Deutsche aus Russland: WER-WIE-WAS 16.Oktober 2002
Die Kinder liefen aufgeregt in ihren schmucken Dirndln durch das Haus, während Olga Vetter und Lydia Pastarnak den Büchertisch für die geladenen Gäste zum Vorstellungsgespräch für unsere Nachbarn in Langwasser vorbereiteten. 500 Einladungen waren in der Nachbarschaft des Hauses verteilt worden und sie kündigten die Eröffnung der Inforeihe am 16. Oktober im Haus der Heimat an. Der Historische Forschungsverein der Deutschen aus Russland, Mitglied des Vereins „Haus der Heimat e.V.“ hat in den letzten Jahren mehrere Bücher, z.B. über die Deutschen Kolonien in Südrussland, und Jahreskalender mit russland-deutschen Persönlichkeiten herausgegeben. Sie lagen zum Anschauen aus. Im Gemeinschaftsraum, der liebevoll für die Gäste hergerichtet war, gab es erst ein Ständchen der „Musikspatzen“, eine der Kindergruppen, die von Olga Philipp im HdH geleitet wird. Dann stellte Doris Hutter, die Geschäftsleiterin kurz das Haus der Heimat vor. Nach einem knappen, doch sehr fundierten Einblick in die Geschichte der Deutschen aus Russland, den der Vorsitzende des Historischen Forschungsvereins, Anton Bosch persönlich lieferte, und der deutlich machte, wie interessant dieses Kapitel aus der Geschichte der Deutschen ist, wurde der Abend richtig gemütlich. Denn es weilten unter den Gästen zwei Akkordeonspieler, die in Langwasser nicht unbekannt sein dürften: Erika Schöler und Franz Nützel. Mit ihnen sang man zum Auftakt „Im schönsten Wiesengrunde“, stärkte sich und stieg ein in die Diskussion über das WER-WIE-WAS bei den Russland-Deutschen. Die beiden Sprachlehrerinnen Vetter und Pastarnak erzählten nämlich, wie man in einem kommunistischen Land lebt, wie es einen prägt und was es bedeutet, als Aussiedler nach Deutschland zu kommen. Zwischen den Gesprächen der Anwesenden, die sich auch konkret auf den Alltag bezogen, wurde gesungen, gelacht, verglichen und argumentiert. Es war eine Begegnung, in der man sich menschlich näher kam und allerhand Neues erfahren konnte.
Am 13. November fand eine kulinarisch- musikalische Kostprobe für alle Interessierten von Langwasser statt. Speziell eingeladen waren der Vorstand und Chor des Bürgervereins Langwasser. Die Singgruppe „Volksquelle“ unter der Leitung von Olga Philipp sang zwei deutsche und ein russisches Lied, wonach die Spezialitäten vorgestellt und genossen wurden. Die von den Russlanddeutschen nach langjährigem Zusammenleben mit den Einheimischen der Vertreibungsgebiete übernommenen und nach Deutschland mitgebrachten Kochkünste bekamen durch die Köchinnen Monika Fix, Hilda Penner und Soja Simontobova Gestalt und köstlichen Geschmack. Lydia Pastarnak erklärte die Zusammenhänge, Olga Vetter führte passend zu den Gerichten einige Tänze vor und die vielen Gäste konnten einige Gepflogenheiten der Russen und der Deutschen aus Russland erfahren. Durch das mitgelieferte Rezeptbändchen können die Gerichte daheim ausprobiert werden. Der Samowar fehlte nicht und man erfuhr z.B., wie man in Usbekistan die Teetasse beim Trinken hält. Bei einem Rundgang durch das Haus vertrat man sich die Beine, der Chor des BV sang drei Lieder und nach den interessanten Speisen und Getränken ließ man sich gerne zu einer Euro-Polka mitreißen. So wurde der Abend eine runde Sache und die zahlreichen Gäste verabschiedeten sich wohlgelaunt mit lobenden Worten und herzlichem Händedruck.
Das Haus der Heimat kann Begegnungen zu einem Erlebnis werden lassen. Im nächsten Jahr wird die Inforeihe mit weiteren Schwerpunkten fortgesetzt.
Doris Hutter
14. November 2002