Die Eröffnung der Aussiedlerkulturtage am Freitag, 19. Juni im Haus der Heimat Nürnberg begann mit einer Romanze von Dimitri Schostakowitsch, die an Violine und Klavier meisterhaft vorgetragen wurde von Kristine Meier und Dr. Andreas Meier, Tochter und Vater, Russlanddeutsche. In Vertretung des Schirmherrn, knüpfte Stadträtin Gabriela Heinrich (SPD) daran treffend mit ihrem Exkurs aus dem Buch „Mein Leben im Schrebergarten“ von Wladimir Kaminer an. Es ist der Blick von außen auf die deutsche Kultur, ein humorvoll-kritischer und doch liebevoller Blick, der z.B. die Vollkaskoversicherung fürs Leben anzustreben, als typisch deutsch ausmacht und für den Einbürgerungstest u.a. das Rhabarberessen nach tapfer-leidvoller Erfahrung empfiehlt, um zu zeigen, dass das Leben in Deutschland kein Zuckerschlecken ist. Frau Heinrich sprach ihre „große Wertschätzung für die Aussiedlerkulturtage und insgesamt für das Haus der Heimat“ aus und Stadträtin Jutta Bär (CSU) ergänzte: „Wir erleben als Stadträte hautnah, was es heißt, Brücken zu schlagen, und welche Aufgaben und Kunstwerke Sie vollbringen, um das Brückenschlagen zu vermitteln!…Wir schauen gern zum Haus der Heimat und sehen die Vielfalt aus verschiedenen Blickwinkeln und begrüßen sie immer wieder aufs Neue.“ Dann sprach sie das 10. Jubiläum der Sprachkurse im Haus der Heimat an und sagte: „Als Lehrerin bin ich herzlich dankbar für diese Vorarbeit!“
Bei seiner Begrüßung hatte Horst Göbbel, Vorsitzender des Vereins Haus der Heimat, betont: “Wir sind prädestinierte Brückenbauer zwischen unseren früheren Heimatgebieten und unserer neuen Heimat hier in Franken, zwischen Zuwanderern und den schon lange hier Lebenden, Brückenbauer zwischen ethnischen Minderheiten, unterschiedlichen Konfessionen, Sprachen, Kulturen aus dem Osten und der hiesigen deutschen urbanen kulturellen Vielfalt. Wir sind dies gerne, denn gelungene Integration ist für alle Seiten eine eindeutige Minderung von Spannungen, also Zugewinn an Lebensqualität.“ Unter den Gästen befanden sich wieder Vertreter von kommunalen Institutionen, Wohlfahrtsverbänden und Vereinen.
Dr. Sabine Arnold von der SinN-Stiftung des Evang.-Luth. Dekanats in Nürnberg führte in die Diaschau zur Wanderausstellung „Das Russlandsdeutsche Haus“, die von der Evangelischen Aussiedlerseelsorge in Westfalen konzipiert worden ist, ein und dankte den Vertretern des HdH Vetter, Pastarnak und Hutter ganz herzlich für die Zusammenarbeit in der Vorbereitung des damaligen Projekts 2008: „Sie war intensiv, streitbar, fröhlich, tatkräftig und freundschaftlich!“ und betonte, dass der besondere Reiz dieser Ausstellung darin liegt, dass Aussiedler und Einheimische das Projekt zusammen konzipieren und gestalten. Anhand von Bildern führte danach die Referentin des Abends, Lydia Pastarnak virtuell durch diese Ausstellung und vermittelte einfühlsam Lebensart und Lebensgewohnheiten aus dem Alltag sowie Geschichte der Deutschen in Russland. Olga Vetter hatte einige Exponate von ihrer Mutter ausgestellt, z.B. ein Bett, Vorhänge und alte Bibeln. Begleitet von Akkordeonklängen und Musikstücken des Duo Meier, wurde der Vortrag zu einem eindrucksvollen Erlebnis. Das Duo Meier begeisterte einfühlsam und gekonnt auch mit Werken von Charles Dancla, Nicolo Paganini sowie Michael Oginski.
Anschließend sang Laura Egorova in Begleitung von Marina Wecherovskaja am Klavier gekonnt Lieder von Franz Schubert und überraschte das Publikum mit der „Forelle“ auf Russisch. Durch das Programm führte charmant Anna Malygin
Der Abend wurde mit der „Nösner Bauernstube“, einer Ausstellung der Siebenbürger Sachsen, Kreisverband Nürnberg abgerundet. Marianne Hager führte in die Ausstellung ein, die in einer Stube in harmonischer Darstellung u.a. viele kunstvolle Handarbeiten und Trachten unterschiedlicher Zeitepochen präsentierte.
Doris Hutter