„Kultur von allen für alle“
Geschichte und Kunst beim Jahresempfang des Hauses der Heimat Nürnberg
Umrahmt von einfühlsamen, manchmal lieblich-melancholischen und dann wieder sehr flotten Weisen, die Felix und Karin Beer der Oboe, bzw. dem Klavier entlockten, bot der Jahresempfang des Hauses der Heimat (HdH) ganz unterschiedliche Höhepunkte. Zunächst führte Horst Göbbel, Vorstandsvorsitzender des HdH, mit einem kurzen Vortrag „1919-1939-1949-1989 Wegmarken deutscher Geschichte“ in den Abend ein, danach begrüßte Geschäftsleiterin Doris Hutter die zahlreich erschienen Gäste, darunter, passend zum HdH, überwiegend ehrenamtlich Tätige aus sehr vielen Vereinen, jedoch auch Vertreter befreundeter Institutionen und Politiker.
Titus Schüller, Bezirksrat der Partei Die Linke, überbrachte die Grüße des Bezirkstagspräsidenten von Mittelfranken Armin Kroder und zeigte Verständnis, dass man zwei Heimaten haben kann. Seine neue Heimat mitzugestalten, findet er ganz wichtig: „Nürnberg wurde groß durch die Zuwanderung. Heute leben über 154 Nationen zusammen, was manchmal schwierig ist. Aber es funktioniert überwiegend. Das zeigt, dass auch in Europa die Menschen trotz aller Unterschiedlichkeiten zusammenfinden können, auch wenn man manchmal zu Kompromissen gezwungen wird. Ich wünsche uns, dass wir es schaffen, das Zusammenleben so zu gestalten, dass sich alle mitgenommen fühlen, dass sich niemand ausgegrenzt fühlt, dass wir die Nöte und Ängste der Menschen wahrnehmen, ernst nehmen und daran arbeiten, dass wir die Probleme lösen.“ Peter Daniel Forster, Bezirksrat der CSU, freute sich über den Frühlingsgruß in Form von Tulpen im Raum. Er sieht dem geplanten Anbau positiv entgegen und freut sich, dass viele junge Leute dadurch Platz für ihre Proben bekommen. Diana Liberova, integrationspolitische Sprecherin der SPD im Nürnberger Stadtrat, lobte das HdH für seine vielfältige Vernetzungsarbeit, die es ermöglicht, die Geschichte der Aussiedler und Vertriebenen in die Mitte der Gesellschaft zu bringen. Auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly sagte sie: „Und was ist ein schöneres sozio-kulturelles Zentrum als dies hier?! Das HdH gestaltet Kultur von Allen für Alle, indem ein Teil der mitgebrachten Kultur gemischt wird mit dem, was man hier vorfindet.“ Stadträtin Andrea Friedel vom Bündnis 90/Die Grünen war zum 1. Mal im HdH und hat beim Aufhängen ihrer Jacke „tatsächlich ein Stück Heimat gefunden, es ist nämlich in diesem Zimmer eine Karte von Schlesien und ich stand ganz begeistert davor und habe geschaut, wo kommt denn meine Mutter her, wo sind tatsächlich auch ein Teil meiner Wurzeln, also ein Teil von mir.“
Den besonderen Höhepunkt des Abends bot die Kunstwissenschaftlerin Dr. Heinke Fabritius, amtierende Kulturreferentin für Siebenbürgen, mit ihrem Vortrag „EIN ALTES BILD ÜBER DEN NEUBEGINN DER ZEIT. Ein Hermannstädter Bruegel zum neuen Jahr“, weil sie dem Publikum einen neuen Zugang zu den gezeigten Bildern ermöglichte. Die künstlerische und geschichtliche Betrachtung des Bildes löste Erstaunen aus und schärfte dankenswerter Weise den Blick auf Kunstwerke allgemein.
Der abschließende Stehempfang war von Sprachschülern des HdH mit vielen köstlichen Spezialitäten bestückt worden und durch die wundervolle essbare Blumendekoration auch eine Augenweide. Während man kulinarisch abwechslungsreich voll auf seine Kosten kam, konnte man sich prima unterhalten und auch die kleine Bilderausstellung betrachten, die Kinder und Jugendliche unter der Leitung von Irina Trautwein in Workshops bei den Aussiedlerkulturtagen 2018 im HdH erstellt hatten. Ein Abend voller Kunst, in vieler Hinsicht!
Doris Hutter