26.04.2009:

Siebenbürgisch-sächsisches Mundartautorentreffen im HdH

Treffen der Mundartautoren in Nürnberg

Am 26. April fanden sich im Haus der Heimat zehn siebenbürgisch-sächsische Mundartautoren und einige an der Mundart und deren Schreibung Interessierte aus verschiedenen Gebieten Deutschlands zu einem Seminar mit anschließender Lesung ein. Gefördert wurde diese Veranstaltung vom Haus der Heimat Nürnberg und vom Kreisverband Nürnberg der Siebenbürger Sachsen. Doris Hutter begrüßte die Anwesenden und ganz besonders jene, die zum ersten Mal dabei waren.
Mundartschreiben ist eine Identitätssache, aber bei Weitem keine Selbstverständlichkeit. Es zeigt sich, dass Übungen mehr bringen als Abhandlungen zu einem Problem. So haben wir also mit Hanni Markel Dehnung und Kürzung von Vokalen, die Behandlung der Konsonanten am Wortende, spezielle Wortfolge im Dialekt, auch den n-Ausfall geübt und wurden auf Unterschiede aller Art und deren Schreibung je nach Ortsmundart aufmerksam gemacht (etwa mehrere, mitunter komisch wirkende Entsprechungen für „sehr“: sihr, stark, hårt, anjem usw.). „Es war ein wirklicher Gewinn, dass neue Mundartautoren dabei waren!“, erinnert sich Hanni Markel. „Ich vermutete z.B., dass die Lautung in Schirkanyen schon in Richtung Burzenland geht, konnte aber nicht sicher sein, bis ich es gehört habe. Wasserflasche hätte deshalb im Programm Woßerfloosch geschrieben werden müssen.“ Es erscheint auch irgendwie befremdlich, Frää (Frau) mit doppeltem ä geschrieben zu sehen; doch wie in Åålder (Alter) ist die Verdopplung des Selbstlauts besonders bei Abweichungen vom Schrift-deutschen die bessere Lesehilfe und entspricht darüber hinaus oft einem vertrauten Zwielaut (Frau, ault). Nach längerem Üben fällt es plötzlich leichter, die Wörter Froch (Frage), Woch (Woche) und Wooch (Waage), aber auch froģen (fragen), Wooģen (Waagen) beziehungsweise Wochen (Wochen) richtig zu schreiben.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen, nach Kuchen und Kaffee hatten wir die Freude, an einer öffentlichen Lesung teilzunehmen. Es trugen vor: Katharina Kessel (Nürnberg) „Mat dem Fraihjohr an dem Harz“ und „Wiër dreet de Huse häit“, Martha Wachsmann (Nordheim bei Heilbronn) „Fliercher schneden“ und „De Trenj aus aser Gass“, Martin Hedrich (Höchberg bei Würzburg) „Vu Fraenderf bäs Nimesch“, Hilde Juchum (Rohrenfels bei Neuburg) „Dem Trenj en Dinkmol“, Bernddieter Schobel (Crailsheim) „Der Getz uch de drå Åcher“, Dietrich Weber (Augsburg) „Der Pali öüs der Woßerfloosch“ und „De kaputt Schlätz“, Wilfried Römer (Augsburg) „Der Stammbuum“, Hans Otto Tittes (Drabenderhöhe) „Der traurich Mån“, „Fraaen-Taktik“ und „Iejän Ziëhlweis“, Doris Hutter (Herzogenaurach) „Emanzipiert Frääen 2009“, „Ta uch?“ und „Fräh am Johr“ sowie Hilda Femmig (Heilbronn) „Em wid modern“. Wie die meisten Titel erkennen lassen, überwog die Frauenthematik, die anlässlich des Frauenwahlrechts 1919 vorgegeben worden war.
Zu Gast waren bei der Lesung auch Kinder der von Rosel Potoradi geleiteten Sing- und Spielgruppe Nürnberg, um vom Heimatort ihrer Eltern zu erzählen. Die Idee zu dieser Kreativveranstaltung war im Rahmen des Bayerischen Schulwettbewerbs „Europa im Karpatenbogen“ entstanden. Passend zum Frühling spielte der Nachwuchs auch einstudierte Lieder auf Blockflöten.

Die Darbietung der in Trachten gekleideten Frauensinggruppe ebenfalls unter der Leitung von Rosel Potoradi rundete mit Liedern von Frida Binder-Radler die öffentliche Lesung krönend ab. Katharina Bota sang das Lied von Josef Beer „De Gadliusekijjelcher“(Die Pusteblumen). Autoren und Besucher erlebten einen schönen Nachmittag in enger Verbindung zur alten Heimat und aufs Neue klar gewordener Verpflichtung zum Erhalt der mitgebrachten Mundart.

Doris Hutter