„Die Gesellschaft mitgestalten!“
Tag der offenen Tür im Haus der Heimat (HdH) Nürnberg
Ein Vertreibungsschicksal kann zum Verstummen der Betroffenen, zum Rückzug aus der Gesellschaft führen, sagte die Bundestagsabgeordnete Gabriela Heinrich, SPD, in ihrem Grußwort beim „Fest unter der Eiche“ am 22. Juli. Vor zehn Jahren wurde sie Mitglied im HdH, weil „dieses Haus Menschen, die die Heimat verloren haben, Orientierung gibt und dabei vermittelt, offen zu sein für diese offene Gesellschaft!“ Ihr Kollege aus dem Bundestag Michael Frieser, CSU, ging in seinem Grußwort einen Schritt weiter: „An die Wurzeln denken und trotzdem die Gesellschaft mitgestalten, dafür steht dieses Haus der Heimat!“
Horst Göbbel, der Vorsitzende des HdH e.V. Nürnberg, erteilte bei der Eröffnung des Festes der befürchteten Politikverdrossenheit eine klare Absage und rief alle Gäste auf, ihr Wahlrecht zu nutzen: „Komplexität und Globalität sind nicht unregierbar. Die Politik muss sich nur redlich der zahlreichen schnelllebigen hochkomplexen Prozesse der Globalisierung und Digitalisierung annehmen.“
Geschäftsleiterin Doris Hutter begrüßte die knapp 70 Ehrengäste namentlich und benutzte dabei Wortschöpfungen von Martin Luther, wie z.B. „Herzenslust“, die sie bei den anwesenden Vertretern befreundeter Institutionen vermutet, die dem HdH die Ehre gegeben haben, obwohl sie nicht gewählt werden. Als sie die anwesenden ehrenamtlichen Vertreter der Mitgliedsvereine begrüßte, erwähnte sie Luthers „Langmut“, anspielend auf die Ausdauer, die man in der Vereinsarbeit haben muss.
Der Bezirkstagspräsident von Mittelfranken Richard Bartsch, Schirmherr des Festes, betonte, dass das Nürnberger HdH für die Menschen aus dem ganzen Bezirk gedacht sei, „um hier auch eine häusliche Heimat zu finden. Der geplante Erweiterungsbau zeigt uns, dass der Bedarf da ist!“ Karl Freller, MdL, CSU formulierte es so: „Wir brauchen mehr Platz, weil wir mehr Leute sind!“ Bartsch wünscht sich, auch im Namen von Peter Daniel Forster, Bezirksrat CSU, „dass es nicht nur ein Ort der Begegnung sei, sondern auch ein Lernort, in dem auch Friedenspolitik, Ausgleich und Geschichte gelehrt wird!“ Und SPD-Stadtrat Dr. Ulrich Blaschke, auch in Vertretung des Oberbürgermeisters Dr. U. Maly, schätzt an der Arbeit des HdH „dass Sie mit uns Stadtgesellschaft gestalten, dass Sie nicht nur für Ihre Landsleute da sind, sondern dass Sie hier verankert sind und nicht irgendwo im Gestern.“
Richtig verankert sind inzwischen auch die kulturellen Leckerbissen, die das HdH quer durch alle Generationen bieten kann: Die Kindertrachtengruppe der Banater Schwaben unter der Leitung von Sandra Hirsch bot Volkstänze, bei denen Kinder mit Erwachsenen zusammen tanzten. Die Russlanddeutsche Tanzgruppe „White Shadows“ unter der Leitung von Katja Kais und Christina Judt brachte mit Rock’n Roll und HipHop viel Schwung ins Programm, das Tanzmariechen Celina Keil von der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris beeindruckte durch Akrobatik und die erst kürzlich gegründete Singgruppe der Sprachschüler des HdH unter der Leitung von Tatjana Gettich sang, entsprechend gekleidet, Operettenmelodien von Johann Strauß.
Umrahmt von den bewährten Klängen der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Ltg. Michael Bielz), die es jedes Mal schafft, Gäste zum Tanzen zu bewegen, und charmant moderiert von Annekatrin Streifert, Mitglied der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg, die auf dem Gelände ihre Ausstellung „40 Jahre Tanzgruppe“ präsentierte, bot das Fest außerdem auch kulinarisch verankerte Leckerbissen der Metzgerei Mooser und von Tünde Thiess am Langosch-Stand.
Den vielen Ehrenamtlichen, die selbstgebackene Kuchen gespendet hatten, den treuen verlässlichen Helfern im Einsatz beim Getränkeausschank, Bücherflohmarkt, Kinder-Kreativ-Ecke bis hin zum Auf- und Abbau der Zelte, Kasse, Küchendienst und Bedienung sagen die Organisatoren wieder herzlichen Dank. Stellvertretend für sie alle seien erwähnt: der Sprecher des organisierenden Arbeitskreises Johann Schuster und seitens der HdH-Angestellten Annette Folkendt und Hausmeister Eugen Vetter. Zusammen mit den zahlreichen Gästen, die angesichts mehrerer zeitgleichen Feste in der Stadt dankenswerter Weise dem HdH die Ehre gegeben und zum guten Gelingen eines fröhlichen Sommertages beigetragen haben, wurde beim gemeinsamen Feiern eine große Gemeinschaft gefestigt, die den Geist des Hauses der Heimat prägt, durch das ganze Jahr trägt und viel Freude spendet.
Doris Hutter