Aus Geschichte und Kultur unserer jüdischen Mitbürger
Der Seminarraum des Hauses der Heimat war bis auf den letzten Platz besetzt, als die Geschäftsleiterin Doris Hutter in die Veranstaltung mit den Worten einführte: „Was gibt uns wohl den schönsten Frieden, als frei am eigenen Glück zu schmieden! Die meisten der hier Anwesenden wissen diese Worte zu schätzen.“
Herzlich Willkommen hieß sie zum Nachmittag der Begegnungen im Haus der Heimat einige Nürnberger Stadträte: von der SPD Anita Wojciechowski und von der CSU Max Höffkes, Aliki Alesik, Helmine Buchsbaum sowie Michael Brückner. Arthur Schächterle, Vertreter der LM der Deutschen aus Russland Fürth, Pater Alois Parg, kath. Aussiedler-Seelsorger und Ilse Großmann, ehrenamtliche Betreuerin der Sprachschüler im HdH wurden auch herzlich begrüßt.
So wie es in jeder Gesellschaft wichtig ist, sich zu kennen, um einen respektvollen Umgang miteinander pflegen zu können, so finden die Sprachlehrerinnen des Hauses der Heimat Olga Vetter und Lydia Pastarnak, dass man sich auch im HdH noch besser kennen lernen sollte. Es bietet sich an, Näheres über unsere jüdischen Mitbürger aus Russland, die zusammen mit unseren Deutschen aus Russland in den Sprachkursen Deutsch lernen, zu erfahren. Also wurde erst, umrahmt von tiefgehenden musikalischen Einlagen und Bildern, zusammen mit der Sprachschülerin Lana Menz ein kurzer Einblick in die Geschichte der Juden in Nürnberg von den Anfängen an gegeben. Danach hielt Referent Leonid Elbert einen Vortrag über Raoul Wallenberg, ein Schwede, der während des Zweiten Weltkriegs in Budapest durch seine diplomatische Immunität und mit viel Erfindungsgeist und Mut 100.000 ungarische Juden vor der Deportation in die Konzentrationslager retten konnte. Anschließend wurde die Gegenwart in Nürnberg beleuchtet: Einige Sprachschüler erzählten von ihren Beweggründen, nach Deutschland auszuwandern, von Sorgen, Problemen aber auch viel Befriedigung und Dankbarkeit, in einem demokratischen Land in Nürnberg angstfrei und u. a. medizinisch gut ver-sorgt, relativ sorglos leben zu dürfen. Das Haus der Heimat gewähre ihnen den nötigen Respekt und die Lehrerinnen viel Herzlichkeit und Hilfe. In die Stimmung passten die Lieder des Juden Igor Milstein aus der Republik Moldau sehr gut. Selbstbewusst sang er jiddisch und auch rumänisch und wurde am Klavier von Oleg Madorskiy und an der Trompete von Jakov Volftsun begleitet. Begeistert klatschte das Publikum mit und verlangte noch eine Zugabe. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einigen jüdischen Spezialitäten, die einige Sprachschülerinnen zubereitet hatten und die großen Zuspruch fanden.
Doris Hutter dankte den Sprachlehrerinnen Olga Vetter und Lydia Pastarnak für die Idee und allen Beteiligten für die Gestaltung dieses Nachmittags, den sie als wichtigen Baustein im gegenseitigen Miteinander in Nürnberg betrachtet. Dass aus der Geschichte der Juden in Nürnberg mit schrecklichen Ereignissen berichtet wurde, fand sie richtig und wichtig, weil die Geschichte die Menschen prägt und nicht verdrängt werden soll. Allerdings sollte man nach vorne schauen und aus der Geschichte lernen, damit solche Verbrechen sich nicht mehr wiederholen. Die Stadt der Menschenrechte Nürnberg ermögliche diesen Weg. Und dann gab sie zu bedenken, dass die meisten Aussiedler und Ausländer erst in Deutschland die Möglichkeit erhalten hätten, andere Kulturen kennen zu lernen, durften sie doch in der Diktatur nicht ins Ausland oder keine fremden Medien genießen. Das könne nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Doris Hutter