26.09.2003:

Herbstkonzert

„… Den Überschuss an Leidenschaft und Hingabe, den man für seine Liebe hat, diesem Objekt entziehen und sie anderen Zielen zuzuwenden: der Arbeit, der Mitarbeit im Sozialen, der Kunst, der Musik. Dies ist der Weg, auf dem Ihre Liebe fruchtbar und sinnvoll werden kann.“ Mit diesem Zitat von Hermann Hesse eröffnete Helmine Buchsbaum das 4. Herbstkonzert des Hauses der Heimat am 26. September 2003 im Kleinen Saal der Meistersingerhalle, die auch durch das vielfältige und anspruchsvolle Programm führte. Man kann schon von einer Tradition des Hauses der Heimat Nürnberg sprechen, wenn sich alle Landsmannschaften an der Gestaltung des Repertoires und an der reibungslosen Organisation beteiligen. Federführend ist der Arbeitskreis Kultur und länderübergreifende Kulturtätigkeit mit seinem Sprecher Werner Henning lobenswert zu erwähnen. Was hier im kleinen Kreis gelang, ist Modell für das Miteinander im Großen. Die Musikdarbietungen spannten den Bogen vom Barock bis zur Moderne und zogen die Zuschauer in ihren Bann. Schirmherr des Herbstkonzertes war Dr. Markus Söder, MdL, CSU, der Mitglied des Vereins HdH ist und die Arbeit im Haus der Heimat sehr zu schätzen weiß.

Was man leicht als „Scherzos“ bezeichnet, aber majestätisch den Saal erfüllte, entpuppten sich als anspruchsvolle Stücke, die das Bläserquintett der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach zum Besten gab. Die fünf Jugendlichen gehören der Stadtjugendkapelle an und spielen seit 1997 zusammen. Dem Quintett gehören seit der Gründung auch zwei Siebenbürger Sachsen an, Dagmar Hutter und Tobias Krempels. Sie spielten „Harom kis scherzos“ von Hidas Frigyes.

Nach dieser feierlichen Eröffnung setzte die Gruppe „Sunnereen“ unter der Leitung von Hildegard-Barbara Müller mit A-Capella Liedern fort. Die einfühlsam dargebotenen Stücke „Viele verachten die edele Musik“ von Johann Caspar Bachofen, „An die Entfernte“, Text von Nikolaus Lenau und Musik von Walter Michael Klepper, den „Lerchengesang“ von Felix Medelssohn-Bartholdy gipfelten in der „Abendruhe“ von Wolfgang Amadeus Mozart, die die Zuhörer begeisterten. Die Gruppe Sunnereen, die seit vier Jahren besteht, ist vielen von Auftritten bei den Kultur- und Heimattagen der Banater Schwaben in Bayern, vom Heimattreffen in Ulm bekannt. Die Mitglieder kommen aus München, Freising, Nürnberg, Oberasbach und aus Herzogenaurach und sie verbindet die Liebe zur Musik und die daraus zusammenwachsende Freundschaft.

Christoph Hesse (Querflöte) und Christine Kulisch (Klavier) entführten die Zuschauer in die Romantik – in das Reich der Romanzen, sie spielten die Romanzen von Robert Schumann op. 94.

Der 1. Teil des Herbstkonzertes endete mit Arien aus Operetten und Opern. Mit der zündenden Melodie der Arie der Sylva aus der Operette „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kalmann von der Opernsängerin Agnes Buliga-Contras brillant dargeboten, wurde sie bei der „Letzten Rose“ einem irischen Volkslied aus der Oper „Martha“ von Friedrich von Flotow dramatisch. Der Höhepunkt ihres Vortrags war die Arie der Rosalinde aus „Die Fledermaus“ von Johann Strauß. Begleitet wurde sie auf dem Klavier von Renate Jung-Bilk.

Geschichten wollte sie erzählen und es gelang ihr, der jungen Sängerin Monika Meier, die von Thomas Peuschel auf dem Klavier begleitet wurde. Ihr Auftreten, ihr Bühnenspiel und vor allem ihr Charme und ihr Gesang eroberten auf Anhieb die Herzen der Zuschauer. „Nanas Lied“ von Kurt Weill, „Kann denn Liebe Sünde sein?“, „Abschiedsbrief“ E.Kästner/ Kurt Weill und ihr Superlative „Die zersägte Dame“ von Friedrich Holländer ließen die Zuschauer mit dem Vortrag zu einer Einheit verschmelzen.

Das Streichorchester Hubert setzte das Programm fort und entlockte durch die Reihenfolge der Darbietungen mehr und mehr den Applaus des Publikums und baute geschickt den Höhepunkt aus. Mit dem 1. Satz der Salzburger Sinfonie, gefolgt von der Gavotte von Francois Gossec mit den Solisten Reginald Hubert und Jakob Adler zogen die Huberts die Anwesenden in ihren Bann. Ihr Repertoire setzte sich aus Tänzen zusammen, dem Adagio aus dem Ballett „Husarenballade“ von Tichon Chrennikow, dem Walzer aus der Jazz Suite von Dimitri Schostakowitsch, „Fiddle-Faddle“ von Leroy Anderson, dem Tango „Mandolino, Mandolino“ von Arnold Hauser. Das Anwachsen des Applauses fand seinen Höhepunkt beim „Säbeltanz“ aus dem Ballett „Gayane“ von Aram Chatschaturjan. Das Besondere des Streichorchesters Hubert ist die Zusammensetzung des Orchesters – es sind ausschließlich Familienmitglieder der Hubert-Brüder, Aussiedler aus Russland. Als die Huberts 1993 aus Russland nach Deutschland aussiedelten, spielten von den 31 Mitgliedern der Großfamilie 16 im Orchester. Bayreuth wurde ihnen zur Heimat und der Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth Dr. Dieter Mronz sagte anlässlich eines Konzertes der Huberts: „Sie sind Bayreuther und sind vom kulturellen Leben Bayreuths nicht wegzudenken“.

Abschließend geht der Dank nicht nur an die Künstler, sondern auch an das dankbare, musikliebende Publikum, das sich von den vielen kleinen und größeren Höhepunkten begeistern ließ und dies mit viel Applaus zu danken vermochte. Symbol für das Miteinander war auch der Blumenschmuck – ein riesiger Rosenstrauß – 45 bunte Rosen zu einem kunstvollen Herbstgesteck zusammengefügt, das am Ende der Darbietungen aufgelöst wurde – für jeden Künstler und Ehrengast eine Rose. So rundet sich, was sich runden mag – ein musischer, entspannender und unterhaltsamer Abend, der das nächste Jahr 2004 ein kleines Jubiläum feiert – 5 Jahre Herbstkonzert des Hauses der Heimat Nürnberg.

Helmine Buchsbaum