13.07.2019:

Fest unter der Eiche – Tag der offenen Tür

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„Veränderung meines Lebens zum Besseren“
 20-jähriges Jubiläum der Sprachkurse des Hauses der Heimat Nürnberg 

Der Schirmherr des Festes unter der Eiche war am 13. Juli 2019 kein Geringerer als der „Schulbürgermeister“, als das Haus der Heimat (HdH) mit seinen Gästen die Sprachkurse in den Mittelpunkt stellte: Dr. Klemens Gsell, dritter Bürgermeister Nürnbergs, der neu im Nürnberger Stadtrat war, als vor 21 Jahren die Idee „Haus der Heimat“ diskutiert und positiv beschieden wurde. Als Festredner sagte er in Erinnerung an die Zeiten über das HdH: „Wenn wir’s nicht hätten, müssten wir so eins bauen!“, dankte allen Akteuren für die Integrationsleistungen im HdH und schloss mit der Bemerkung: „Es ist wichtig, dass wir gemeinsam in Nürnberg weiter kommen!“ Das Wetter und viele Gäste bescherten dem HdH, das wieder mit zahlreichen Helfern aufwarten konnte, einen wettermäßig spannenden und trotz einiger Regengüsse schönen, fröhlichen Geburtstag. Natürlich kamen auch ehemalige Sprachschüler, die sich vielseitig, vor allem musikalisch, einbrachten.

Horst Göbbel, der Vorsitzende des HdH, ging in seiner Begrüßung auch auf das Dienstjubiläum der Sprachlehrerinnen ein: „Ehre, wem Ehre gebührt: Olga Vetter und Lydia Pastarnak soll heute besonders gedankt werden. Die von ihnen seit 20 Jahren umsichtig geleiteten Sprach- und Integrationskurse in unserem Haus sind ein Markenzeichen gelungener Integration. Wer je an einem der zahlreichen voller Schwung abgehaltenen Abschlussfeste dabei war, konnte sich davon überzeugen, wie geachtet, wie beliebt Frau Vetter und Frau Pastarnak sind. Über die Kurse hinaus sind beide Damen sehr wirkungsvolle, zuverlässige und zugleich beliebte aktive Stützen des Hauses der Heimat Nürnberg. Ich möchte beiden Damen herzlich zu ihrem 20jährigen Dienstjubiläum gratulieren und meine große Dankbarkeit kundtun.“

Jochen Kohler, MdL, und Peter Daniel Forster, Bezirksrat, beide CSU, lobten die Herzlichkeit, mit der sie im HdH rechnen können, Stadträtin Andrea Friedel vom Bündnis 90/Die Grünen zeigte sich „schwer beeindruckt von den Vorführungen“ und fügte hinzu, dass es wichtig sei, dass diese Arbeit fortgeführt wird, während Diana Liberova, SPD-Stadträtin und stellv. Fraktionsvorsitzende hofft, dass sich durch den Erweiterungsbau der erfolgreichen Integrationsarbeit neue Möglichkeiten erschließen. Sie schloss mit den Worten: „20 Jahre Sprachkurse sind eine Sprachoffensive, die die Stadt Nürnberg jetzt plant und die vom HdH lernen kann: Wir haben hier einen Ort des Miteinanders jenseits der Grenzen der kulturellen Prägung.“

Das Miteinander im HdH erreicht seinen jährlichen Höhepunkt beim Fest unter der Eiche. Den vielen Ehrenamtlichen, die selbstgebackene Kuchen gespendet hatten, den treuen verlässlichen Helfern im Einsatz beim Getränkeausschank, bei der Kinder-Kreativ-Ecke, diesmal mit meditativem Malen, bis hin zum Auf- und Abbau der Zelte, an der Kasse, im Küchendienst, bei der Bedienung, beim gemeinsamen Volksliedersingen sei wieder herzlich gedankt! Stellvertretend für sie alle wurden der Sprecher des organisierenden Arbeitskreises Johann Schuster und seitens der HdH-Angestellten Annette Folkendt und Hausmeister Eugen Vetter erwähnt.

Darüber hinaus gab es zur Feier des Tages weitere Höhepunkte der Sprachschüler selber: eine Bilderausstellung der ehemaligen Sprachschülerinnen Irina Trautwein, Tatjana Schneider und Olha Weber, eine Fotoausstellung „Die ersten 10 Jahre Sprachkurse“ und die Fotopräsentation „Die letzten 10 Jahre Sprachkurse“ sowie ausgestellte Hobby-Kleinkunstwerke. Umrahmt von den hochwertigen Klängen der Kapelle „Blechklang“ (Ltg. Hans Eichinger) und moderiert von der russlanddeutschen Nicole Vetter, bot das Fest nicht nur Leckerbissen der Metzgerei Mooser und köstliche Langosch von Tünde Thiess, sondern auch vielseitige künstlerische Darbietungen. Die Singgruppe der Sprachschüler HdH (Ltg. Tatjana Gettich) sang, die russlanddeutsche Showtanzgruppe „White Shadows“ (Ltg. Katja Kais) brachte schwungvolle Tänze ins Programm, während die Theatergruppe der Sprachschüler (Ltg. Nadja Kindsvater) die lustigen selbstkritischen Stücke „Im Supermarkt“ und „Beim Arzt“ aufführten. Die Tanz- und Gesangsgruppe „Sternchen“ tanzte zum Jubiläum der Sprachkurse unter der Leitung von drei ehemaligen Sprachschülerinnen: Olga Dubrovskaya, Elena Edel, Alena Hruchevska und auf den Tischen lagen Zitate von Dankesworten mehrerer Sprachschüler an das HdH und die Lehrerinnen.

Wann wäre ein schönerer Anlass gewesen, um unsere beiden langjährigen Sprachlehrerinnen – die zur ersten Stunde des HdH mit Sprachkursen dem Haus ein Stück Seele einhauchten -zum 20-j. Dienstjubiläum zu ehren! Die Sprachlehrerinnen der ersten Stunde des HdH waren, bzw. sind Olga Vetter, Lydia Pastarnak von 1999 bis heute und Tamara Rutkowski (1999-2001), die leider schon 2002 viel zu früh von uns ging. Wir freuen uns, zu den beiden im Ruhestand noch unterrichtenden Lehrerinnen seit 2016 auch Irina Trautwein hinzugewonnen zu haben. Wir im HdH wissen, was wir an den beiden Sprachlehrerinnen, die heuer ihr 20-j. Dienstjubiläum feiern, haben: Als exemplarische Ehrenamts-Leistende, haben sie in Schulen, Kirchen, Runden Tischen im Stadtteil über die Russlanddeutschen erzählt und vermittelt, in Arbeitskreisen mitgearbeitet, bei allen Feiern des HdH mitgeholfen, Unterstützung geleistet, um weitere Gruppen aus der Taufe zu heben, die Geschäftsleitung zum Thema Russlanddeutsche beraten und den Kontakt zur professionellen Beratung für die Schüler geknüpft, dabei unzählige Stunden Ehrenamt aufgebracht. Wir können uns glücklich schätzen, diese Lehrerinnen im HdH zu haben! Vor und nach dem Unterricht waren sie für die Schüler da. Die Sprachschülerin Nadiya Feliksova schildert es so: „Als ich ins Haus der Heimat kam, war es für mich einfach nur ein Ort, an dem ich eine Möglichkeit bekam, Deutsch zu lernen. Aber das Leben hat uns unerwartet ein großes Geschenk gemacht: Hier, in diesem Haus, lernten wir unsere Lehrerinnen kennen: Frau Vetter und Frau Pastarnak. Sie sind für uns nicht nur Pädagoginnen, sondern wurden auch zu Helferinnen und Beraterinnen bei unseren alltäglichen Problemen. Unsere Lehrerinnen glauben an uns und versuchen an uns so viel Wissen wie möglich weiterzugeben. In jede Unterrichtsstunde stecken sie viel Herzblut hinein.“ Für all den Reichtum, den wir empfangen durften, bekamen die beiden Lehrerinnen schöne Blumensträuße. Dazu gab es noch ein Ständchen des einstigen Sprachschülers von Olga Vetter, Jakiv Volftsun, ein Solo auf seiner Trompete, das zur Stimmung einer Sprachschülerin passt, die sich so ausdrückte: „Im HdH ist eine sehr herzliche, warme Atmosphäre. Du fliegst hierher, wie auf Flügel! Ich bin sehr zufrieden, dass ich in dieses Haus kommen kann. Danke!“

Abends gab es nach dem gemeinsamen Singen von Volksliedern noch ein klassisches Konzert mit hochwertigem Gesang und meisterhaft dargebotenen Klavierstücken begnadeter Sprachschüler und zum Abschluss eine Tanz-Disko.

Vielen Sprachschülern bedeutet das HdH ganz viel, was sehr oft in Gesprächen geäußert wird. Zum Jubiläum schrieb Ludmila Landerschleger: „HdH ist mein zweites Zuhause. Ich komme mit großem Vergnügen hierher und lerne die deutsche Sprache. Ich kommuniziere mit Menschen, das ist für mich sehr wichtig. Wir besuchen Ausstellungen, Konzerte, machen Ausflüge, lernen Sitten und Bräuche Deutschlands kennen. Unsere Unterrichte sind sehr interessant. Neben Grammatik lesen und diskutieren wir über Artikel aus Zeitungen und vieles andere. Im HdH ruht meine Seele aus.“ Stella Stepanov drückt ihren Dank so aus: „Ich bedanke mich beim Haus der Heimat für eine Veränderung meines Lebens zum Besseren. Hier bekommt man nur positive Emotionen. Besonderen Dank geht an unsere Lehrerin Lydia Pastarnak für ihre Herzensgüte und Toleranz. Sie öffnet uns die Schönheit der deutschen Sprache und deutschen Traditionen. Sie hilft uns besser zu verstehen und den Staat zu lieben, der uns Obdach und Freiheit gibt. Danke!“

Doris Hutter