, intime Familienmomente und flüchtige Begegnungen. Sie dokumentieren Erinnerungen, die über Generationen weitergegeben wurden und öffnen zugleich Räume für Reflexion über persönliche und kollektive Geschichte. Die Kombination aus Fotografie, erzählerischen Fragmenten und historischen Kontexten macht sichtbar, wie tief Erinnerungen und Sinneseindrücke unsere Identität prägen.
Irina Unruhs Projekt zeigt auf eindrückliche Weise, dass Erinnerungen nicht nur individuelle Geschichten bewahren, sondern auch unsere Verbindung zu Kultur, Herkunftsort und Geschichte sichtbar machen. Wie die kleinen Reize – ein Geruch, ein Geräusch, ein Geschmack – die uns in die eigene Kindheit zurückversetzen, so öffnen ihre Fotografien Fenster in vergangene Welten und laden uns ein, unsere eigene Beziehung zu Herkunft und Erinnerung neu zu betrachten. Where The Poplars Grow wird so zu einem künstlerischen Spiegel: Wir sehen darin, wie sehr die kleinen Details des Alltags unsere Identität prägen, wie sehr wir getragen werden von den Orten, Menschen und Sinneseindrücken, die uns geprägt haben.
In Kooperation mit dem Bayerischen Kulturzentrum der Deutschen aus Russland (BKDR)
Die Ausstellung findet im Rahmen des Projekts Tage der deutschen Kulturvielfalt statt, gefördert durch den Geschäftsbereich Kultur.
📧 Kontakt: Natalie Keller – info@hausderheimat-nuernberg.de