Geschichte des Vereins

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Vorgeschichte bis 1994

Die Idee zur Errichtung des HdH ist aufs Engste verknüpft mit der rapiden Zunahme des Aussiedlerstromes Ende der 80-er Jahre. Zwischen 1976 und 1987 kamen im Jahresdurchschnitt etwa 50.000 Aussiedler nach Deutschland. Plötzlich explodierte diese Zahl im Jahre 1988 auf 200.000 und stieg nochmals 1989 sowie 1990 auf jeweils fast 400.000 Deutsche an. Die Neuankömmlinge – vor allem aus Rumänien, Schlesien und der ehemaligen Sowjetunion – benötigten im deutschen Mutterland natürlich zunächst Wohnraum, aber dann auch Räumlichkeiten, die der Begegnung sowie der Eingliederung dienen konnten.

Dr. Sieghard Rost

Dr. Sieghard Rost

Infolgedessen griff die von dem Nürnberger Landtagsabgeordneten Dr. Sieghard Rost geleitete Arbeitsgruppe für Aussiedlerfragen in der CSU-Landtagsfraktion diesen Eingliederungsgedanken erstmals 1989 auf, um ihn über das Parlament durchzusetzen.
Zugrunde lag die Erkenntnis, dass das 1970 von der Staatsregierung ins Leben gerufene Haus des Deutschen Ostens in München (abgekürzt HDO) zur Förderung der ostdeutschen Kultur und für eine Heimstatt der Vertriebenen/Aussiedler nur in München und dem Umland wirken könne. Im übrigen Land, besonders in Nordbayern, müssten weitere vergleichbare Einrichtungen geschaffen werden – so lautete die Forderung der CSU-Arbeitsgruppe.
Nach langen Vorgesprächen und Verhandlungen mit CSU-Gremien, dem BdV und Ministerien setzte dann Dr. Rost im Juli 1990 einen Landtagsbeschluss durch, der die Bayerische Staatsregierung aufforderte, ein Konzept für die Errichtung von Häusern der Heimat in Bayern zu entwerfen.
Hiermit war es gelungen, die Idee von Begegnungsstätten aus dem unverbindlichen Erörterungszustand in einen offiziellen Landtagsbeschluss umzusetzen.
Aufschlussreich ist die Begründung, mit der Dr. Rost seine „Haus der Heimat“- Idee den Parlamentariern nahegebracht hat. Diese Idee hat von ihrer einstigen Gültigkeit auch heute nichts eingebüßt und soll deshalb zur Besinnung auf die nachwirkende Aufgabenstellung in Auszügen wiedergegeben werden:
„Die Integration der Aussiedler zu fördern, die in den letzten drei Jahren in einer Größenordnung von rund einer Million Menschen nach Deutschland gekommen sind, ist eine vordringliche Aufgabe des Staates. Integration bedeutet Teilnahme an dem sozialen, kulturellen und politischen Leben des Mutterlandes. Mit ihrer Übersiedlung in die Bundesrepublik Deutschland werden die Aussiedler, die großenteils aus ländlichen Gebieten kommen, mit einer bisher für sie unbekannten hochindustrialisierten Gesellschaft und (groß-)städtischer Lebensform, mit Kultur- und Medienvielfalt konfrontiert, die leicht zu einer Orientierungs- und Wurzellosigkeit führen kann.
Belastend wirken auch unterschiedliche Einstellungen der Aussiedler im Gegensatz zu ihren einheimischen Landsleuten zu dem Thema Heimat Deutschland und zur nationalen Identität. Deutschland wurde aus der Ferne von den Aussiedlern in ihren Herzen überhöht gewissermaßen als heiliges Mutterland ersehnt, während die Deutschen im Mutterland selbst nach 1945 mehr und mehr von einer sinngebenden nationalen Einstellung sich entfernt hatten. Diese unterschiedliche Erwartungshaltung zu einer nationalen Geborgenheit in der Heimat Deutschland kann zu psychologischen Belastungen bei Aussiedlern führen. Die Spannungen werden dann noch vergrößert, wenn die Aussiedler im Mutterland als „Russen“ oder „Ausländer“ abgelehnt werden, während sie in ihrem Herkunftsland als Deutsche verfolgt worden waren. Die Folge ist, dass die Aussiedler im deutschen Mutterland sich in Landsmannschaften abkapseln und so eine Neigung zur Gettobildung entwickeln. Diese aber ist für die notwendige Integration nur hinderlich.
Dieser Tendenz können Häuser der Heimat als eigene Kulturstätten für Aussiedler aus allen Herkunftsländern sowie als Begegnungsräume für Aussiedler mit Einheimischen entgegenwirken. Gezielte kulturelle und soziale Aktivitäten in Häusern der Heimat können helfen, den Dialog über die Grenzen der Landsmannschaften hinweg zu fördern und somit innere Schranken zwischen ihnen abzubauen, aber auch die Zustimmung zur neuen Heimat und zum demokratischen Rechtsstaat Bundesrepublik Deutschland zu entwickeln. Dabei wird es auch aus gesamtdeutscher Kulturverpflichtung geboten sein, Kulturbrücken zur alten Heimat zu bauen bzw. zu erhalten.
Somit wird als Ziel für die Errichtung von Häusern der Heimat angestrebt, gegenseitiges Verständnis durch Begegnung und sozial-kulturelles Tun zu entwickeln und dabei gleichzeitig die eigene kulturelle Identität zu bewahren nach dem Motto: „Gute Banater Schwaben bzw. Siebenbürger Sachsen oder Oberschlesier bleiben und gute Bayern werden!“
Auf Einladung von Dr. Rost trafen sich noch im Dezember 1990 im Landtag Vertreter der CSU-Landtagsfraktion, des Arbeitsministeriums, des BdV-Landesverbandes Bayern sowie ein Architekt, um Grundsätze für eine Konzeption „Haus der Heimat“ zu erstellen.
Als Standorte wurden schon damals – 1990/91 – in die engere Wahl genommen: Nürnberg, Ingolstadt, Waldkraiburg und Krumbach.
Nürnberg konnte von Anfang an einen entscheidenden Standortvorteil für die Gründung eines Hauses der Heimat ins Feld führen: Der Freistaat Bayern unterhielt hier seine Zentrale Aufnahmestelle für Aussiedler (in der Beuthener Straße), und zudem gehörte das dortige Gelände um die ehemaligen Grundigtürme dem Staat. Infolgedessen gingen die Initiatoren für das Nürnberger Projekt in München wie in Nürnberg davon aus, dass die vorgesehene Begegnungsstätte in unmittelbarer Nähe zur Zentralen Aufnahmestelle errichtet werden könne, weil ein Grundstück vorhanden sei. Darüber hinaus lebten in und um Nürnberg herum Vertriebene und Aussiedler in einem überdurchschnittlichen Prozentsatz.
Auch im Fall Standort Nürnberg ergriff Dr. Sieghard Rost im Dezember 1990 die Initiative und lud Vertreter der Nürnberger CSU-Stadtratsfraktion, der Bezirkstagsfraktion, des Arbeitsministeriums und Dr. Ernst Christian, den BdV-Kreis- sowie Bezirksvorsitzenden, in die Zentrale Aufnahmestelle ein, um an Ort und Stelle Möglichkeiten für die Errichtung eines Gebäudes und Fragen der Trägerschaft sowie der Finanzierung abzuklären.
Dass Nürnberg dann tatsächlich ein Haus der Heimat (HdH) bekam, ist wesentlich auf folgende Maßnahmen und Entwicklungen zurückzuführen:
Der in Nürnberg beheimatete Staatsminister Dr. Günther Beckstein nahm sich der HdH-Idee an und sprach 1994 am Tag der Heimat in seinem Grußwort öffentlich von der Berechtigung des Standortes Nürnberg. Zudem drang er aufgrund von mehreren Erörterungen darauf, dass ein Förderverein Haus der Heimat ins Leben gerufen wurde.
Zum entscheidenden Motor für die Errichtung des HdH in Nürnberg wurde Dr. Ernst Christian, der BdV-Vorsitzende von Nürnberg und BdV-Bezirksvorsitzende von Mittelfranken. Er war bereit, die Vorbereitungen für die Gründung des Fördervereins in parteipolitischer Unabhängigkeit zu treffen und dann auch den Vorsitz im Förderverein zu übernehmen. Zusammen mit Johannes Geiger, dem Vorsitzenden der Union der Vertriebenen in Nürnberg, wurde er zum wichtigen Ansprech- und Verhandlungspartner bei staatlichen und kommunalen Behörden.
Dr. Christian und Geiger setzten dann auch den jetzigen Standort an der Imbuschstraße durch – mit dem vorrangigen Argument, dass eine Begegnungsstätte an der U-Bahn-Station Langwasser-Süd leichter von Vertriebenen/Aussiedlern angenommen werde als im Bereich der abgelegenen Zentralen Aufnahmestelle an der Beuthener Straße.
Den CSU-Stadträten Professor Dr. Hartmut Beck, Dr. Walter Stock und Johannes Geiger gelang es bereits 1990/91, die Stadt Nürnberg in das Gründungsvorhaben einzubeziehen – mit der Zusage, dass die Stadt Nürnberg ein Grundstück in Erbpacht zur Verfügung stellen werde.
Auch der damalige Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein unterstützte schließlich in der heißen Phase in seinem Brief vom 7.09.1995 an Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber das Anliegen einer Errichtung eines Hauses der Heimat in Nürnberg. Die Entscheidung zugunsten des Standortes Nürnberg durch die Bayerische Staatsregierung fiel 1994/95. Sie wurde vorbereitet durch eine Sitzung am 13.10.1994, zu der Dr. Sieghard Rost, der HDO-Präsidiumsvorsitzende, Vertreter der Abteilung V des Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung (abgekürzt AM), die für Vertriebenenfragen zuständig ist, eingeladen hatte. Abteilungsleiter Dr. Hartmut Singbartl signalisierte eindeutig seine Unterstützung des von Dr. Rost geforderten Standortes Nürnberg. Als wichtigste Ergebnisse dieser Erörterungsrunde wurden festgehalten:
Das HDO München kann wegen seiner knappen Personaldecke eine Betreuung des in Nürnberg vorgesehenen HdH nicht übernehmen. Vielmehr müsse das AM die notwendige Organisation bei der Gründung des HdH gewährleisten, später soll der zu gründende Förderverein diese Aufgabe übernehmen.
Da über den Standort in Nürnberg noch unterschiedliche Vorstellungen herrschten, erfolgte keine endgültige Festlegung. Ein Ministerialrat wurde beauftragt, die Alternativmöglichkeiten zu prüfen.
Der politischen Spitze des AM sollte vorgeschlagen werden, eine Entscheidung zugunsten des Projekts Nürnberg zu treffen. Tatsächlich meldete der damalige Staatsminister Dr. Gebhard Glück auch eine Summe von 3 Millionen DM für die Errichtung eines HdH in Nürnberg im Doppelhaushalt 1995/96 an. Kabinett und Landtag stimmten zu. Mit diesen Entscheidungen von Seiten des Freistaates Bayern waren die Weichen für das Nürnberger Projekt gestellt.
Auch Ministerpräsident Dr. Edmund Stoiber ließ sich von seinen beiden Kabinettskollegen Dr. Günther Beckstein und Barbara Stamm von der Notwendigkeit und der finanziellen Möglichkeit der HdH-Gründung in Nürnberg überzeugen und verkündete in seiner Regierungserklärung am 23. Mai 1996:
„Wir werden in Nürnberg mit dem Haus der Heimat eine Erinnerungsstätte für Flucht und Vertreibung von Millionen Deutscher und ihre Aufbauarbeit in Bayern schaffen, wenn die Stadt Nürnberg – wie in Aussicht gestellt – dem Freistaat ein Grundstück zur Verfügung stellt.“