„Sie waren, Sie sind und Sie bleiben für uns in der Bundesrepublik Deutschland eine große Bereicherung“ – so brachte Horst Schmidbauer (MdB, SPD) das Hier sein und das fruchtbare Wirken von Aussiedlern am großen Tag der Präsentation von Kulturbeiträgen der Aussiedler im Gemeinschaftshaus Langwasser am 15. Mai auf den Punkt. Die Aussiedlerkulturtage – Schirmherr Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly – dokumentierten wieder die große Anziehungskraft und Vitalität der Aussiedlerkultur als Teil des städtischen Kulturlebens.
Unter der Leitung von Doris Hutter, Geschäftsleiterin des Hauses der Heimat hat das Organisationsteam einen bunten Strauß an Musik, Tanz, bildende Kunst und gemütliches Zusammensein geplant und in die Tat umgesetzt. Musikalisch eingestimmt wurden die Gäste am Freitag im Haus der Heimat von Tatiana und Waldemar Welker (Geige/ Klavier) mit Stücken von Johann Sebastian Bach, Fritz Kreisler und Karl Böhm. In seiner Begrüßung erinnerte Horst Göbbel, Vorsitzender des Vereins Haus der Heimat, zunächst an die gewichtige Aussage von Prof. Dr. Dieter Oberndörfer (Freiburg), die Kapazität in der Bundesrepublik Deutschland in Sachen Migration und Integration, der an gleicher Stelle am 20. November 2003 betont hatte: „Integration von Migranten ohne Akzeptanz kultureller Verschiedenartigkeit durch die Mehrheit ist nicht möglich“. Dies versteht Göbbel auch als Appell an unsere Mehrheitsbevölkerung, uns intensiver wahrzunehmen, kennen zu lernen und nicht voreilig abzuschreiben. Zugleich betonte er, ausgehend von der Feststellung, dass das Fremde uns bedrohlich und faszinierend zugleich erscheine, dass wir insbesondere im Haus der Heimat täglich diese spannungsreiche Beziehung zwischen dem Bedrohlichen und dem Faszinierenden erleben, dabei die Begegnung als besonders befruchtend wahrnehmen. Er dankte allen aktiven Mitarbeitern in den Aussiedlerverbänden, allen Mitgliedern, den Ehrenamtlichen, den Mitarbeitern, der Bayerischen Staatsregierung, die Stadt Nürnberg, dem Bezirk Mittelfranken. Froh war er, zahlreiche Ehrengäste zu begrüßen, unter ihnen (neben einzelnen Verbandsvorsitzenden) aus dem Stadtrat Gabriela Heinrich (SPD) als Vertreterin des Oberbürgermeisters, Gabi Penzkofer-Röhrl (SPD), Helmine Buchsbaum und Max Höffkes (beide CSU), Dr. Stefan Schweiger vom FDP-Ortsverband, Wolfgang Lang, Aussiedlerbeauftragter der Stadt Nürnberg, Dr. Ernst Christian, ehem. erster Vorsitzender des HdH und Werner Henning, Nürnberger BdV-Vorsitzender. Gabriele Heinrich und Max Höffkes gratulierten in ihren Grußworten den Organisatoren, lobten die aktive Kulturpflege als besonderes, keineswegs rückwärtsgewandtes, hochwertiges kulturelles Angebot.
Ingeborg Höverkamp las anschließend aus eigenen Werken, die banater-siebenbürgische Gruppe „Sunnereen“ erfreute die Anwesenden mit anregenden, auf hohem Niveau vorgetragenen Liedern von bzw. nach Nikolaus Lenau, Emmerich Bartzer, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Daniel Friderici, W.M. Klepper, Heinrich Heine, Franz Schubert, Mathias Schork, Friedrich Silcher, Eugen Tieffenbacher, Jakob Christ. Anschließend präsentierte Anton Bosch vom Historischen Forschungsverein der Deutschen aus Russland drei russlanddeutsche weibliche Persönlichkeiten hohen Ranges (Helene Beate Wittinhoff, Elisabeth Kuhlmann, Ana Gherman) und der Bundesvorsitzende der LM der Sathmarer Schwaben die Fotoausstellung „Auf dem Weg von zu Hause nach Hause“. Anschließend gab es gemütlichen Austausch in lockerer Atmosphäre.
Mit dem traditionellen Trachtenumzug vom Haus der Heimat diesmal zum Ökumenischen Gottesdienst in der Kirche “Zum guten Hirten“ wo Pfr. Schattenhofer einen ansprechenden, deutlich auf Aussiedlerthematik abgestimmten Gottesdienst leitete, begann Tag zwei der Kulturtage. Im Großen Saal des Gemeinschaftshauses Nürnberg-Langwasser begrüßte zu Musik und Tanz am Nachmittag der derzeitige Vorsitzende des Aussiedlerbeirates Otto Kreß, Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, der insbesondere die notwendige gute Kooperation zwischen den Aussiedler- und den Wohlfahrtsverbänden betonte, außer vielen, vielen Kindern, Tänzerinnen und Tänzern, Sängerinnen und Sängern auch einige namhafte Ehrengäste: Horst Schmidbauer (MdB, SPD), Dr. Markus Söder (MdL, Generalsekretär der CSU), aus dem Nürnberger Stadtrat Bürgermeister Dr. Klemens Gsell und Helmine Buchsbaum (CSU), Gabriele Heinrich (SPD), den Aussiedlerbeauftragten der Stadt Nürnberg Wolfgang Lang, sowie zahlreiche Vorsitzende und Kulturreferenten der im Haus der Heimat aktiven Landsmannschaften und Kulturvereine. Dr. Klemens Gsell lobte in seinem Grußwort das gedeihliche Miteinander und die Vielfalt der Kulturpflege als Identität stiftendes Element, Horst Schmidbauer betonte die Notwendigkeit verstärkter Integrationsbemühungen, um die Zuwanderung sozialverträglich zu gestalten, Dr. Markus Söder (zum 11. Mal in Folge dabei), dankte speziell dem Vorsitzenden des HdH für sein Engagement und machte klar, dass Aussiedler optimal dazu beitragen können, dass über Bayern und Deutschland hinaus Europa politisch, wirtschaftlich, kulturell zueinander findet. Dies bedeute zwar mühevolle Kleinarbeit, jedoch würde sie als sinnvolle und zukunftsträchtige Tätigkeit belohnt.
Die musikalischen und tänzerischen Höhepunkte des Tages präsentierten nach der Siebenbürgischen Trachtentanzgruppe Nadesch e.V. mit ihrem „Sudetendeutschen Tanz“ diesmal zahlreiche aktive Kinder und Jugendliche: von der LM der Deutschen aus Russland die Gruppe „Tintenklecks & Tausendfüßler“, der Kinderchor und die Gruppe „Volksquelle“, sowie die „Musikspatzen“ und die Pop-Gesangsgruppe sowie die Jugendtanzgruppe HipHop, von der LM der Banater Schwaben die Kindertrachtengruppe, von der LM der Siebenbürger Sachsen die Kindergruppe der Volkstanzgruppe Herzogenaurach. Es folgten der Siebenbürger Fürther Chor, die Trachtengruppe der LM der Deutschen aus Russland, der Singkreis der Frauengruppe der Oberschlesier, die Trachtengruppe der Banater Schwaben, und zum Abschluss der gemeinsame Tanz, die Sternpolka. Die anschließende Tanzunterhaltung mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. war für alle Anwesenden ein Genuss.
Heimatbekenntnis und praktizierten Gemeinsinn, Ausgelassenheit und Freude, aufmerksames Zuhören und Zusehen und lockere Geselligkeit gab es wieder – seit 1986 ununterbrochen – auch bei diesen Aussiedlerkulturtagen.
Horst Göbbel