26.07.2008:

Jubiläumsfest unter der Eiche

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Tag der offenen Tür und 10jähriges Jubiläum des Hauses der Heimat Nürnberg

Auch wenn Dr. Günther Beckstein schon seit dem ersten „Fest unter der Eiche“ alljährlich die Schirmherrschaft übernahm, so war es keineswegs selbstverständlich, dass er auch als Ministerpräsident dabei sein würde. Aber er kam. Denn er sei stolz auf die Entwicklung und die Lebendigkeit dieser „Begegnungsstätte für die Schicksalsgemeinschaft der Heimatvertriebenen und Aussiedler.“ Und er betonte: „Ich habe einen großen Respekt vor all denjenigen, die neu anfangen mussten, denen wir in Bayern so viel zu verdanken haben, vor denen, die sich gescheit angestrengt und wesentlich mitgeholfen haben, Bayern vom Ende der Tabelle nach dem Krieg heute an die Spitze“ zu bringen.

Dass Vertreibung nie gerechtfertigt und ein massiver Verstoß gegen Menschenrechte ist, als Unrecht gebrandmarkt werden und auch deswegen das Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin kommen müsse, steht für den bayerischen Ministerpräsidenten außer Frage. Ebenso, sei der frühe Versöhnungsgedanke der deutschen Vertriebenen ein „Grundstein für das Zusammenwachsen in Europa“. Kulturpflege und Integration in vielfältiger Form müsse wie bisher beharrlich weiter geführt werden, denn „Aussiedler sind auch Träger unserer künftigen Entwicklung.“ Dem eindeutigen Ja zum Zentrum gegen Vertreibungen des Ministerpräsidenten schloss sich auch sein Europaminister Dr. Markus Söder an, und hielt u.a. fest: „Das Haus der Heimat ist mehr: es ist die Heimat des Herzens. Jeder von uns spürt hier die Herzlichkeit, spürt die emotionale Verbindung, hier fühlt man sich nicht nur wie in der Heimat, hier fühlt man sich zu Hause.“ Dieses Haus sei auch „Heimat unserer Kultur“ und zugleich „eine Brücke – auch in die Zukunft“. Günter Gloser, Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion und Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, dankte für das große Engagement des Hauses der Heimat auch als Brückenbauer zu der Heimat, „von wo viele herkommen, aber auch zu den Bürgern und Mitbürgern hier“, als europäische Kulturvermittler, bekannte sich zum offenen Dialog mit den östlichen Nachbarn, betonte den Friedens- und den Stabilitätsgedanken der EU und lobte alle Gruppen im Haus der Heimat „die diesen wahren europäischen Gedanken pflegen.“ Bundestagsabgeordnete Renate Blank (CSU) dankte nicht nur allen helfenden Händen, sie betonte die Werte, etwa den Wert von Familie, bei den Aussiedlern. Ihr Aufruf, unbedingt am 28. September zur Wahl zu gehen und keine extremen Parteien zu wählen, wurde mit Applaus bedacht. Ebenso freudig vernahmen die Anwesenden auch die Glückwünsche vom Regierungspräsidenten von Mittelfranken, Dr. Thomas Bauer. „Das Haus der Heimat ist ein unverzichtbarer Teil der Nürnberger Kultur, des Nürnberger Kulturlebens und integraler Anlaufpunkt für Aussiedler und Heimatvertriebene.“ Er dankte den Personen der ersten Stunde, deren Handeln auf die Zukunft ausgerichtet war. Schließlich betonte Bürgermeister Horst Förther (SPD) – in in Vertretung des OB Dr. Ulrich Maly – in seinem Glückwunsch zum Jubiläum die breite Vielfalt der Unternehmungen dieses Hauses – vom Volkstanz bis zum HipHop, äußerte sich voll Lob über alle Aussiedler, die sich und ihre jahrhundertealte Kultur hier einbringen, „Gemeinschaft nicht nur beim Hausbau“ beweisen und versprach, nach Klärung einiger Punkte auch die Grundgedanken des Zentrums gegen Vertreibungen nicht aus den Augen zu verlieren: „Wir werden es zu gegebener Zeit unterstützen“, lautete sein Fazit. Alle hohen Gäste begrüßten in ihren Grußworten auch die Verleihung des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Horst Göbbel, den Vorsitzenden des Vereins Haus der Heimat, durch den Bundespräsidenten Horst Köhler, das ihm vom Bayerischen Ministerpräsidenten wenige Tage vorher bei einem Festakt in der bayerischen Staatskanzlei überreicht worden war als Zeichen für die hohe Anerkennung, die die Integrationsarbeit auch im Haus der Heimat genießt. In seinen einführenden Begrüßungsworten würdigte er den persönlichen Einsatz von Dr. Günther Beckstein, der sich seit Mitte der neunziger Jahre als Innenminister ganz besonders für die Idee des Hauses der Heimat begeistert habe sowie den damaligen Oberbürgermeister Dr. Peter Schönlein und gedachte voller Respekt derer, die „vor zehn Jahren klug vorausschauend dieses Haus förmlich aus dem Boden gestampft haben“, allen voran der Banater Schwabe Dr. Ernst Christian, damaliger BdV-Vorsitzender in Nürnberg. Er sprach von Hartnäckigkeit und deren Vision, eine gemeinschaftsfördernde Heimstatt für zugewanderte Deutsche zu errichten. Inzwischen sei das HdH ein lebendiges Haus, in dem durchschnittlich 150 Personen täglich verkehren: „Wir setzen auf Kinder- und Jugendarbeit, ohne die Erwachsenen aus dem Auge zu verlieren.“ Er zitierte aus der Rede des Ministerprä-sidenten im Nürnberger Rathaus am 8. Juni: „Gelungene Integration ist Eckpfeiler für die Sicherung des sozialen Gleichgewichts in unserem Land.“ und erwähnte das neue bayerische Integrationskonzept: Sprache, Bildung, Arbeit, Teilhabe sowie Offenheit und Toleranz. Dann nannte er einige der vielen gelungenen Projekte auf diesem Weg, den das HdH beherzige, und dankte den Förderern des Hauses für deren Vertrauen und finanzielle Unterstützung.
Schon Monate vorher lief die Vorbereitung des Festes im Arbeitskreis Kultur, koordiniert von AK-Sprecherin Annemarie Wagner. Am Vormittag waren fünf Zelte von Ehrenamtlichen der verschiedenen Mitgliedsvereine des Hauses der Heimat aufgebaut und Kuchenspenden der Mitgliedsvereine übergeben worden.12 Uhr fanden sich die ersten Gäste ein. Da brutzelte es schon auf dem Grill der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg. Den Ausschank der Getränke besorgte traditionsgemäß ein Team der Banater Schwaben unterstützt von Helfern der Siebenbürger Sachsen, das Kuchenbuffet die Nösner Gruppe und den Küchendienst abwechselnd Vertreter mehrerer Verbände. Die Ehrengäste wurden von den Sathmarer Schwäbinnen Anna Steinbinder und Monika Jacob sowie dem Sachsen Johann Ohler bedient, an der Kasse saßen die russlanddeutschen Sprachlehrerinnen Olga Vetter und Lydia Pastarnak, an der Technik Alexander Philipp, und den Bücherflohmarkt betreute Josefine Engel, die Bibliothekarin des Hauses. Stimmungsvoll ging es mit der Siebenbürger Blaskapelle Nürnberg e.V. (Ltg. Richard Taub und Michael Bielz) in den Hochsommertag hinein, mit Spannung war der Auftritt des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Günther Beckstein erwartet worden. Horst Göbbel hatte neben den oben genannten Grußwortsprechern als weitere hohe Gäste: Ministerialdirigent Medardus Huemer aus dem Bay. Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, Leiter der Abteilung Zuwanderer, Hans-Peter Schwab, Leiter des Ausgleichsamtes der Regierung Mittelfranken, Nürnberger Stadträte und Referatsleiter, Wolfgang Lang, Aussidlerbeauftragter der Stadt Nürnberg, Landtagskandidaten, Vertreter der Wohlfahrtsverbände, befreundeten Vereine und Institutionen, Polizei und Aussiedlerseelsorge sowie Vorsitzende der Mitgliedsvereine begrüßt.
Nach der Begrüßung erklang das „HdH-Langwasser-Lied“, das anlässlich des Jubiläums 10 Jahre HdH auf die Melodie des Frankenliedes von Doris Hutter geschrieben worden war und Dr. Günther Beckstein, dem prominentesten Zuwanderer in Langwasser, gewidmet ist. Vorgetragen wurde es vom Chor des Bürgervereins Langwasser (Ltg. Hanspeter Beßler) und der Gesangsgruppe des HdH „Volksquelle“ (Ltg. Olga Philipp). Die Ehrungen der persönlichen Mitglieder des HdH mit 10-jähriger Mitgliedschaft nahm Horst Göbbel vor. Er dankte für langjährige Treue und Mitarbeit der im HdH Aktiven. Dr. Günther Beckstein wurde nach seinem Grußwort von Wladimir Egorow ein Bild, das Dr. Beckstein und das Haus der Heimat zeigt, als Geschenk für seinen großen Einsatz zum Bau des Hauses überreicht. Der Künstler Egorow ist seit 10 Jahren ehrenamtlicher Leiter von Malkursen für Jugendliche und Erwachsene im Haus der Heimat, ein 1996 aus Georgien ausgesiedelter Deutscher, der in Tiflis die Kunst-Akademie absolviert hat.
Im Wechsel mit den Grußworten konnten die rund 500 Gäste mehrere Auftritte bewundern: Die landsmannschaftlich übergreifende Tanzgruppe „Sonnenmatte 2008“ war heuer anlässlich der Aussiedlerkulturtage von Annette Folkendt gegründet worden. Sie führte ein Medley ungarndeutscher Volkstänze vor. Die Kindergruppen des Hauses der Heimat „Musikspatzen“ und „Lustige Noten“ (Ltg. Olga Philipp) traten mit je einem Lied auf und aus der Tanzgruppe „White Shadows“ (Ltg. Alexander Voss und Katharina Jonas) tanzten Junge Deutsche aus Russland HipHop. Das Showtanzmariechen Sabrina Pfenninger von der Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris (Trainerin Stefanie Oster) begeisterte mit einem flotten Showtanz und die Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürn-berg (Ltg. Roswitha Bartel), die in der Nordsiebenbürger Wintertracht tanzte, rundete das vielseitige Programm mit einem Figurenwalzer ab. Die Moderation lag wieder in den Händen von Helmine Buchsbaum, Vorsitzende der LM der Banater Schwaben Nürnberg. Im Anschluss spielte die Blaska-pelle noch zum geselligen Beisammensein, bei dem natürlich wieder getanzt wurde.

Die Ausstellung „Unsere Jugendlichen malen“ (Ltg. Wladimir Egorow, LM der Deutschen aus Russland) konnte im Seminarraum bewundert werden und zum Toben für die Kinder gab es eine Hüpfburg, die gerne auch von den Kindern aus der Nachbarschaft benutzt wird. Geschäftsleiterin Doris Hutter, ihre Mitarbeiterin Annette Folkendt sowie Hausmeister Eugen Vetter koordinierten den reibungslosen Ablauf des Festes.
Am Abend wurde noch gemeinsam mit den letzten Gästen gesungen, während fleißige Helfer die Zelte abbauten. So klang das Fest wieder harmonisch und freundschaftlich aus. Herzlichen Dank allen Helfern und Mitgestaltern für ihr bewundernswertes ehrenamtliches Engagement!

Doris Hutter / Horst Göbbel

Zusätzliche Online-Bildergalerie unter:

http://siebenbuerger.de/medien/fotos/hdh-nuernberg-fest-unter-der-eiche/