20.07.2013:

Fest unter der Eiche – Nachbarschaftsfest

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„…ein Stück neuer Zugehörigkeit zurückgeben …“
Das „Fest unter der Eiche“ als großes Nachbarschaftsfest in Nürnberg

Den Tag der offenen Tür im Haus der Heimat (HdH) Nürnberg am 20. Juli feierten zusammen mit etwa sechshundert Gästen, darunter rund hundert Jugendliche, nicht nur zahlreiche prominente Politiker, sondern auch neue Kandidaten für politische Ämter, darunter die Aussiedler Brigitte und Edwin Krug, Siebenbürger Sachsen. Außerdem gab es ein Konzert für die Nachbarn des HdH.
Viele helfende Hände mehrerer Landsmannschaften und Verbände haben gemeinsam das Fest vorbereitet und durchgeführt: Kuchen gebacken, Zelte aufgestellt, Getränke und kulinarische Spezialitäten angeboten, Bücherflohmarkt und Kreativecke mit Basteln fantasievoller Hüte betreut, fotografiert, gefilmt, Blasmusik gespielt, Baumstriezel gebacken, gesungen, getanzt, musiziert und geklatscht.

Konzert auf der Nachbarwiese

Besonders großen Applaus erntete das Konzert auf der Nachbarwiese: Bei den Vorbereitungen des Festes war der Jugendtanzgruppe der Deutschen aus Russland, die im Haus der Heimat probt und „White Shadows“ heißt, die Idee gekommen, uns doch mal mit einem Konzert bei den Nachbarn zu bedanken, weil sie manchmal unseren Lärm ertragen müssen. Der Gedanke, Nachbarschaft als Nehmen und Geben zu verstehen, wurde sofort aufgegriffen. Die Grundstückseignerin WBG erlaubte, die an das HdH grenzende Wiese zu nutzen, es wurde eine Bühne angemietet und von 15:30-18:00 Uhr gab es Instrumentalmusik, Tanz und Gesang (HipHop, Street Dance, Rock ’n Roll, Klassisches und Modernes), wobei die Nachbarn das Konzert von Ihrem Balkon aus genießen oder sich mit Stühlen und Tischen auf der Wiese niederlassen und auch Freunde einladen konnten. Selbstverständlich kostenlos. Es traten die Tanzgruppen von „White Shadows“ (Ltg. Alexander Voss und Katja Jonas), eine Bauchtänzerin von „Bahira W/S“ und ein Tanzmariechen der „Noris Banatoris“ im Wechsel mit mehreren Gesangsgruppen von Olga Philipp auf. Zwischendurch spielte die Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg (Ltg. Michael Bielz), die es wieder schaffte, Tänzer von den Bierbänken auf die Tanzfläche zu bewegen.

Geklatscht wurde auch bei den erfreulich kurzen Grußworten, mit denen die Organisatoren und Vertreter der Politik vor die Gäste traten: Horst Göbbel beleuchtete kurz die Auswanderung der Deutschen vor 250 Jahren nach Russland, als die tatkräftige Kaiserin Katharina II. sie rief und mit Privilegien ausstattete, und betonte, wie wichtig wohlgesinnte Partner für das Zustandekommen eines erfolgreichen Werkes seien. Bei der Eingliederung der Aussiedler in der neuen Heimat spielen Partner aus Politik und Gesellschaft eine ganz wichtige Rolle. Schirmherr Waldemar Eisenbraun, Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, griff die ungewisse Zukunft auf, die den in Russland Einwandernden drohte, und betonte, dass die heutigen Aussiedler noch weitgehend damit beschäftigt sind, in Deutschland Fuß zu fassen, dass es aber vermehrt jüngere Leute gibt, die bereit sind, auch politische Verantwortung zu übernehmen.

Neue kulturelle Sozialisation

Dr. Markus Söder, Bayerischer Staatsminister der Finanzen, lobte den „Beitrag der Landsmannschaften bei der neuen kulturellen Sozialisation“ in Deutschland und überreichte einem, der sich genau dafür jahrelang eingesetzt hat, Artur Schächterle, Russslanddeutscher, das Ehrenzeichen des Bayerischen Ministerpräsidenten. Für Artur Schächterle sang der russlanddeutsche Chor „Heimatklänge“ die aus dem Russischen von der schon zehn Jahre amtierenden Chorleiterin Charlotte Kirchmeier übersetzte Volksweise „Hopsapolka“ und Olga Vetter bat den Geehrten sogar zu einem Tanz. Aus der guten Zusammenarbeit des HdH mit der SinN-Stiftung „Seelsorge in Nürnberg“ entstand die Idee, die bayerischen Aussiedlerseelsorger, die bei der Tagung „Christlicher Glaube und Weltverantwortung“ in Nürnberg waren, zum Mittagessen einzuladen. Pfarrer Markus Hergen, Mitglied des Leitungsteams der bayerischen Evangelischen Aussiedlerseelsorge erläuterte in seinem Grußwort, wie wichtig es ist, sich zu begegnen, aufeinander zuzugehen, ins Gespräch zu kommen, den anderen kennen zu lernen. Passend dazu sang der Chor „Heimatklänge“ das Lied „Regenbogen im Himmel“. Michael Frieser, MdB, Integrationsbeauftragter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, findet, dass die „Landsmannschaften Wertmaßstäbe haben, wie man sich in die Gesellschaft integrieren kann“ und dass „ein Zusammengehörigkeitsgefühl die Menschen persönlich entwickelt und weiter bringt“. Günter Gloser, MdB SPD, dankte für die Arbeit im HdH und rief: „Fordern Sie uns in der Politik!“ Helga Schmitt-Bussinger, MdL SPD griff Horst Göbbels Gedanken des „wohlgesinnten Partners“ aus der Politik auf und sagte: „Dieses Kompliment möchte ich gerne zurückgeben: Das Haus der Heimat ist ein wohl gesonnener und engagierter Partner der Politik“, wofür sie dankte. Sie betonte, dass die einheimische Bevölkerung auch zur Eingliederung der Zuwanderer beitragen müsse, der Prozess sei beidseitig. So kam sie auf die beiden Geschwister Krug zu sprechen (Brigitte Krug kandidiert für den Bezirk Mittelfranken, Edwin Krug für den bay. Landtag): „Sie wollen ein Stück dessen, was sie hier an neuer Zugehörigkeit und Zusammenhalt erlebt haben, zurückgeben…“ Bezirksrat Peter Daniel Forster, CSU überbrachte die Grüße und den Dank des Bezirks Mittelfranken und des Bezirkstagspräsidenten Richard Bartsch. Der Nürnberger Bürgermeister Horst Förther sagte: „Wir wissen Ihre Rolle in der Integration zu schätzen!“ und ging einen Schritt weiter: „Integration heißt, bereit zu sein, sich zu verändern, das gilt für die Zugewanderten und für die Einheimischen gleichermaßen!“ Stadträtin Elke Leo von der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen schätzt ganz besonders den Einsatz „für ein gelungenes Zusammenleben aller Bürgerinnen und Bürger Nürnbergs, über die Grenzen von Langwasser hinweg“, wofür sie herzlich dankte. SPD-Stadträtin Gabriela Heinrich, Bundestagskandidatin, sagte: „Mir gefällt bei euch die Tradition, die man immer wieder erleben kann, aber auch der Blick auf das Moderne, was man daran erkennt, dass die Kinder auch andere Musik oder Tänze vortragen dürfen. Dieses Nichtstehenbleiben schätze ich sehr!“ CSU-Stadträtin Helmine Buchsbaum lobte das Miteinander im HdH und sprach von einem bunten Strauß verschiedener Landsmannschaften. Das letzte Grußwort hatte es in sich: Manfred Richter, Vorsitzender des Bürgervereins Langwasser würdigte die Arbeit, die im HdH geleistet wird, nicht nur mit herzlichen Worten, sondern auch mit einer Geldspende, die er für weitere Projekte im HdH symbolisch überreichte. Die Spende kommt u.a. einem Projekt junger Künstler zugute, deren Arbeiten als Kalender an Jugendhäuser im Stadtteil geschenkt werden sollen. Karl Freller, MdL CSU rief die Gäste des Festes auf, am 15. und 22. September zur Wahl zu gehen und die demokratischen Parteien zu unterstützen und Waldemar Eisenbraun sprach den Eltern der Kinder, die auf der Nachbarwiese aufgetreten waren, seinen Dank aus, dass sie ihren Kinder kulturelles Engagement vorleben. Den Jugendlichen rief er begeistert zu: „Ihr seid klasse!“

Schöne Stunden der Gemeinschaft!

Klasse waren sie alle: die Helfer an der Schänke (Sathmarer Schwaben), am Kuchenbuffet, an der Kasse und beim Bücherflohmarkt (Siebenbürger Sächsinnen), bei der Kreativecke (Russlanddeutsche), beim Kuchenbacken, Zelt auf- und abbauen, Bedienen der Gäste und Küchendienst (Vertreter aller Gruppen), die Tanz- und Gesangsgruppen (diesmal Russlanddeutsche und Noris Banatoris). Ihnen wie auch den Anbietern kulinarischer Spezialitäten (Metzgerei Mooser und Baumstritzel Faff) und dem AK Kultur (Leitung Annemarie Wagner), der das Fest geplant hatte, gebührt großer Dank: Sie haben vielen Menschen schöne Stunden der Gemeinschaft beschert! Wie schön, dass sie selbst sichtlich Spaß daran hatten.

Doris Hutter