Geschichte des Vereins

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Der Verein von 1994 bis 2000

Die jährliche Feierstunde zum „Tag der Heimat“ in der Nürnberger Meistersingerhalle in den Jahren 1993 und 1994 war für den BdV-Kreisvorsitzenden Dr. Ernst Christian als Veranstalter Anlass, in seiner Begrüßung, von den beiden anwesenden Staatsministern Dr. Günther Beckstein und Dr. Gebhard Glück, ein „Haus der Heimat“ für Nürnberg einzufordern.

Dr. Ernst Christian

Dr. Ernst Christian

Diese Anregung wurde in den anschließenden Grußworten der beiden Staatsminister durchaus positiv beschieden.
Auf Anregung von Dr. Beckstein wurde beschlossen, als Ansprechpartner des Projektes für die zuständigen staatlichen Stellen in München, Ansbach und Nürnberg einen Verein zu gründen. Seine Satzung sollte auf dem Grundgesetz GG sowie dem Bundesvertriebenengesetz BVG aufbauen und parteipolitisch unabhängig sein.
Mit der Vereinsgründung wurde Dr. Ernst Christian als Vorsitzender des „Bund der Vertriebenen, BdV“ in Nürnberg und Mittelfranken, sowie Johannes Geiger, Stadtrat in Nürnberg, als Vorsitzender der „Union der Vertriebenen, UdV“ in Nürnberg-Fürth-Schwabach, beauftragt. Die Gründungsversammlung des „Vereins Haus der Heimat (HdH)“ fand am 7. April 1995 im Nürnberger Stadtparkrestaurant, statt. Anwesend waren folgende Gründungsmitglieder: Dr. rer. pol. Hartmut Beck, Franken; Dipl.-Ing. Anton Bosch, Schwarzmeergebiet/Ukraine; Dr. phil. Ernst Christian, Banat/Rumänien; Karl Freller MdL, Franken; Johannes Geiger, Franken; Eberhard Heiser, Sudetenland; Dipl.-Ing. Josef Hölzli, Sathmar/Rumänien; Herbert Müller, Sudetenland; Gerhard Pochadt, Pommern; Dr. phil. Sieghard Rost, Pommern; Heinz-Georg Schwantes, Pommern; Dr. oec. Walter Stock, Rheinpfalz; Dipl.-Ing. Wilhelm Tremba, Karpaten/Slowakei; Dr. med. Magdalena Wolf, Banat/Rumänien; Josef Wyschkon, Oberschlesien.
In den Vorstand wurden einstimmig gewählt: Vorsitzender Dr. Ernst Christian, Stellvertretender Vorsitzender Johannes Geiger, Schriftführer Dr. Walter Stock, Kassenwart Josef Wyschkon. Als Beisitzer wurden gewählt: Dipl.-Ing. Anton Bosch, Karl Freller, MdL und Dr. Sieghard Rost. Zu Kassenprüfern wurden berufen: Dr. Hartmut Beck und Herbert Müller.
In den Satzungsausschuss wurden berufen: Dr. Ernst Christian, Johannes Geiger, Dr. Sieghard Rost und Dr. Walter Stock. Der Verein wurde am 12. September 1995 in das Vereinsregister eingetragen.
In einem Dreiergespräch am 1. Dezember 1995 zwischen OB Dr. Schönlein, WBG-Dir. Vogt und dem HdH-Vorsitzenden Dr. Christian kam man überein, das der WBG gehörende Grundstück Ecke Glogauer/Imbuschstraße, zum Bau des HdH vorzusehen. Das 2500 m2 große baureife Grundstück, ist nach Meinung von Dr. Christian, allein schon wegen seiner Verkehrslage, optimal für das HdH geeignet.
Die Übernahme der jährlich rund 50.000 DM an die WBG zu zahlende Erbpacht durch die Stadt Nürnberg, wurde dann durch einen von allen Fraktionen getragenen Stadtratsbeschluss abgesegnet.
Zum Bau des „Haus der Heimat“ erklärte Staatsminister Dr. Beckstein bei der Feierstunde zum „Tag der Heimat“ am 24. September 1995 in der Meistersingerhalle definitiv, dass es in Nürnberg errichtet werde und am 23. Mai 1996 verkündete Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber in einer Regierungserklärung, dass dafür 3 Millionen DM aus Privatisierungserlösen zur Verfügung gestellt werden. Mit der baulichen Durchführung wurde das Staatliche Hochbauamt Nürnberg 1 unter Leitung von Dir. Peter Loew und Bor. Gerhard Prügel beauftragt.
In den Jahren 1996 und 1997 erfolgte die Bauplanung und vereinsmäßige Ausweitung auf 15 Körperschaftsmitglieder (Vertriebenenverbände) umfassend Banater Schwaben, Karpatendeutsche, Oberschlesier, Ost- und Westpreußen, Pommern, Russlanddeutsche, Sathmarer Schwaben, Schlesierbund e.V., Siebenbürger Sachsen, Sudetendeutsche, Bund der Vertriebenen Nürnberg, Bund der Vertriebenen Mittelfranken und Union der Vertriebenen Nürnberg-Fürth-Schwabach.
Die Ausstattung des Hauses musste aus finanziellen Gründen sehr sparsam gestaltet werden. Trotzdem gelang die Realisierung einer Hausmeisterwohnung, eines Referentenappartements und einer Kegelbahn.
Der HdH-Bauplan beschreibt ein zweistöckiges Zweckgebäude, mit einer Nettogrundfläche (NGF) von 725 m2 plus einer Kegelbahn mit der NGF von 181 qm.
Das Hauptgebäude besteht aus einem Ober-, einem Erd- und einem Kellergeschoss.
In Anbetracht des inzwischen im HdH auf Hochtouren pulsierenden Betriebes platzt es räumlich aus allen Nähten. Ein Anbau am Ostende ist dringend nötig.
Den Höhepunkt unserer fünfjährigen Vereinsgeschichte bildet zweifellos das Jahr 1998, fand doch am 20. März die Grundsteinlegung (Bilder 2 und 3), und bereits fünf Monate später, am 28. August die feierliche Einweihung des Hauses statt (Bild 4).

Grundsteinlegung, 20. März 1998

Grundsteinlegung, 20. März 1998

Staatsminister Dr. Günther Beckstein und Baudirektor Peter Loew legen den Grundstein für das Haus der Heimat umrahmt von zwei Mädchen in oberschlesischer Tracht

Staatsminister Dr. Günther Beckstein und Baudirektor Peter Loew legen den Grundstein für das Haus der Heimat umrahmt von zwei Mädchen in oberschlesischer Tracht

Einweihung HdH, 28. August 1998. V.l.n.r.: Dr. Sieghard Rost, Renate Blank MdB, Staatsminister Dr. Günther Beckstein, Staatssekretär Karl Freller MdL, Dr. Ernst Christian und Pfarrer Dirk Postmeyer

Einweihung HdH, 28. August 1998. V.l.n.r.: Dr. Sieghard Rost, Renate Blank MdB, Staatsminister Dr. Günther Beckstein, Staatssekretär Karl Freller MdL, Dr. Ernst Christian und Pfarrer
Dirk Postmeyer

Triebfeder der beschleunigten Umsetzung des Projektes war wieder Staatsminister Dr. Günther Beckstein. Ihm sei auch an dieser Stelle für seine einmalige Förderung unseres Herzensanliegens HdH in Nürnberg aufrichtig gedankt!
Natürlich konnte die Prominenz bei der Begehung des Hauses nur leere Räume begutachten. Nur der Hausmeister, Herr Horst Köppel war schon in seine Dienstwohnung eingezogen. Doch wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg. So wurde in den nächsten Wochen und Monaten ein bescheidener Dienstbetrieb mit geliehenem Mobiliar vom benachbarten „Gemeinschaftshaus Langwasser“ aufgenommen.
Erwähnenswert ist noch, dass am Abend nach der Einweihung in der Meistersingerhalle ein Benefizkonzert unseres Vereins mit namhaften Interpreten stattfand. Es waren dies im einzelnen:

  • Marie Luise Bodendorff, Klavier, Russlanddeutsche
  • Duo Erika Klemm, William Buchanan, Flöte und Laute, Siebenbürger Sachsen
  • Quartett Kontrapunkt aus Forchheim, Sudetendeutsche
  • Irmgard Müller, Solistin, Banater Schwaben
  • Sorbet Musicarum, Banater Schwaben
  • Tanz und Speeldeel Leba aus Erlangen, Pommern

Der Zweck unseres Vereins ist in der Satzung festgelegt.
Er lautet: „Der Verein fördert die Pflege der Tradition und Kultur des deutschen Volkes und der deutschen Stämme, die ihre Heimat verloren haben, durch Vorträge, Seminare und kulturelle Veranstaltungen im Sinne der Erhaltung des deutschen Kulturgutes gemäß § 96 BVFG. Er fördert insbesondere auch die kulturell-gesellschaftliche Eingliederung von Spätaussiedlern“.
Zum besseren Verständnis sei hier § 96 BVFG „Pflege des Kulturgutes der Vertriebenen und Flüchtlinge und Förderung der wissenschaftlichen Forschung“ auszugsweise zitiert: „Bund und Länder haben entsprechend ihrer durch das Grundgesetz gegebenen Zuständigkeit das Kulturgut der Vertreibungsgebiete in dem Bewusstsein der Vertriebenen und Flüchtlinge, des gesamten deutschen Volkes und des Auslandes zu erhalten, Archive, Museen und Bibliotheken zu sichern…“ Das HdH hat also insbesondere die Aufgabe, diese Vorgaben umzusetzen, den Kontakt mit der alteingesessenen Bevölkerung zu vermitteln und die Integration von Spätaussiedlern in jeglicher Form zu fördern.
Als besonderes Beispiel der HdH-Aktivitäten seien die Sprachkurse Deutsch-Russisch (R-D) herausgegriffen. Der Nürnberger Stadtrat beschloss, dem HdH für Spätaussiedler-Sprachkurse finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Das HdH richtete daraufhin Sprachkurse mit 3 Kursen je Semester ein. Die Kurse erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Teilnehmerzahl liegt inzwischen bei ca. 160 Personen je Semester.
Um den organisatorischen Aufbau des Betriebes im HdH machten sich mit großem Diensteifer besonders die beiden Vorsitzenden Dr. Ernst Christian und Johannes Geiger, um eine vorbildliche Buchhaltung unser Kassenwart Josef Wyschkon, verdient.
Ab Januar 1999 gibt unser Verein ein farbiges Vierteljahresblatt heraus, das die wichtigsten Veranstaltungen des HdH enthält. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch im Zweimonatsrhythmus eine Vortragsreihe (6 Vorträge) über die „Geschichte der deutschen Ostsiedlungen“ abgewickelt. Sie wurde 2000 unter dem Titel „Kultur und Kulturdenkmäler der deutschen Ostsiedlungen“ fortgesetzt.
Höhepunkte im geselligen Bereich waren 1999 das „Sommerfest unter der Eiche“ am 3. Juli unter der Schirmherrschaft von OB Ludwig Scholz und mit Grußworten von Staatsminister Dr. Günther Beckstein und das „Herbstfest“ mit dem Stichwort „Fränkische Schlachtschüssel“ unter der Schirmherrschaft unseres Vorstandsmitgliedes Staatssekretär Karl Freller.
Der Haushaltsplan entwickelte sich seit der Gründung des Vereins wie folgt:

  • 1995 – rund 500 DM
  • 1996 – rund 4.000 DM
  • 1997 – rund 18.000 DM
  • 1998 – rund 49.000 DM
  • 1999 – rund 225.000 DM
  • 2000 – rund 667.000 DM
  • 2001 – rund 527.000 DM

Zum 1. April 1999 konnte aufgrund des beschlossenen Haushaltsplanes eine ABM-Kanzleikraft sowie eine Lehrerin und zwei Hilfslehrerinnen (630-DM-Basis) für die Sprachkurse eingestellt werden.
Am 24. Januar 2000 überbrachte Ministerialrat Bruno Lischke die Nachricht, dass es seinem Ministerium (Sozialministerium) gelungen sei, einen nicht unbeträchtlichen Betrag als institutionelle Förderung des HdH in den Nachtragshaushalt 2000 der Bayerischen Staatsregierung einzustellen.
Mit diesen Mitteln sollte auch die Finanzierung eines(r) Geschäftsführers(in) ermöglicht werden. Wegen der mit der Einstellung verbundenen Formalismen konnte die Einstellung der Geschäftsleiterin erst zum 1. September vollzogen werden.
Aufgrund der nunmehr stark veränderten finanziellen Lage wurde der Haushaltsplan 2000 auf eine neue Basis gestellt.
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Februar 2000 wurden 6 Arbeitskreise gegründet, die jeweils einen Sprecher wählten.

  • AK 1 Kultur und länderübergreifende Kulturtätigkeit, Helmine Buchsbaum
  • AK 2 Geschichte und Deutsche Ostsiedlungen, Anton Bosch
  • AK 3 Soziales und Aussiedlerbetreuung, Johann Roch
  • AK 4 Öffentlichkeitsarbeit und Medien, Edda Probst
  • AK 5 Bibliothek und Archiv, Josefine Engel
  • AK 6 Sprachunterricht, Olga Vetter

Die Arbeitskreise wurden unter Artikel 5 in die bestehende Vereinsordnung aufgenommen und ihre Sprecher waren kurzfristig gehalten, Projektvorschläge für das laufende Haushaltsjahr abzugeben.
Im Frühjahr des Jahres 2000 bestand der Vorstand des HdH aus folgenden Mitgliedern: Dr. Ernst Christian, Karl Freller, MdL (Stellv.), Dr. Walter Stock (Schriftführer), Josef Wyschkon (Kassenwart), den Beisitzern: Anke Geiger, Horst Göbbel und Dr. Sieghard Rost und den Kassenprüfern Prof. Dr. Hartmut Beck und Johann Roch.
Nach dem Rücktritt des 1. Vorsitzenden wurde am 26.06.2000 als Vorsitzender des Vorstandes bis zum Ende der Wahlperiode Herr Horst Göbbel gewählt. Bei der sich ergebenden Nachwahl wurde Frau Edda Probst als Beisitzerin gewählt.
Am 1. September 2000 übernahm Dipl. Math. Doris Hutter die erste Geschäftsleitung des HdH.
Nach Satzungsänderungen wurde am 24.11.2001 der amtierende Vorstand bestehend aus 15 Mitgliedern und 2 Kassenprüfern gewählt.
Die Rechtslage des Vereins „Haus der Heimat (HdH) e.V.“ ist die einer Institution. Als solche wird sie (institutionell) gefördert, von der Stadt Nürnberg, dem Bezirk Mittelfranken und vom Land Bayern.
Die institutionelle Existenz des Vereins ist, außer durch seine Eigenleistungen, durch zahlreiche Abmachungen, gesetzliche Verpflichtungen und Verträge mit seinen Förderern gesichert.
Die Stadt Nürnberg fördert:

  • durch die Übernahme der Erbpacht für das HdH-Grundstück gegenüber der WBG-Nürnberg
  • durch die Freistellung des Hausmeisters mit einem Freistellungsvertrag
  • durch einen jährlich vom Stadtrat zu beschließenden Förderungsbetrag für kulturelle Aktivitäten u.a.
  • durch eine jährlich vom Stadtrat zu beschließende Förderung der HdH-Sprachkurse

Der Bezirk Mittelfranken fördert durch einen jährlich vom Bezirkstag zu beschließenden Förderungsbetrag
Das Land Bayern fördert auf Antrag des Sozialministeriums STMAS mit einem erheblichen institutionellen Förderungsbetrag.
Der Verein Haus der Heimat hat seine Bewährungsprobe als Institution bestanden.
Die Anzahl der durchgeführten Projekte sowie der Kreis der aktiven Mitarbeiter ist gestiegen. 2001 wurde die Organisation von weiteren landsmannschaftlich übergreifenden Projekten vorgenommen, wobei das größte Hindernis jedoch der mangelnde Raum darstellt. Es wird versucht, die Zahl der Sprachkurse zu erhöhen und weitere junge Menschen an das Haus zu binden.
Die Geschäftsleitung ist bemüht, die Fördergelder sparsam und sinnvoll zu verwenden.
Das Haus der Heimat ist nun eigenständiges Mitglied im Aussiedlerbeirat der Stadt Nürnberg. Durch seine vielfältigen Aktivitäten ist es zu einer Institution gewachsen, die in Nürnberg als Ansprechpartnerin für deutsche Kultur und alle Probleme der Aussiedler und Vertriebenen gilt, als Brückenschlag zur einheimischen Bevölkerung erkannt und vermehrt um Zusammenarbeit gebeten wird.

Dem Gedenken unserer verstorbenen Gründungsmitglieder:

Wilhelm Tremba (Karpaten) 24.03.1934 – 14.06.1998
Johannes Geiger (Franken) 20.09.1929 – 22.01.1999
Heinz-Georg Schwantes (Pommern) 01.11.1927 – 18.01.2000

Ihr Einsatz ist unvergessen – Ihr Vermächtnis ist Auftrag.