13.06.2008:

Aussiedlerkulturtage der Stadt Nürnberg Freitag

Mit kräftigen Wurzeln im Osten

Die Eröffnung der Aussiedlerkulturtage am Freitag, 13. Juni im Haus der Heimat Nürnberg stand im Zeichen von Kirchen, die seit Jahrhunderten im östlichen Teil Europas die Kultur der Aussiedler mit geprägt haben. Referent Joachim Czernek stellte anhand von Bildern zwölf Kirchen seiner Heimatstadt Beuthen in Oberschlesien vor und zeigte mit jedem Satz die tiefe Bindung zu den Kirchen und den damit verbundenen Festen und Traditionen. Umso mehr erschütterten die Nachricht und die von Horst Göbbel aus dem Internet gezeigten Bilder über den Brand der ev. Bistritzer Kirche in Siebenbürgen das anwesende Publikum. Der Vorsitzende des Vereins Haus der Heimat fand jedoch den Weg aus dem Beklagenswerten heraus, indem er bewundernd die schnelle und hoffnungsvolle Reaktion des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz beschrieb, die 3.000 ¤ Lebensmittelhilfe für 2008 umgehend in einen Fonds für den Wiederaufbau der ev. Kirche zu spenden. Göbbel spannte den Bogen zu Lukas Podolski, der nach dem Sieg der Deutschen über die Polen im ersten EM Spiel nicht triumphiert hatte. „Wir sind nach Deutschland zugewanderte Deutsche mit kräftigen Wurzeln im Osten. Wir sind hier in Deutschland zu Hause, ohne unsere Verbindungsleinen zur Heimat im Osten gekappt zu haben,“ betonte Göbbel.
Die folgenden Menuette von J.S. Bach, meisterhaft vorgetragen von den beiden in Weimar studierenden Sathmarer Schwaben Szilard Biro und Csaba Ionucz am Euphonium und an der Tuba konnten die Stimmung der Anwesenden würdevoll aufnehmen und aufhellen. Die folgenden Grußworte klangen dann schon sehr optimistisch. Stadtrat Prof. Dr. Hartmut Beck (FW) nannte die trotz laufenden Fußballspiels anwesenden Gäste einen „illustern Kreis“ und „die Aussiedlerkulturtage seit 22 Jahren eine Institution, die mit großem Interesse verfolgt werden und dazu beitragen, dass Aussiedler in die hiesige Gesellschaft integriert werden.“ Helmine Buchsbaum (CSU) ehrte und würdigte u.a. ihren Landsmann, den Banater Schwaben Dr. Ernst Christian, der die Nürnberger Aussiedlerkulturtage ins Leben gerufen hat, für seine Vision und hartnäckigen Bemühungen, alle Aussiedler unter einem Dach zu vereinen. In Vertretung des Schirmherrn, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, hatte vorher Stadträtin Gabriela Heinrich (SPD) von dem Charme gesprochen, den die Aussiedlerkulturtage inne haben, wobei „die große Würdigung der Kultur ganz sicher dafür ausschlaggebend ist, dass und wie die Aussiedler in dieser Stadt gesehen werden.“

Der Abend hatte mit Oleg Madorskis virtuosen Klaviervorträgen aus Werken von F. Chopin und F. Liszt begonnen und wurde mit Nocturnen von F. Burgmüller abgerundet. Volker Potoradi am Violoncello und Robin McBride an der Klassischen Gitarre begeisterten einfühlsam und gekonnt das Publikum. Simone Alzner hatte charmant durch den Abend geführt und lud abschließend die Gäste ein, die beiden Ausstellungen „1000 Jahre Christentum und Kirchen der Stadt Beuthen“ sowie „Rathäuser in Schlesien“, eine Ausstellung von Joachim Lukas, zu besichtigen. Ein kleiner Kreis von Gästen sah sich anschließend noch gemeinsam ein Fußballspiel an.

Doris Hutter