„Faszinierendes Peitschenknallen“ der Urzeln in Franken …
„Am Urzeltag die Schelle klingt…“ So klang es in Franken heuer erstmals am 7. Februar in Wolframs-Eschenbach im Gasthof Sonne, wohin Christine Dörr aus Agnetheln, Organisatorin des dortigen Umzugs, nachher eingeladen hatte und die Urzeln neben dem Elferrat saßen und in kräftiger Urzelmanier ihre Lieder sangen. Dazu hatten sie allen Grund! Erstens hatten sie Sonnenschein mitgenommen, dann viel Spaß und Frohsinn auf den Straßen verteilt, anständig geknallt und den Männer-Gesangsverein der Stadt das Fürchten gelehrt: Als die nämlich hörten, dass die Urzeln das Lied, das der Gesangsverein heuer erstmalig für sein 150-jähriges Jubiläum einstudiert hat, alle aus der Schule in Siebenbürgen kannten, kamen sie aus dem Staunen nicht heraus. Es handelt sich um „Gaudeamus igitur“…
Am 14. Februar in Nürnberg war es während des Umzugs trocken und wieder ein schönes Zusammenspiel zwischen den 55 Urzeln und den Zig-Tausenden, die die Straßen der Altstadt säumten. Auch die Kinder und Jugendlichen, die von Jahr zu Jahr besser knallen, hatten ihren Spaß daran, Zuschauer zu erschrecken oder in der Geißel zu drehen. Große Begeisterung immer wieder auch beim Knallen im U-Bahn-Schacht. Im eineinviertelstündigen Umzug, mit der Zugnummer 6, wurde die Reifenschwingerin Sabine Herberth (19) aus Raindorf wieder bewundert, die zu den Akkordeonklängen von Steffen Schulze, ein begeisterter Urzel-Fan und waschechter Sachse (aus Sachsen-Anhalt), ein volles und am Nachmittag sechs volle Weingläser im Reifen schwang, ohne auch nur ein Glas zu zerschlagen. Erstmalig gab es einen Lautsprecher auf einen Handwagen montiert, der das Reifenschwingerlied sehr weit trug und noch mehr Aufmerksamkeit beim Publikum schaffte. Im Anschluss an die Urzeln marschierten zum 1. Mal die Nürnberger Nösner (Nordsiebenbürger) mit ihrem alten Brauch des Winteraustreibens und in neu gefertigten Kostümen.
Im Haus der Heimat wurden Inge Alzner, Kreisverbandsvorsitzende der Siebenbürger Sachsen begrüßt und ihr sowie den Helfern noch einmal Leckerbissen der Knall- und Reifenschwingerkunst geboten. Erstaunlich, was die Jugendlichen für Knaller abgeben! Danach kam das Urzelkraut auf den Tisch, das am Samstag bei Renate und Klaus Kellner zubereitet worden war. Gesang und Urzeltaufe derer, die zum 1. Mal in Nürnberg mitgelaufen sind (u.a. Janine Kellner (10) mit Papa Jürgen, Franziska Gottschling (10) mit Papa Manfred, Ulli Kellner, die nächstes Mal ihre ganze Familie als Urzeln mitbringen will, Nico Balzereit (6), der die Taufe kaum erwarten konnte, und Franziska Roth (2,5), die noch den Beistand ihrer 9-jährigen Schwester Michaela in Anspruch nahm) sowie Kegeln für die Jugendlichen rundeten den feuchtfröhlichen Tag ab. Zusammen mit den unentbehrlichen Krapfen- und Hanklichbäckerinnen sowie den Getränke-Spendern und Helfern aus mehreren Urzelfamilien wurde der „Urzeltag“ in Nürnberg wieder ein Glanzstück erlebter Gemeinschaft und gelebten Brauchtums.
Am Faschingsdienstag, dem 16. Februar in Weisendorf durften wieder rund 50 Gäste das Urzelkraut im Hause von Brigitte und Gerhard Berner genießen. Ingrid Jungfer, Redakteurin der lokalen Presse, kam dazu und staunte über das gelebte Brauchtum am Urzeltag. In ihrem Bericht stand, dass die Urzeln die Zuschauer „mit ihrem gekonnten Peitschenknallen faszinierten“. 32 gut gelaunte Urzeln tobten sich im sonnigen Umzug aus, den sie schon seit Jahren anführen, knallten und tanzten mit den Hexen auf dem Marktplatz! Jugendliche, Männer und Damen natürlich punkteten dabei durch echte ohrenbetäubende Kracher. Selina Rehm (10) kann schon beeindruckend knallen. Hirräii! Getauft wurden Nico Balzereit (6), Natalie Martini (17), Ingo Sill und Stefan Wilk sowie Anni und Harald Martini und Christian Fuss. Mit Krapfen und Kuchenspenden sowie helfend dabei auch beim Kaffeetrinken nach dem Umzug und beim Singen danach waren mehrere fröhliche Urzeldamen. Lieder aus der Jugend mit Akkordeonbegleitung und ausgelassenes Tanzen schafften hervorragende Stimmung! Danke den Gastgebern, dem Musiker-Gespann Burkart/Fuss und natürlich den knall-, sing- und tanzfreudigen Urzeln!
Hirräii!
Doris Hutter